Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
hat bereits die hitzige Antwort ihres Besitzers auf den Lippen.
»Nein! Das ist unmöglich. Wir haben mit dieser Art von Technologie nichts zu tun. Nicht das Geringste!«
Yashimoto ist plötzlich ganz rot im Gesicht, und Kanya wundert sich über diesen plötzlichen Wutausbruch. Was für eine kulturell bedingte Beleidigung mag sie unwissentlich geäußert haben? Das Aufziehmädchen fährt, ohne selbst die geringste Gefühlsregung zu zeigen, mit der Übersetzung fort. »Wir arbeiten mit Neuen Japanern, so wie Hiroko. Sie ist uns treu ergeben, zuvorkommend und gut ausgebildet. Ein notwendiges Werkzeug. Genau wie die Hacke für den Bauern oder das Schwert für den Samurai.«
»Eigenartig, dass Sie ein Schwert erwähnen.«
»Hiroko ist keine Kampfmaschine. Eine derartige Technologie besitzen wir überhaupt nicht.«
Kanya greift in die Tasche und knallt das Bild der Aufzieh-Mörderin vor ihm auf den Tisch. »Und doch hat eine von ihnen, von Ihrer Firma importiert und auf einen Ihrer Mitarbeiter zugelassen, den Somdet Chaopraya sowie acht weitere Männer getötet, bevor sie sich wie ein rasender Rache- Phii in Luft aufgelöst hat. Und Sie sitzen hier und behaupten, es sei unmöglich, dass sich eine Aufziehsöldnerin in unserem Land befindet!« Während sie immer lauter wird, gewinnt die Übersetzung des Aufziehmädchens gleichermaßen an Heftigkeit.
Yashimotos Miene bleibt unbewegt. Er nimmt das Bild und betrachtet es eingehend. »Wir werden in unseren Aufzeichnungen nachsehen müssen.«
Er nickt Hiroko zu. Sie nimmt das Foto an sich und geht hinaus. Kanya sucht Yashimotos Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen von Besorgnis oder Nervosität ab, findet jedoch nichts. Er wirkt gereizt, mehr nicht. Nicht im Geringsten ängstlich. Sie bedauert, dass sie sich nicht direkt mit ihm unterhalten kann. Dem Nachhall ihrer eigenen Worten auf Japanisch zuzuhören, hat sie auf den Gedanken gebracht, ob in
der Übersetzung des Aufziehmädchens nicht vielleicht jegliches Überraschungsmoment verlorengeht. Und ob Hiroko den Schock eventuell abmildert.
Sie warten. Stumm bietet er ihr mehr Tee an. Sie lehnt ab. Er selbst trinkt ebenfalls nichts mehr. Die Spannung im Raum ist so stark, dass sie halb befürchtet, er werde gleich aufspringen und sie mit dem altertümlichen Schwert, das hinter ihm an der Wand hängt, massakrieren.
Einige Minuten später kehrt Hiroko zurück. Mit einer Verbeugung gibt sie Kanya das Foto zurück. Dann spricht sie mit Yashimoto. Keiner von beiden zeigt irgendeine Regung. Hiroko kniet sich wieder neben sie. Yashimoto deutet mit dem Kopf auf das Foto. »Sind Sie sicher, dass sie die Täterin ist?«
Kanya nickt. »Ohne Zweifel.«
»Dieser Anschlag erklärt auch die Wut, die sich unter der Bevölkerung ausbreitet. Vor der Fabrik hatten sich viele Menschen versammelt. Bootsleute. Die Polizei hat sie verjagt, aber sie trugen Fackeln bei sich.«
Kanya unterdrückt ihre Nervosität angesichts dieses um sich greifenden Wahnsinns. Alles geschieht viel zu schnell. Irgendwann wird der Punkt erreicht sein, an dem weder Akkarat noch Pracha zurückweichen können, ohne dabei ihr Gesicht zu verlieren, und dann ist alles vorbei. »Das Volk ist wütend«, stellt sie fest.
»Dieser Zorn ist fehlgeleitet. Das ist keine Militäreinheit.« Kanya starrt ihn herausfordernd an, doch er hält ihrem Blick stand, und so gibt sie schließlich nach. »Mishimoto weiß nicht das Geringste über Aufziehsoldaten. Rein gar nichts. Diese Kreaturen stehen unter strenger Aufsicht. Allein das Verteidigungsministerium unseres Landes darf sie einsetzen. Mir wäre es unmöglich, eine zu erwerben.« Er sieht ihr direkt in die Augen. » Völlig unmöglich.«
»Und doch …«
Er spricht weiter, und Hiroko übersetzt. »Aber ich kenne das Aufziehmädchen, das Sie beschreiben. Sie hatte ihre Pflicht erfüllt …«
Obwohl der alte Mann weiterspricht, hält die Aufziehdolmetscherin plötzlich inne. Sie richtet sich auf, und ihr Blick schweift zu Yashimoto. Dieser Verstoß gegen die Anstandsregeln lässt ihn die Stirn runzeln. Er sagt etwas zu ihr. Sie senkt den Kopf. »Hai.«
Eine weitere Pause.
Er bedeutet ihr fortzufahren. Sie hat sich inzwischen wieder gefangen und übersetzt seine Ausführungen zu Ende. »Sie wurde den Richtlinien entsprechend vernichtet, anstatt in die Heimat zurück überführt zu werden.« Die dunklen Augen des Aufziehmädchens sind jetzt wieder direkt auf Kanya gerichtet, und in ihnen lässt sich keinerlei
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