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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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ein, dass an dem Erbgutstrang noch jede Menge Proteinschrott und Membranreste kleben, aber das hören wir kaum noch. Mit einem Zahnstocher fischen wir unsere Gene aus dem Becher. Dem Gefühl der Lächerlichkeit beim Becherschwenken folgt ein kleiner Schauer der Nacktheit. Obwohl anhand der Glibberfäden noch nichts von unseren Erbanlagen zu erkennen ist, so hängt hier doch etwas sehr Intimes von einem Zahnstocher herunter. Die Gene in diesen Fäden bestimmen mit, was wir sind. Wir haben, auch wenn wir in diesem Augenblick (noch) nicht darin lesen können, jeweils das molekulare Buch unseres Lebens in der Hand.
    Während Kay Aull mit Sascha und zwei weiteren Unerschrockenen noch eine andere Methode zum Isolieren von DNA ausprobiert, die ihrer Meinung nach besser ist und so auch in Kriminallabors benutzt wird, erklärt Mac dem Rest der Gruppe, wie die Erbgut-Kopiermaschine funktioniert und was eine „Gel-Elektrophorese“ ist. Zwar konnten wir unser Erbgut bereits mit bloßem Auge sehen, doch wenn wir uns einzelne Gene näher anschauen wollen, müssen wir sie zunächst vervielfältigen, diese Kopien dann von allem anderen trennen und schließlich sichtbar machen. Dafür brauchen wir die beiden Geräte.
    Als Erstes setzt Mac die Kopiermaschine, die Platz für all unsere Proben hat, in Gang. Das Gerät heizt und kühlt im Grunde nur, steuert damit aber chemische Reaktionen, durch die ein einzelnes der etwa 20 000 Gene aus unserer Mundschleimhaut vervielfältigt wird. Sie wird eine Weile brauchen, um aus einigen wenigen Genkopien einige Milliarden herzustellen.
    Die beiden letzten Schritte – reinigen und sichtbar machen – werden dann in einem Gel ablaufen, in dem unterschiedlich große Erbgutstücke mit ein wenig elektrischem Strom dazu gebracht werden, sich unterschiedlich schnell zu bewegen und sich dadurch räumlich zu trennen. Diese Gel-Elektrophorese, sagt Mac, muss man sich vorstellen wie ein Sieb. Das muss er aber erst einmal herstellen.
    Zunächst wiegt Mac ein paar Gramm Agarose ab und streut das gelblich-weiße Pulver in eine Flüssigkeit, die er „Puffer“ nennt. Es ist nichts als eine wässrige Lösung, die einen bestimmten, für die gerade gewünschte chemische Reaktion notwendigen pH-Wert garantiert. Die Mischung kommt für 60 Sekunden in die Mikrowelle, bis sie siedet. Von dem Pulver ist nichts mehr zu sehen, es hat sich aufgelöst. Behutsam, um keine Blasen zu produzieren, gießt Mac den geruchlosen Mix in eine kleine Wanne aus Plexiglas und versenkt so etwas wie einen Kamm mit nur zehn breiten Zinken in dem, was beim Abkühlen zu einem wackelpuddingartigen Gelee erstarren wird.
    DNA-Moleküle sind wegen ihrer chemischen Zusammensetzung negativ geladen. Man kann sie sich wie kleine Magnete vorstellen, die vom Pluspol des elektrischen Feldes angezogen werden, das Mac später mithilfe von zwei Elektroden an die puffergefüllte Kammer samt Gel darin anlegen wird. Kleinere Moleküle bewegen sich schneller in Richtung Pluspol des elektrischen Feldes, weil sie leichter durch die winzigen Poren des Gels, die Mac als Sieb bezeichnet, hindurchfinden. So kommt es, dass sich die Erbgutmoleküle auf dem Weg durch das Gel ihrer Größe nach auftrennen.
    Mac hat zehn Minuten gebraucht, um alles zu erklären. Das Kopieren der Gene dauert aber etwa drei Stunden. Pause. Nachdem wir morgens noch unschlüssig und unsicher nach dem Ausbildungslager für Biohacker gesucht hatten, wandern wir jetzt einigermaßen selbstbewusst und orientiert aus „unserem“ Labor ins Freie. Immerhin haben wir unser eigenes Erbgut isoliert, und für die weiteren Experimente sind die Vorbereitungen bereits getroffen. Die den Speichelfluss anregenden Bilder haben ihre Wirkung auch nicht verfehlt. Unsere Mittagspause findet bei einem Mexikaner auf der Elm Street statt, die Burritos mit der frischen Guacamole sind besser als jeder „Mit-alles“-Döner in der Heimat. Heute und hier beginnt unsere eigene DIY-Biologie-Legende.
    Doch die Bildung von Legenden ist schwer zu steuern. Auch zur Geburt des Begriffes DIY-Biologie selbst könnte es einen etwas spannenderen Gründungsmythos geben als das, was Mac davon zu erzählen weiß. „Eigentlich ist er eine Erfindung der Medien“, sagt er. Es habe im September 2008 mit einem Interview mit dem Boston Globe begonnen, ein paar Wochen nach dem ersten Biohackertreffen in jenem irischen Pub in Cambridge. Während des Gesprächs mit der Journalistin sei irgendwann der Begriff Do-it-yourself-Biologie

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