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Bindung und Sucht

Bindung und Sucht

Titel: Bindung und Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Brisch
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EMDR-Methode erfordert immer die Arbeit in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft . Im Bereich Vergangenheit werden die dysfunktional gespeicherten Erinnerungen reprozessiert. In der Gegenwart sind erlebnisbezogene Alpträume, Verhaltensstörungen und Auslösereize (Trigger) Ansatzpunkte für die Anwendung von EMDR.Die Arbeit im Bereich Zukunft dient der Veränderung des Vermeidungsverhaltens und der Entwicklung von Verhaltensalternativen.
    Jeweils wird dysfunktional gespeicherte, unverarbeitete Information zum Ziel der EMDR-Intervention. EMDR strebt bekanntlich eine Nachverarbeitung der maladaptiven Information an. Voraussetzung für die Verarbeitung ist eine zumindest ausgeglichene Physiologie und Neurochemie. Stress beeinträchtigt die Informationsverarbeitung. Der Einfluss einer EMDR-Behandlung auf physiologische Parameter im Sinne einer Normalisierung des sympathiko-parasympathikotonen Gleichgewichts ist mittlerweile dargestellt worden (Sack 2004). In der EMDR-Sitzung dient der Aufbau in der Phase der Bewertung einer Erinnerung (des Traumas) einer gestuften Aktivierung der Traumainformation. Diese wird somit im Sinne LeDoux’ aktiviert, und zwar fraktioniert und somit möglichst schonend, so dass keine Überflutung und massive Stressreaktion ausgelöst werden (LeDoux 2001). In der Phase der Reprozessierung dienen die bilateralen Stimuli und der Wechsel zwischen Trauma und Gegenwart – die duale Aufmerksamkeitsfokussierung – einer Modulation der Stressantwort, so dass eine Verarbeitung stattfinden kann. Hier spielt auch die technische Sicherheit und Erfahrung des Therapeuten auf der Basis der therapeutischen Beziehung eine Rolle. Patienten bringen im unterschiedlichen Ausmaß Affekttoleranz, Fähigkeiten der Selbstberuhigung und basale Ich-Stabilität mit ein. Auch sind die Vorerfahrungen und Erwartungen von Patientenseite zu berücksichtigen. Gelingt die Modulation der Stressantwort nicht, kann es anstelle einer Verarbeitung zur Überflutung und Retraumatisierung kommen.
    EMDR ist in der Struktur klar gegliedert. Dies zeigt sich auch im Ablauf einer EMDR-Sitzung. Eine idealtypische Arbeit mit der EMDR-Methode gliedert sich in acht Phasen:
Phase 1: Vorgeschichte und Behandlungsplanung
    Zunächst wird die Vorgeschichte erhoben. Dabei wird besonders auf erfahrene Traumata, die seelische Stabilität, die Ich-Stärke, die Affekttoleranz sowie die Motivation des Patienten geachtet und die Behandlungsindikation geprüft. Gemeinsam mit dem Patienten wird ein Behandlungsplan erstellt, in dem die Durcharbeitung traumatischer Erinnerungen oder anderer traumaassoziierter Symptome einen integralen Bestandteil darstellt. Die Erarbeitung der Indikation und der Ausschluss von Kontraindikationen sind hier zu leisten.
Phase 2: Vorbereitung des Patienten
    Der Patient wird über den Behandlungsplan und die Methode aufgeklärt und, wenn nötig, durch Entspannungstechniken oder imaginative Verfahren, notfalls auch durch Medikamente, zunächst ausreichend stabilisiert.
Phase 3: Bewertung des Traumas
    In dieser Phase wird die zu bearbeitende dysfunktionale Erinnerung in ihren sensorischen, kognitiven und affektiven Komponenten angesprochen. Dabei führt das gesteuerte und fraktionierte Ansprechen von Teilnetzwerken im Sinne LeDoux’ zur Aktivierung der Gesamterinnerung. Die Erarbeitung einer positiven Kognition gliedert die Arbeit in dieser Phase und trägt dazu bei, ein Ziel der Arbeit zu skizzieren. Ein Schaukeln zwischen der Aktivierung kortikaler Reflexion bei der Skalierung kognitiver Verzerrung oder der empfundenen Belastung und dem Erinnerungsmaterial dient dazu, eine Überflutung zu verhindern. Zu benennen, wo im Körper die Belastung lokalisiert ist, zentriert den Prozess vor dem Übergang in die Phase der Durcharbeitung.
Phase 4: Durcharbeitung
    In dieser Phase wird der Patient gebeten, mit dem repräsentativen Erinnerungsbild, der sensorischen Komponente der Erinnerung und der erarbeiteten negativen Kognition in Kontakt zu treten. Gleichzeitig wird – meist über Augenbewegungen – eine bilaterale Stimulation angeboten und damit die duale Aufmerksamkeitsfokussierung hergestellt. Von diesem Zeitpunkt an läuft der Prozess eigendynamisch und individuell. Typisch ist häufig eine schnelle Folge zum Teil intensiver, wechselnder sensorischer Eindrücke, Affekte und Gedanken. Sie führt in der Regel zu einer spürbaren Entlastung des Patienten – auch wenn teilweise zwischenzeitlich intensivere Emotionen

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