Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
wären.
Wo ist Natur, wenn nicht im Garten? Mit Garten und Balkon kann man noch viel mehr tun als nur Insekten fördern. Und der Maßstab für das, was man tut, ist ganz einfach. Wenn Sie einen Garten haben, dann zählen Sie einmal die Pflanzenarten, die Sie gepflanzt haben, und diejenigen, die wild wachsen. Bei Ersteren sollten Sie sich vielleicht einmal Gedanken machen, wie viele davon auch wirklich in Deutschland heimisch sind. Oder ob sie, wie viele Arten aus dem Blumengroßhandel, doch nur Zuchtsorten von Arten aus fremden Ländern sind. Kann man da die Quote an einheimischen Arten nicht auch steigern? Es gibt heute zahlreicheGärtnereien, die Samen und Pflanzen von einheimischen Arten anbieten. Sie sind manchmal nicht so spektakulär in ihrer Blüte wie eine Begonie oder Pelargonie aus dem Baumarkt. Aber ein einheimischer Storchschnabel, mit der Pelargonie eng verwandt, ist ebenso schön anzusehen, auch wenn man vielleicht etwas genauer hinschauen muss und die Blüten nicht so lang halten. Dasselbe gilt für Karthäuser-Nelke, Wegmalve oder Frühlingsprimel.
Auch bei Sträuchern und Bäumen kann man regional handeln: Viele Baumschulen bieten mittlerweile autochthones Pflanzgut an – das heißt, die dort verkauften Gewächse kommen aus der Region und sind damit auch an die regionalen klimatischen Bedingungen am besten angepasst.
Das Ziel ist hier 50 plus: Wenn Sie ein Quote von über fünfzig Prozent an einheimischen gepflanzten Arten in Ihrem Garten oder Balkon erreicht haben, ist das schon mal eine sehr gute Quote, gemessen am heutigen Durchschnitts-Einheitsgarten. In der freien Landschaft schafft es die Vegetation in Deutschland, je nach Biotoptyp, auf fünf bis vierzig Arten – pro Quadratmeter. Wenn Sie sich das Ziel setzen, in Ihrem gesamten Garten auf zwei einheimische gepflanzte Arten pro Quadratmeter (im Durchschnitt) zu kommen, wäre das schon ein gute Quote. Die Wildpflanzen, die sich ohnehin immer wieder dazugesellen werden, steigern diese Quote noch deutlich. Ihnen auch etwas Raum zu geben sollte zum guten Ton gehören.
Wieder mehr Moor. Auch wenn es immer die schlechtere Lösung ist, ein Ökosystem wiederherzustellen, anstatt es zu erhalten, haben wir doch gerade in Mitteleuropa schon so viel zerstört, dass man sich über Restauration Gedanken machen muss, insbesondere, wenn sich daraus ein eindeutiger Gewinn für die Biodiversität, aber auch für verschiedene Ökosystemdienstleistungen ergibt.
Die am meisten zerstörten Ökosysteme in Deutschland sind die Moore, vor allem im Norden Deutschlands. 99 Prozent der Moore sind bereits umgewandelt. Dabei geht es nicht vornehmlich um den Abbau von Torf, der in Deutschland aus ökonomischen Gründen schon lange zurückgefahren worden ist. Entscheidend ist vielmehr die Entwässerung der Niedermoore durch tiefe Gräben und ihre landwirtschaftliche Nutzung. Dies wurde und wird großflächig betrieben und setzt durch die Zersetzung des Torfbodens enorme Mengen an Klimagasen frei: Aus der Landwirtschaft in ganz Deutschland rechnet man schätzungsweise mit zwanzig Millionen Tonnen CO 2 pro Jahr. Ein intaktes Niedermoor dagegen speichert CO 2 , und zwar bis zu vierzehn Tonnen pro Hektar und Jahr. In Mecklenburg-Vorpommern hat man daher bereits 30 000 Hektar Moore wieder vernässt. Und man kann als Firma oder auch als Privatperson in diese natürliche Kohlenstoffspeicherung einstiegen und damit die Emissionen seines Unternehmens kompensieren. Die Projekte nennen sich „MoorFutures“ und „Waldaktie“. Mit einem Investment dort lässt sich einerseits der eigene CO 2 -Fußabdruck nach einem Besuch an der Ostsee kompensieren, gleichzeitig werden die natürlichen Lebensräume von Feuchtgebieten, die für viele bedrohte Arten in Norddeutschland von hoher Bedeutung sind, unterstützt. Eine klassische Win-Win-Situation, wie es sie häufig gibt, wenn Überlegungen zur Flächennutzung verschiedene Leistungen der Natur einbeziehen und durch Maßnahmen wie die MoorFutures auch ökonomisch sichtbar werden. Zwar lässt sich damit kein Geld verdienen, denn diese „Aktien“ werfen keinen direkten Gewinn ab. Wer gewinnt, ist die Natur und unser Erlebnis in ihr, wenn man „seinen“ Wald oder „sein“ Moor besucht. Es gibt viele ähnliche Projekte in Deutschland und auf der Welt. Sich einmal im Jahr an solch einem Projekt zu beteiligen ist ein erreichbares und sinnvolles Ziel.
Weniger Fleisch. Wenn es eine Forderung gibt, die als Essenz eines
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