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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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etwas hatte er nicht verdient. Ich schrieb ihm einen
Brief, flehte ihn an, mich besuchen zu kommen, sich anzuhören, was ich wusste,
aber er antwortete nie. Niemand wollte es wissen. Ich war Unmensch genug.
Inzwischen ist es mir egal. Mir ist alles egal, Miranda ist tot, und das ist
das Einzige, was zählt. Mein Mädchen. Mein wunderhübsches Äffchen.
    Sie hatte eine Zukunft, aber die kleinen Anteile von mir
in ihr haben sie ihr versaut.
    Jetzt hocke ich also im Knast, fünfundzwanzig Jahre für
den Mord an meiner Tochter, den ich nicht begangen habe. Kim und Gaynor haben
ihre Geschichte an die Zeitungen verkauft. Tür an Tür mit einem Mörder. Audrey
ist gefragt worden, ob sie nicht ein Buch schreiben will. Im Bett mit einem
Mörder. Sie kommt nicht oft zu Besuch. Genauer gesagt, gar nicht. Das Geschäft
fuhren Audrey und Tina jetzt zusammen. Ian ist schon lange nicht mehr da.
Zurück nach Schottland, wo er herkommt. Der Laden läuft richtig gut. Alice
Schnüffelnase macht auch mit, kümmert sich um die Buchhaltung. Letztes Jahr hat
sie mir zu Weihnachten ein Foto geschickt, wo sie zu dritt drauf sind, Arm in
Arm auf einer irre großen Plattform stehen, alle im Trainingsanzug und mit Helm
auf dem Kopf, und ein Glas Champagner runterkippen, nach ihren Bungeesprüngen.
    Und Rump? Ich hab es nicht übers Herz gebracht, ihm reinen
Wein einzuschenken. Was könnte ich auch sagen? Nein, ich hab meine Tochter
nicht umgebracht, aber wie es aussieht, könnte ich Ihre Frau ins Jenseits
befördert haben. Das hätte alles nur noch konfuser gemacht, und wenn ich es ihm
gebeichtet hätte, da bin ich sicher, hätte er Torvill und Dean nicht wie
versprochen ausstopfen und mir in die Zelle schicken lassen, wo sie auf einem
kleinen Holzsockel montiert einander ganz sacht mit den Lippen berühren, wie
beim ersten Kuss. Er hat sogar ihre Namen drunterschreiben lassen, nur falsch
herum, »Dean« unter Torvill und »Torvill« unter Dean. Egal. Ich kann sie mir
auf jeden Fall anschauen und mich daran erinnern, wie sie durchs Wasser
tanzten, als ob sie es nur für mich täten. Sie waren was Besonderes, die zwei.
     
    So, das war's. Meine Lebensgeschichte. Nicht berauschend,
was? Ich selbst finde es gar nicht so schlimm, aber manchmal denke ich an Mum,
und dann tut es weh. Was würde sie jetzt von mir denken, ihrem Jungen, der so
tief gesunken ist? Ich tauge einfach nichts. Das weiß ich, ich hab es immer
gewusst, schon als Kind. Ich habe Carol geschrieben, was sie auf meinen
Grabstein schreiben soll. Aber ich bezweifle, dass sie's auch macht. Sie hatte
schon immer ihren eigenen Willen. Aber, wie ich auch in dem Brief geschrieben
hab, sie sollte es wirklich tun, und wenn nur im Interesse ihrer Jungs, dann
kann sie nämlich mit ihnen herkommen, damit sie sich das Grab ihres Opas
ansehen, von den Trümmern seines Lebens erfahren und eines lernen, nämlich
dass sie sich gut überlegen sollen, was sie tun, bevor sie es tun. So sollte
die Inschrift lauten, nur für den Fall, dass Carol mir den Wunsch nicht
erfüllt:
     
    Hier ruht Al Greenwood, Ehemann von Audrey,
    Vater von Carol, Vater von Miranda.
    Er war ein Taugenichts.

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