Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Aufenthaltsgenehmigung erteilt. Ich will wissen, wer das war und ob derjenige auf Akkarats Gehaltsliste steht.«
»Warum gerade ich?«
Pracha lächelt traurig. »Nur Jaidee habe ich mehr als Ihnen vertraut.«
»Er will Ihnen eine Falle stellen«, bemerkt Jaidee. »Als Maulwurf sind Sie das perfekte Werkzeug, um dem Handelsministerium etwas anzuhängen.«
Prachas Gesicht verrät keinerlei Arglist, aber er ist schließlich auch ein gerissener Mann. Wie viel weiß er?
»Bringen Sie mir die entsprechenden Informationen«, weist er sie an. »Persönlich. Und bewahren Sie strengstes Stillschweigen.«
»Das werde ich«, antwortet sie und fragt sich insgeheim, ob diese Unterlagen überhaupt noch existieren. So viele Menschen könnten aus dieser Sache einen Nutzen ziehen. Die Vertuschungsaktion nimmt bestimmt schon ihren Lauf. Wenn es sich wirklich um ein Mordkomplott gegen den Beschützer
der Krone handeln sollte, würden die Schmiergelder auf allen Ebenen fließen. Sie zittert bei dem Gedanken daran, wer wohl zu so etwas fähig wäre. Politische Morde sind eine Sache. Doch das Königshaus auf diese Weise zu schädigen … Wut und Enttäuschung drohen sie zu überwältigen. Sie zwingt beides nieder. »Was wissen wir bis jetzt über das Aufziehmädchen?«
»Sie hat angegeben, von den Japanern zurückgelassen worden zu sein. Die anderen Mädchen sagen, sie hätte schon seit Jahren hier gearbeitet.«
Kanya verzieht angewidert das Gesicht. »Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass jemand sich derart beschmutzen …« Sie unterbricht sich. Beinahe hätte sie den Somdet Chaopraya verunglimpft. Ein Wirrwarr aus Ekel und Traurigkeit ergreift von ihr Besitz. Sie verbirgt ihr Unbehagen hinter einer weiteren Frage. »Wie ist der Beschützer hierhergekommen?«
»Wir wissen nur, dass er von Akkarats Entourage begleitet wurde.«
»Werden Sie Akkarat vernehmen?«
»Wenn wir ihn finden.«
»Er ist verschwunden?«
»Überrascht Sie das etwa? Akkarat war schon immer gut darin, sich selbst zu schützen. Das ist auch der Grund, warum er so oft überlebt hat.« Pracha zieht eine Grimasse. »Wie eine Cheshire. Niemand bekommt ihn zu fassen.« Pracha blickt sie noch einmal eindringlich an. »Wir müssen unbedingt herausfinden, wer dieser Aufziehkreatur so lange Zeit Schutz geboten hat. Wie sie in die Stadt kam. Wie genau der Anschlag durchgeführt wurde. Momentan tappen wir im Dunkeln, und solange wir das tun, sind wir angreifbar. Diese Neuigkeiten werden alles aus dem Gleichgewicht bringen.«
Kanya verbeugt sich tief. »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun.« Auch wenn Jaidee ihr dabei über die Schulter
schaut und sie auslacht. »Wahrscheinlich werde ich weitere Informationen benötigen. Um den Kreis der Verdächtigen enger ziehen zu können.«
»Für den Anfang haben Sie genug in der Hand. Finden Sie heraus, woher dieses Aufziehmädchen gekommen ist. Wer die Bestechungsgelder kassiert hat. Das sind die Dinge, die ich wissen muss.«
»Und was ist mit Akkarat und diesem Farang, der sie dem Beschützer vorgestellt hat?«
Ein flüchtiges Lächeln umspielt Prachas Lippen. »Darum werde ich mich kümmern.«
»Aber …«
»Kanya, ich kann verstehen, dass Sie gerne mehr tun möchten. Uns allen liegt das Wohl des Königshauses und des Königreiches am Herzen. Aber zunächst müssen wir alle Informationen über dieses Aufziehwesen sammeln und sichern.«
Kanya beherrscht sich. »Ja. Natürlich. Ich werde mich um die Schmiergeldempfänger kümmern.« Vor dem nächsten Satz hält sie kurz inne. »Wird ein Zeichen des Bedauerns eingefordert werden?«
Pracha verzieht das Gesicht. »Wir reden hier nicht von einem harmlosen kleinen Zusatzverdienst. Es ist nicht gerade ein ertragreiches Jahr für das Umweltministerium gewesen. Aber das hier?« Er schüttelt den Kopf.
»Ich erinnere mich an Zeiten, in denen wir hoch angesehen waren«, sagt sie leise.
Pracha sieht sie an. »Ach ja? Ich dachte, diese Zeiten wären schon vorbei gewesen, als Sie zu uns gestoßen sind.« Er seufzt. »Machen Sie sich keine Sorgen. Hier wird nichts vertuscht – diese Sache wird gesühnt werden. Dafür werde ich höchstpersönlich sorgen. Zweifeln Sie nicht an meiner Loyalität dem Königreich oder Ihrer Majestät der Königin gegenüber. Der Schuldige wird seiner Strafe nicht entgehen.«
Kanya geht noch einmal in den düsteren Raum zurück, um sich den Leichnam des Beschützers genauer anzusehen. Ein Aufziehmädchen. Eine Hure und noch dazu ein
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