Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
Vom Netzwerk:
Kommentar dazu lautete: »Zu viele Götter, bei denen Sie sich einschmeicheln wollen.« Doch sie hat seinen Spott ignoriert und Phra Seub hoffnungsvoll flüsternd um Schutz gebeten, den sie, wie sie wusste, eigentlich nicht verdiente.
    Mit einem Schlenker kommt der Roller zum Stehen, und sie springt ab. Das zarte Gold des Stadtschreins funkelt in der Morgensonne. Ringsum bieten Frauen Kränze aus Ringelblumen als Opfergabe feil. Der rituelle Gesang der Mönche vermischt sich mit der Begleitmusik von Khon -Tänzen und wird über die weiß getünchten Mauern nach draußen getragen. Bevor sie dem Jungen danken kann, ist er auch schon wieder verschwunden. Nur einer von vielen, die Akkarat einen Gefallen schulden. Wahrscheinlich war der Roller ein Geschenk, und Loyalität der Preis dafür.
    »Und was ist sein Geschenk an dich, teuerste Kanya?«, fragt Jaidee.
    »Das wissen Sie doch,« murmelt Kanya. »Ich erhalte das, was ich mir geschworen habe, dass ich es bekommen werde.«
    »Und ist es immer noch das, wonach es Sie verlangt?«
    Anstatt ihm eine Antwort zu geben, tritt sie über die Schwelle ins Innere des Schreins. Sogar bei Tagesanbruch ist
der heilige Ort bereits voller Gläubiger, die alle vor den Buddhastatuen und dem Phra-Seub-Schrein kauern, der einzig dem des Ministeriums an Größe nachsteht. Geschäftig wuseln die Menschen durcheinander, bieten Blumen und Früchte dar, lassen sich die Zukunft mit Hilfe von hölzernen Zeremonienstäben voraussagen – und über alldem erhebt sich der Gesang der Mönche, die die Stadt zu beschützen versuchen mit ihren Gebeten, den Amuletten und dem Sai Sin, der sich vom Schrein bis hin zu den Dämmen und Pumpen spannt. Der heilige Faden schwankt im Zwielicht; dort, wo er auf die Verkehrsstraßen trifft, halten ihn Pfähle empor. Ausgehend von diesem geheiligten Zentrum erstreckt er sich kilometerweit bis zu den Pumpen, von wo er dann einmal um die Deiche herum führt. Der Singsang der Mönche gleicht einem stetigen Summen, das die Stadt der Engel vor den gierigen Wogen bewahrt.
    Auch Kanya kauft Weihrauch und Früchte als Opfergaben und geht über die marmornen Stufen hinab in die kühlen Innenräume des Schreins. Dort kniet sie vor der Stadtsäule Ayutthayas, das geplündert wurde, und vor der größeren Säule Bangkoks. Der Ort, von dem aus alle Strecken gemessen werden. Das Herz von Krung Thep und gleichzeitig das Haus der Geister, die über die Stadt wachen. Wenn sie sich in den Türrahmen des Schreins stellt und in Richtung Dämme blickt, kann sie die hoch aufragenden Schutzwälle erkennen. Es ist nicht zu übersehen, dass sie in den Tiefen einer Badewanne hausen. Auf jeder Seite von Wasser umschlossen. Dieser Schrein … Sie zündet die Räucherstäbchen an und zollt den Göttern ihren Respekt.
    »Fühlt es sich nicht verlogen an, ausgerechnet hierher zu kommen, nur weil die vom Handelsministerium es so wollen? «
    »Seien Sie still, Jaidee.«

    Jaidee kniet sich neben sie. »Na ja, wenigstens bringen Sie gute Früchte mit.«
    »Seien Sie still.«
    Sie würde gerne beten, doch solange Jaidee sie nicht in Ruhe lässt, ist das vergebliche Liebesmüh. Nach einer weiteren Minute gibt sie es auf und geht wieder hinaus in die aufsteigende Hitze und Helligkeit des neuen Tags. Narong ist bereits da; an einen der Pfähle gelehnt, sieht er den Khon -Tänzen zu. Im Rhythmus der Trommeln vollführen die Tänzer stilisierte Drehungen, und ihre hohen Stimmen wetteifern mit dem tiefen Brummen der im Hof aufgereihten Mönche. Kanya gesellt sich zu ihm.
    Narong hebt eine Hand. »Warten Sie bis zum Ende.«
    Während sie sich einen Sitzplatz sucht, gelingt es ihr, den aufsteigenden Ärger zu bezwingen. Die Geschichte von Rama entfaltet sich vor ihren Augen. Endlich nickt Narong zufrieden. »Großartig, nicht wahr?« Er deutet mit dem Kopf in Richtung des Schreins. »Haben Sie Ihre Opfergaben bereits dargebracht?«
    »Interessiert Sie das?«
    Es haben sich noch andere Weißhemden im Hof versammelt, die, jeder für sich, den Göttern huldigen. Sie bitten um Beförderungen, mehr Geld. Wünschen sich Erfolg für ihre Nachforschungen. Erbitten sich Schutz vor den Krankheiten, mit denen sie Tag für Tag zu tun haben. Auf seine Weise ist dieser Schrein wie für das Umweltministerium geschaffen. Er ist fast genauso bedeutend wie der von Phra Seub, dem Märtyrer der Artenvielfalt. Es macht sie nervös, diese Unterhaltung mit Narong in aller Öffentlichkeit zu führen, doch ihm scheint das

Weitere Kostenlose Bücher