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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Gefühlsausdruck erkennen; nichts verrät die Überraschung, die sie noch einen Moment zuvor gezeigt hat.
    Kanya betrachtet erst das Mädchen, dann den alten Mann – zwei ihr völlig fremde Wesen. »Und doch hat sie allem Anschein nach irgendwie überlebt«, gibt sie schließlich zu bedenken.
    »Ich war damals noch nicht im Management«, sagt Yashimoto. »Ich kann Ihnen nur sagen, was in unseren Datenspeichern zu finden ist.«
    »Diese Aufzeichnungen entsprechen offenbar nicht der Wahrheit.«
    »Das stimmt. Und dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich bin beschämt über das, was geschehen ist, doch mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Kanya beugt sich vor. »Wenn Sie mir nicht sagen können, wie es möglich ist, dass sie überlebt hat, dann verraten Sie mir doch bitte wenigstens, wie dieses Mädchen, das innerhalb kürzester Zeit so viele Männer zur Strecke gebracht
hat, überhaupt in unser Land gelangen konnte. Sie behaupten, sie sei keine Soldatin, aber um ganz ehrlich zu sein, es fällt mir schwer, das zu glauben. Es handelt sich hier um einen schweren Verstoß gegen die Vereinbarungen zwischen unseren beiden Staaten.«
    Vollkommen unerwartet sieht sie, wie sich Lachfältchen um die Augen des Mannes bilden. Er greift zu seiner Teeschale und nimmt einen Schluck, ganz so, als wäge er die Frage ab, doch der Schalk will nicht aus seinen Augen verschwinden. »Diese Frage kann ich Ihnen beantworten.«
    Ohne Vorwarnung wirft er die Schale in Hirokos Richtung. Kanya schreit auf. Die Hand des Aufziehmädchens vollführt eine verschwommene Bewegung. Die Teeschale klatscht in ihre Handfläche. Das Mädchen starrt die Teeschale mit offenem Mund an – allem Anschein nach ist sie ebenso perplex wie Kanya.
    Der Japaner ordnet die Falten seines Kimonos. »Alle Neuen Japaner sind schnell. Ihre Frage war falsch formuliert. Wie sie ihre angeborenen Fähigkeiten nutzen, ist eine Frage der Ausbildung, nicht der physischen Voraussetzungen. Hiroko wurde von Geburt an darauf trainiert, sich schicklich zu benehmen und sich in einem angemessenen Tempo zu bewegen.«
    Er deutet auf ihre Haut. »Für diesen Porzellanteint wurden verkleinerte Poren entwickelt, doch das bedeutet auch, dass sie schnell überhitzt. Ein Aufziehsoldat würde nicht überhitzen, da diese Wesen dafür konstruiert wurden, große Mengen von Energie aufzuwenden, ohne darunter zu leiden. Die arme Hiroko hingegen müsste sterben, wenn sie sich über längere Zeit hinweg solchen Anstrengungen aussetzen würde. Die Schnelligkeit jedoch liegt allen Aufziehmenschen in den Genen.« Er schlägt wieder einen ernsthafteren Ton an. »Es ist allerdings äußerst verwunderlich, dass sich eine von ihnen ihrer Konditionierung dermaßen widersetzt hat. Das
sind schlechte Nachrichten. Die Neuen Menschen dienen uns. Das hätte nicht passieren dürfen.«
    »Also könnte Ihre Hiroko dasselbe tun? Acht Männer umbringen? Obwohl sie Waffen tragen?«
    Hiroko zuckt zusammen und schaut Yashimoto fragend an; ihre dunklen Augen sind weit aufgerissen. Er nickt. Sagt etwas. Sein Tonfall ist sanft.
    »Hai.« Sie vergisst die Übersetzung, dann ringt sie um Worte. »Ja. Es ist möglich. Sehr unwahrscheinlich, aber vorstellbar. « Sie führt das weiter aus. »Doch dazu würde es einen sehr starken Anreizes bedürfen. Die Neuen Menschen schätzen Disziplin. Ordnung. Gehorsam. In Japan haben wir ein Sprichwort, das besagt: ›Neue Menschen sind japanischer als die Japaner‹.«
    Yashimoto legt Hiroko eine Hand auf die Schulter. »Die Umstände müssten schon wirklich außergewöhnlich sein, um Hiroko in eine Mörderin zu verwandeln.« Er lächelt voller Überzeugung. »Diejenige, die Sie suchen, hat sich weit von ihrer Bestimmung entfernt. Sie sollten sie zerstören, bevor sie noch mehr Schaden anrichtet. Dabei können wir Ihnen behilflich sein.« Er zögert. »Hiroko könnte Ihnen helfen.«
    Kanya versucht, nicht zurückzuschrecken, doch ihr Gesichtsausdruck verrät sie.
    »Hauptmann Kanya, ich glaube fast, Sie lächeln.«
    Jaidees Phii ist immer noch an ihrer Seite; er thront auf dem Bug ihres kleinen Boots, das von einer steifen Brise über die weitläufige Mündung des Chao Phraya getragen wird. Gischt fährt durch seine Gestalt, und Kanya erwartet jedes Mal aufs Neue, dass er durchnässt wird, doch er bleibt völlig unberührt. Sie schenkt Jaidee ein Lächeln und lässt ihn an ihrem Wohlbefinden teilhaben.

    »Heute habe ich etwas Gutes getan.«
    Jaidee muss ebenfalls lächeln. »Ich habe beide

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