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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Fluss. Irgendetwas. Ich muss zu Yashimotosama zurück.«
    »Auf dem Fluss wird überall gekämpft.« Kanya hat gehört, dass General Pracha am Damm Stellung bezogen hat und versucht, von dort aus die Marine an der Landung zu hindern. Er kämpft gegen seinen alten Widersacher, Admiral Noi.
    Hiroko streckt eine glühende Hand aus. »Ich überstehe das nicht.«
    Kanya schaut sich um, sucht nach einer Lösung. Überall Leichen. Die von Munition und Sprengstoff zerfetzten Männer und Frauen bieten einen schlimmeren Anblick als nach einer Seuche. Ein unvorstellbares Gemetzel. Arme, Beine, ein abgerissener Fuß, der auf einen Ast geschleudert wurde. Aufgetürmte und brennende Menschenberge. Zischendes Napalm. Das Rasseln der Panzer, die über das Gelände rollen, der beißende Geruch verbrannter Kohle. »Ich brauche das Radio«, sagt sie.
    »Pichai hatte es zuletzt.«
    Aber Pichai ist tot, und keiner weiß genau, wohin das Radio verschwunden ist.
    Wir sind für so etwas überhaupt nicht ausgebildet. Rostwelke und Influenza können wir bekämpfen, aber doch keine Megodonten und Panzer.
    Als sie das Radio endlich wiederfindet, muss sie es einer toten Hand entwinden. Sie kurbelt am Hörer. Probiert die Codes aus, die das Ministerium bei der Seuchenbekämpfung einsetzt und die nicht für einen solchen Krieg gedacht sind. Nichts. Nach einer Weile entscheidet sie sich, unverschlüsselt zu senden. »Hier ist Hauptmann Kanya. Ist da irgendwo jemand? Over?«

    Eine lange Pause. Ein Knacken, dann rauscht es in der Leitung. Sie wiederholt ihre Worte. Noch einmal. Nichts.
    Doch dann: »Hauptmann? Hier spricht Leutnant Apichart. «
    Sie erkennt die Stimme wieder. »Ja? Wo ist General Pracha?«
    Erneutes Schweigen. »Das wissen wir nicht.«
    »Sind Sie nicht bei ihm?«
    Es bleibt eine Weile still. »Wir vermuten, dass er tot ist.« Er hustet. »Sie haben Giftgas eingesetzt.«
    »Wer ist unser ranghöchster Offizier?«
    Wieder eine lange Pause. »Ich denke, das sind Sie, Frau Hauptmann.«
    Kanya ist fassungslos. Ihr fehlen die Worte. »Das kann nicht sein. Was ist mit dem Fünften?«
    »Wir haben nichts von ihm gehört.«
    »General Som?«
    »Er wurde bei sich zu Hause gefunden, ermordet. Genau wie Karmatha und Phailin.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Das sind Gerüchte. Aber sie sind seitdem nicht mehr gesehen worden, und General Pracha hat es geglaubt, als er es erfuhr.«
    »Und sonst gibt es keinen anderen Hauptmann?«
    »Bhirombhakdi war an den Ankerplätzen, doch die stehen in Flammen, so wie es von hier aussieht.«
    »Wo befinden Sie sich?«
    »In einem Expansionshochhaus nahe der Phraram Road.«
    » Wie viele Männer sind bei Ihnen?«
    »Vielleicht um die dreißig.«
    Erschüttert mustert sie ihre eigene Truppe. Verwundete Männer und Frauen. Hiroko lehnt an einen abgestorbenen Bananenbaum, ihr Gesicht so rot wie ein chinesischer Lampion.
Sie hat die Augen geschlossen. Vielleicht ist sie bereits tot. Einen kurzen Moment lang überlegt sie, ob ihr der Tod dieses Wesens etwas ausmachen würde … Ihre Männer haben die Augen alle auf sie gerichtet. Kanya betrachtet ihre armseligen Munitionsvorräte. Die Verletzungen. Wie wenige sie nur noch sind!
    Das Radio gibt wieder ein knackendes Geräusch von sich. »Was sollen wir tun, Hauptmann?«, fragt Leutnant Apichart. »Mit unseren Pistolen können wir nichts gegen die Panzer ausrichten. Es gibt keine Möglichkeit für uns …« Die Leitung wird von Rauschen erfüllt.
    Vom Fluss dringt das Poltern einer gewaltigen Explosion zu ihnen herauf.
    Der Gefreite Sarawut klettert von einem Baum herab. »Sie haben aufgehört, die Hafenanlagen zu beschießen.«
    »Wir sind allein«, murmelt Pai.

44
    Die plötzliche Stille weckt sie. Emiko hat die Nacht über wie betäubt dagelegen, wobei sie immer wieder vom Krachen der Einschläge oder dem hohen Heulen entfesselter Hochleistungsfedern aus dem Schlaf gerissen wurde. Immer noch rasseln Panzer die Straßen entlang und verbrennen Kohle, doch der Hauptlärm kommt inzwischen von weit weg – Kämpfe, die in anderen Stadtteilen stattfinden. Leichen liegen verlassen auf dem Gehweg – Opfer der Tumulte, die im sich immer weiter ausbreitenden Kampfgeschehen einfach vergessen wurden.
    Eine merkwürdige Ruhe hat sich über die Stadt gelegt. Vereinzelt
glimmt Kerzenschein hinter den Fenstern, wo in der mitternächtlichen verwüsteten Stadt noch Menschen Wache halten. Ansonsten ist alles in Dunkelheit getaucht. Weder auf den Straßen noch in den Gebäuden

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