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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Tina
schaltete so, als würde sie den Weihnachtstruthahn stopfen, mit Faust und Ellbogen.
Mit Tina konnte man nicht reden, hatte auch gar keine Lust dazu. Tina war
unterbelichtet. Ein kurzer Blick, dann sah man zum Fenster raus und fragte
sich, wie viele Bremsklötze sie wohl in einer Woche verschliss, bei Miranda
dagegen lehnte man sich zurück, lachte und scherzte, lauschte einem jungen,
starken, weiblichen Verstand und fragte sich, warum die Welt nicht voller
Mirandas war. Nur Mirandas. Also bot ich ihr einen Job an, einfach so. Keine
blöde Uniform; sie konnte anziehen, was immer sie wollte, einen ungewaschenen
Jutesack, wenn ihr danach gewesen wäre, es hätte nichts geändert. Ich kaufte
einen zweiten Wagen, einen silbernen Renault 25, nobel, schön leise, und
pflanzte sie auf den Fahrersitz. Meine Edelkutsche nannte ich das Taxi, mit der
cleversten Chauffeuse diesseits von Purkbeck am Steuer.
    Die Leute rissen sich förmlich darum, von ihr gefahren zu
werden. Es lag nicht nur an ihrem Aussehen. Es lag daran, wie sie alles machte,
die Tür aufhielt, sich vorbeugte, um die Älteren anzuschnallen, mit ihnen redete. Sie erzählten
ihr alles, Männerprobleme, Frauenprobleme,
der kleine Algy, der sich mit den falschen Leuten abgab, alles kam zur Sprache,
und sie machte einen Scherz und zeigte Verständnis, gab sogar Ratschläge. Ich
bitte Sie, eine Zweiundzwanzigjährige, die Ratschläge erteilt! Sechs Monate
weiter, und die Newdicks liefen herum, als hätten sie irgendwas Schmerzhaftes
im Hintern. Ich grinste von einem Ohr zum andern.
    War natürlich nicht von Dauer. Warum, können Sie sich
denken. Audrey. Audrey konnte Miranda nicht ab. Eigentlich keine Überraschung,
denn Audrey konnte die meisten Leute nicht ab. Genau das hatte ich zu Anfang an
ihr attraktiv gefunden, die viele Säure in ihrer Batterie. Miranda konnte sie
aus einer Reihe von Gründen nicht ab. Erstens: Miranda sah gut aus; zweitens:
Miranda war beliebt. Aber der eigentliche Grund, der Zentner Sand im Getriebe
war der, dass Miranda eine zu große Verlockung war, für mich. Eine viel zu
große Verlockung. Sieben Monate ging alles gut, doch dann, an einem Sonntag,
an dem Miranda und ich bis in den frühen Morgen bei einer Flasche Schampus
zusammengesessen hatten, nachdem wir bis spät in die Nacht eine Hochzeitsgesellschaft
gefahren hatten, sprach Audrey ein Machtwort. Miranda musste gehen. Ich konnte
ihr nicht sagen, dass Miranda, was Sex mit ihr anging, für mich tabu war.
    »Na schön«, sagte ich, »dann arbeite du doch mit ihr. Ich
halt mich möglichst von ihr fern. Aber lass sie bleiben, ich flehe dich an. Sie
ist die reinste Goldmine. Da ist nichts zwischen uns, Audrey, ich schwöre es
beim Grab meiner Mutter. Und es wird auch nie was sein.«
    Sie sah mich an, mit einem dieser kalten, harten Blicke,
bei denen du an Fischköpfe denken musst.
    »Ich wusste gar nicht, dass du eine Mutter hattest«, sagte
sie. »Am Monatsende, Al. Das ist mein Ernst.«
    Also schmiss ich sie raus. Warum? Die Firma, die Doppelgarage,
der Vanden Pias, na, das alles lief schließlich auf Audreys Namen. Ihr Vater,
der Gute, hatte ihr alles hinterlassen. Mir gehörte nur das Haus, und auch das
nicht mal ganz. Meine Mum hatte damals den Kredit aufgenommen, aber die
Restsumme wurde mit Audreys Geld abbezahlt. Das Haus lief daher auch auf ihren
Namen. Der Bungalow meiner Mum! Also blieb mir nichts anderes übrig. Miranda
wurde abserviert. Aber nicht ganz. Von da an traf ich mich heimlich mit ihr.
Sie freute sich. Ich fuhr zu dem nicht mehr benutzten Campingplatz und parkte
ein Stück dahinter. Ich hatte einen alten Wohnwagen da stehen, auf einem von
Alan Sparrows Feldern, die sich bis zur Klippe zogen. Der Platz war wie
geschaffen für heimliche Treffen. Ich kochte eine Kanne Tee, holte die Kekse
hervor und wartete, bis sie auftauchte. Sie erzählte mir ihre ganzen Probleme,
ich erzählte ihr meine. Wir verstanden uns. Iss täuschte sich. Kim Stokie
konnte sie berühren wie kein anderer, sagte sie. Erweckte sie zum Leben. Als
sie das sagte, zwinkerte sie, und wir mussten beide lachen. Der Apfel fällt
nicht weit vom Stamm, dachte ich. Und jetzt sah es dank mir so aus, als würde
sie nie wieder zum Leben erwachen. Nie wieder irgendwas machen, außer mich bis
ans Ende meiner Tage verfolgen.
    Ich wartete am Wagen, während Iss und Ted hineingingen.
Konnte kaum die Zigarette anzünden, so stark zitterte mir die Hand. Ich
versuchte, es mir wieder vorzustellen, die Frau, die

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