Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
überhaupt nichts auszumachen.
»Wir alle lieben diese Stadt«, sagt er. »Auch Akkarat würde alles tun, um sie zu verteidigen.«
Kanya schneidet eine Grimasse. »Was wollen Sie von mir?«
»So ungeduldig! Lassen Sie uns einen kleinen Spaziergang machen.«
Sie zieht ein verdrießliches Gesicht. Narong scheint es in keinster Weise eilig zu haben, und doch hat er sie abbeordert, als würde es sich um einen Notfall handeln. »Ist Ihnen klar, von wo Sie mich weggeholt haben?«, fragt sie mit mühsam unterdrückter Wut.
»Erzählen Sie mir davon, während wir ein Stück gehen.«
»Ich habe ein Dorf mit fünf Toten, ohne dass wir die Ursache isolieren konnten.«
Er wirft ihr einen interessierten Blick zu. »Eine neue Cibiskose? « Er führt sie an den Blumenverkäuferinnen vorbei hinaus auf die Straßen. Läuft immer weiter.
»Das wissen wir nicht.« Sie wischt ihre Enttäuschung beiseite. »Im Moment verhindern Sie allerdings, dass ich der Sache weiter nachgehe, und auch wenn es Ihnen vielleicht Vergnügen bereiten mag, mich wie einen Hund herbeizupfeifen …«
»Wir haben ein Problem«, unterbricht Narong sie. »Wenn Sie denken, Ihr kleines Dorf sei von Bedeutung, so ist das doch gar nichts im Vergleich mit dieser Sache. Es hat einen Todesfall gegeben. Eine führende Persönlichkeit. Wir benötigen Ihre Hilfe bei den Nachforschungen.«
Sie lacht auf. »Ich gehöre nicht zur Polizei.«
»Das ist auch keine Polizeiangelegenheit. Es ist ein Aufziehmensch im Spiel.«
Kanya bleibt unvermittelt stehen. »Ein was?«
»Die Mörderin. Wir vermuten, dass jemand sie geschickt hat. Eine militärische Aufzieheinheit. Eine Heechy-Keechy.«
»Wie ist das möglich?«
»Das ist eines der Dinge, die wir herauszufinden versuchen. « Narong sieht sie mit ernster Miene an. »Und wir sind nicht in der Lage, der Frage nachzugehen, da General Pracha
das Aufziehmädchen zur verbotenen Kreatur erklärt und somit die Leitung der Ermittlungen an sich gerissen hat. Als handelte es sich hier um eine Cheshire oder einen Yellow-Card-Flüchtling. « Er lacht freudlos. »Uns sind die Hände gebunden. Sie werden für uns Nachforschungen anstellen.«
»Das ist nicht so einfach. Dieser Fall ist mir nicht zugeteilt worden. Pracha wird nicht …«
»Er vertraut Ihnen.«
»Mir in Hinsicht auf meine Arbeit zu vertrauen und mir zu gestatten, dass ich mich in einen solchen Fall einmische, sind zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe.« Schulterzuckend wendet sie sich ab. »Das ist unmöglich.«
»Nein!« Narong packt sie und zerrt sie zu sich heran. »Es ist überlebenswichtig! Wir müssen alle Einzelheiten herausbekommen! «
Kanya wirbelt herum und schüttelt Narongs Hand ab. »Warum? Was ist so wichtig an diesem Fall? Jeden Tag sterben Menschen in Bangkok, überall. Wir finden mehr Leichen, als wir in die Methankomposter hineinschaufeln können. Was ist ausgerechnet an diesem Todesfall so besonders, das es rechtfertigen würde, dem General in die Quere zu kommen?«
Narong zieht sie wieder näher zu sich heran. »Es handelt sich um den Somdet Chaopraya. Wir haben den Beschützer der Krone verloren.«
Kanyas Knie geben nach. Narong hält sie aufrecht und redet immer weiter auf sie ein, zornig, drängend. » In der Politik wird mit weit härteren Bandagen vorgegangen, seit ich bei diesem Spiel mitmische.« Das Lächeln auf seinem Gesicht täuscht Kanya nicht über die schwelende Wut hinweg, die darunter lauert. »Sie sind ein braves Mädchen, Kanya. Wir haben uns immer an unseren Teil der Abmachung gehalten. Deswegen sind Sie schließlich hier. Ich weiß, dass es schwierig
wird. Sie fühlen sich Ihren Vorgesetzten im Umweltministerium gegenüber zur Loyalität verpflichtet. Sie beten zu Phra Seub. Das ist ehrenhaft. Sie machen das richtig so. Doch jetzt benötigen wir Ihre Hilfe. Selbst wenn Sie Akkarat mittlerweile nichts mehr abgewinnen können – der Palast verlangt, dass Sie handeln.«
»Was wollen Sie?«
»Wir müssen wissen, ob Pracha dahintersteckt. Er hat die Ermittlung, ohne zu zögern, an sich gerissen. Wir müssen einfach wissen, ob er derjenige war, der das Messer führte. Ihr Patron und die Sicherheit des Königshauses hängen davon ab. Möglicherweise möchte Pracha etwas verbergen. Es könnten einige seiner Leute vom zwölften Dezember sein, die uns angreifen.«
»Das ist nicht möglich …«
»Es kommt ihm einfach zu gelegen. Weil der Täter ein Aufziehmädchen ist, sind wir völlig außen vor.« Narongs Stimme
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