Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
unser Wohlergehen bevorzugen wir Konstanz und ein hohes Maß an Sicherheit. Die Prognosen für die Zukunft zeigen aber eher eine zunehmende Unsicherheit in den Umweltbedingungen und der Entwicklung unserer Lebensgrundlage namens Biodiversität. Den menschengemachten Wandel bei Lebensräumen und Klima einfach weiterlaufen zu lassen birgt die Gefahr, diese Unsicherheiten unberechenbar werden zu lassen. Ein neues Management unserer Beziehung zur Umwelt wird nötig werden, und mit all dem Wissen, das wir über die Biodiversität und unsere Beziehung zu ihr angehäuft haben,scheint dies auch möglich. Dass man sich dabei von lieb gewonnenem Denken verabschieden muss, haben die Kapitel über das Mehr und Weniger an Biodiversität angerissen.
Es ist schön und mag den einen oder anderen befriedigen, dem Dodo als Ikone des Naturschutzes, als Symbol für das unberührte Paradies nachzutrauern und mit Vehemenz für die Erhaltung jeder einzelnen Art einzutreten. Aber diese Sicht auf eine heile Natur, die im Naturschutz immer noch weit verbreitet ist, wird uns nicht davor bewahren, schwierige Entscheidungen zu treffen, die auch die ökonomische Wertschöpfung an der Natur stärker berücksichtigen.
Ebenso wird sich unsere Ausrichtung auf das Materielle als Maß allen Wohlbefindens, ausgedrückt in unserer konsumorientierten Wirtschaft, die die Natur als unerschöpfliche Ressource annimmt, in Zukunft nicht mehr halten lassen. Das beste Management von Komplexität liegt wie häufig irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden extremen Sichtweisen von reinem Naturschutz um seiner selbst willen und dem Glauben an pure wirtschaftliche Wertschöpfung. Die Erkenntnis, dass die Biodiversität als nullter Sektor die Grundlage allen Wirtschaftens bildet, ist dabei ein zentraler Baustein.
Die Verabschiedung des Übereinkommens zur Biologischen Vielfalt im Jahr 1992 hat diesen Mittelweg eigentlich schon beschrieben, indem sie den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Biodiversität auf dieselbe Stufe stellte. Auch wenn Menschen sich aus verschiedensten Gründen mit diesem Miteinander von Schutz und Nutzung weiterhin schwertun, ist sie doch der vielversprechendste Weg, eine gegenseitige nutzbringende Beziehung zwischen Mensch und dem Rest der Biodiversität aufzubauen.
Die zentrale Zukunftsfrage lautet, ob uns diese Kooperation gelingt – in jedem Einzelnen von uns in seinem biologischen wie geistigen Wesen, innerhalb einer von verschiedenen Interessengetriebenen globalen Gesellschaft, und im Umgang mit deren wertvollster Ressource, der Biodiversität.
Rezepte haben wir genug, um den Verlust unserer Lebensgrundlage maßgeblich zu reduzieren. Die Frage ist, ob wir uns die zentralen Zutaten wie gesellschaftlichen Wandel, ein Bewusstsein von natürlichen Grenzen und neue Formen der Kooperation leisten wollen und dann gemeinsam ans Kochen gehen. Klassische Rezepte des Naturschutzes wie Schutzgebietsausweisungen und Artenschutzprogramme werden dabei nur noch eine kleine, wenn auch wichtige Zutat sein. Ökologisch-ökonomisches Denken und damit die mehr rationale Auseinandersetzung mit Natur wird dagegen eine zunehmend wichtige Zutat sein, mit all den Schwierigkeiten, die die Nutzung von neuen, noch nicht so gut bekannten Zutaten in einem Rezept mit sich bringt. Man muss durchaus mal etwas ausprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass es am Ende nicht oder nicht jedem schmeckt und man das Rezept der sich verändernden Umwelt stetig anpassen muss.
Aber eigentlich sollten wir dieses Menü mit unseren vielen Facetten des menschlichen Einfallsreichtums und der Nutzung des Facettenreichtums der Natur hinbekommen. Sonst wird die Biodiversität eher früher als später wieder ohne uns bei null anfangen.
Tiefer in die Vielfalt einsteigen – weiterführende Literatur
Dieses Buch basiert auf dem breiten, von unzähligen Menschen in Millionen von Arbeitsstunden angesammelten Wissen zur Biodiversität. Wo ich direkt auf veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten Bezug genommen habe, habe ich jeweils die Erstautoren der Studien genannt. Viele interessante Hintergründe und Einsichten in die Forschung finden Sie auf der Webseite des Netzwerk-Forums zur Biodiversitätsforschung Deutschland, www.biodiversity.de .
An dieser Stelle sind nur die wichtigsten Bücher und Berichte genannt, mit denen man in die angesprochen Teilfacetten der Beziehung von Mensch und Biodiversität tiefer einsteigen kann. Eine detaillierte kommentierte Quellenliste findet sich
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