Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
umweltfreundlicheren Konsums gelten kann, dann ist es die Umstellung unserer Essgewohnheiten zu einem Weniger an Fisch- und vor allem Fleischkonsum. Jeder Deutsche verbrauchte laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2010 fast 90 Kilogramm Fleisch pro Person. 55 Kilogramm entfallen davon auf Schwein, fast 13 auf Rind und fast 19 auf Geflügel. Der eigentliche Fleischverzehr liegt dabei nur bei ca. 61 Kilogramm – was deutlich macht, dass zum eigentlichen Verzehr noch der Verlust bei der Schlachtung, Fleisch als Futter (für die Haustiere) und weitere Verluste hinzukommen. Vor allem Rind und Schwein brauchen zum Wachsen ein Vielfaches an Kalorien von dem, was wir Menschen über das Fleisch zurückbekommen. Zudem sind die weiteren Umwelteffekte, etwa durch Treibhausgasemissionen und das Ausbringen der Gülle in die Landschaft, enorm.
Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig wurde im Jahr 2012 ein vegetarischer Tag pro Monat in der Kantine eingeführt. Da ein vegetarisches Gericht gegenüber einem Fleischgericht nur ca. ein Zehntel an CO 2 -Emissionen verursacht, ca. 50 statt 2300 Liter an Wasser zur Herstellung braucht und auch die benötigte Fläche ca. einen Quadratmeter statt 24 ausmacht, hat allein diese Maßnahme eine große Wirkung: Bei zwölf fleischfreien Tagen im Jahr und ca. 600 Mahlzeiten wird dadurch CO 2 äquivalent zu einer Autoreise zweimal um den Globus gespart, die Wasserersparnis beträgt ca. 115 000 Badewannen und die gesparte Fläche beläuft sich auf 24 Fußballfelder.
Selbst wenn man wegen dieses Umwelteffektes nicht gleich Vegetarier werden möchte, kann man seinen Fleischkonsum problemlos drosseln, indem man wie am Forschungszentrum erst an einem, dann an zwei und beliebig mehr Tagen der Woche auf Fleisch und auch Fisch verzichtet. Und wenn man dann weniger häufig Fisch und Fleisch isst, kann es dann auch ein zertifiziertes, teureres Produkt sein.
Nicht alles essen, nur weil es im Supermarkt liegt. Eine Weisheit, die vor wenigen Jahrzehnten noch zum täglichen Brot dazugehörte und im heutigen Supermarktleben fast vergessen ist: Die Natur hat Jahreszeiten, und so gibt es auch Jahreszeiten für die Produkte, die aus der Natur stammen. Bei manchen Produkten ist uns das noch bewusst. So wird der deutsche Spargel weiterhin nur in einer bestimmten Zeitspanne im Frühjahr verkauft. Allerdings haben hier griechischer und peruanischer Spargel das Zeitfenster erheblich erweitert. Erdbeeren zu Weihnachten sind inzwischen selbstverständlich. Sich wieder etwas mehr auf die Jahreszeiten und damit auch auf die regionale Herkunft von Lebensmitteln zu besinnen ist ein weiterer kleiner Beitrag zum kleineren Effekt des eigenen Handels auf die Natur. Kaffee, Bananen und Kakao werden wir auch weiterhin nicht aus der eigenen Region beziehen können, aber zumindest bei frischem Obst und Gemüse aus gemäßigten Breiten sollte dies problemlos möglich sein. Zugegeben, das kann ziemlich frustrierend sein, wenn im Supermarkt alle drei Knoblaucharten – inklusive des „Bio“-Knoblauchs – aus China stammen und man dann woanders suchen muss. Sinnvoll bleibt es trotzdem.
Künstlich-Dauerhaftes reduzieren – weniger Plastik. Schwieriger ist ein Weniger bei der allgegenwärtigen Dauerhaftigkeit in unserem Leben – dem Kunststoff. Weltweit werden etwa 240 Millionen Tonnen Kunststoff pro Jahr produziert, Tendenz massiv steigend. Jeder Deutsche verbraucht pro Kopf ca. hundert Kilogramm Kunststoff pro Jahr, womit wir unseren jährlichen Verbrauch an Fleisch noch übertreffen. Zwar wird ein Großteil des Kunststoffs recycelt oder zumindest durch Verbrennung zur Energieerzeugung genutzt, aber die Verschmutzung mit Kunststoffen hat längst ein enormes Ausmaß erreicht. Es wird geschätzt, dass mittlerweile mehr Plastik im Ozean schwimmt als Plankton. Allein im größten Meereswirbel, dem nördlichen pazifischenDriftstrom, werden 100 Millionen Tonnen Müll vermutet. Dabei wird der Plastikmüll recht schnell mechanisch durch die Wellen zerkleinert und gelangt dann in Kleinstteilen in die Nahrungskette – entweder schon vom Plankton aufwärts, oder direkt bei den größeren Tieren, indem etwa Meeresvögel Plastikstückchen für Nahrung halten und sie verschlucken.
In den 1980er-Jahren gehörte es zeitweise zum guten Ton, die Einkäufe nicht mehr mit Plastiktüten, sondern in Stoffbeuteln („Jute statt Plastik“) nach Hause zu tragen. Diese kritische Betrachtung des Plastiks ist allerdings wieder
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