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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
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» W ozu dieses Ding wohl gut ist?« fragte sich Nicole wie jedes Mal, als sie das Wartezimmer betrat. Sie hängte ihre Jacke an die Garderobe, nickte ihren Leidensgenossen zu und drückte sich an der Jukebox vorbei. In der Ecke stand ein freier, blauer Ledersessel. Dies war ihr Lieblingsplatz, denn von ihm aus ließen sich sowohl der Warteraum als auch der »Empfang«, so nannte sie die Theke, an der die Gehilfinnen geschäftig mit Computer und Terminplänen hantierten, überblicken.
    Das Heft, das sich Nicole beim Hereinkommen vom Zeitschriftenständer genommen hatte, diente ihr lediglich als Tarnung. Fast schon neugierig musterte sie die Anwesenden. Sie verlor allerdings schnell das Interesse an ihnen, denn Männern schenkte sie von Natur aus kaum Aufmerksamkeit. Die zahnärztlichen Assistentinnen kannte sie von ihren regelmäßigen Besuchen in der Praxis vom Sehen her. So geschäftig sie sich auch gaben, sie kamen Nicole doch eher wie aufgescheuchte Hühner vor. Vielleicht lag das an der Haarmode, überlegte sie, irgendwie mussten überall Strähnchen gefärbt und anschließend so geföhnt werden, dass niemand den Verdacht äußern konnte, die Pracht hätte je eine Bürste oder einen Kamm zu spüren bekommen.
    Nicoles Blick wanderte ziellos durch den offenen Raum. Er blieb wie immer an der Jukebox hängen. In den farbigen Neonröhren, die dieses leuchtende Gerät in einem Bogen zierten, stiegen Wasserbläschen auf, sie zirkulierten ohne Sinn und Zweck, einfach nur, damit sich etwas bewegte. In der Musikbox fanden sich glänzende CDs, die nie gespielt wurden. Aus den Deckenlautsprechern verkündete die professionell-fröhliche Stimme des Radiomoderators, wie viele Besucher bei der regionalen Gewerbeausstellung dieses Jahr gezählt worden waren. Als ob das irgend jemanden interessieren würde! Nicole wandte sich wieder ihren Gedanken über die Jukebox zu. Wenn sie so ein Ding besessen hätte, ihr wäre bestimmt etwas Besseres eingefallen, als es in einen Warteraum zu stellen und bloß regelmäßig abzustauben. Sicherlich fraß die Jukebox auch jede Menge Strom, obwohl sie nie wirklich zum Einsatz kam.
    »Frau Dupont?« fragte die Stimme der Assistentin in den Raum. Als ob sie mich nicht kennen würde, zumal ich die einzige Frau hier bin, dachte Nicole ärgerlich, als sie sich aus ihrem Sessel erhob. Sie folgte der weißbekittelten jungen Frau in das Behandlungszimmer.
    Folgsam setzte sie sich in den bequemen Stuhl und ließ sich das lächerliche Lätzchen umbinden. Eigentlich freute sie sich auf Dr. med. dent. Robert Wild, einen gutaussehenden, großen, blonden Mann mit strahlend blauen Augen. Wenn sie hetero wäre, dachte sie wie immer, würde sie sich glatt in ihn verlieben. Ihr Zahnarzt allerdings trug einen Ehering, und außerdem würde er sich nie mit einer Patientin einlassen. Er war ein Mann mit Prinzipien, wie Nicole aus den kurzen Unterhaltungen, die sie während der Behandlungen mit ihm schon geführt hatte, wusste. Auch gut, dachte sie, doch ein hübscher Anblick war er schon, selbst für eine Lesbe.
    »Guten Tag«, hörte Nicole eine weibliche Stimme hinter sich sagen.
    Sie drehte sich verwundert um. Die dunkelhaarige Frau, die gerade die Tür ins Schloss schob, hatte sie noch nie gesehen – daran hätte sie sich mit absoluter Sicherheit nämlich erinnert.
    Mittlere Statur, weiblich gerundete Hüften, lange, muskulöse Beine . . . Nicoles Blick glitt wieder nach oben. Unwillkürlich hielt sie die Luft an. Die Frau hatte ihren weißen Kittel nicht zugeknöpft. Sie trug darunter eine feine, graue Bluse, bei der die obersten drei Knöpfe offen standen. Der BH, der die vollen Brüste in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkte, zeichnete sich deutlich gegen den Stoff ab.
    Nicole schluckte leer. Endlich waren ihre Augen beim Gesicht der Frau angelangt. Rundlich, mit hohen Wangenknochen und einem sinnlichen Mund lächelte es ihr entgegen. In den blauen Augen erkannte Nicole ein seltsames Glitzern, das sie nochmals leer schlucken ließ.
    Wer war dieses Traumgeschöpf? Sicherlich eine Erscheinung!
    »Meine Name ist Mirjam Schiesser«, stellte sie sich jetzt vor, »ich vertrete Dr. Wild.« Wild? Schiesser? Irgendwie schien diese Praxis ziemlich gefährlich zu sein. Wilde Schießerei . . .
    »Ähm«, unterbrach Dr. Schiesser Nicoles abschweifende Gedanken, »was liegt denn bei Ihnen an, Frau . . .«, sie blickte in die Akte, die sie vom kleinen Tisch nahm, ». . . Dupont?« Nicole versuchte sich daran

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