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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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wollte ich nicht einen Entzug durchmachen müssen.«

    Der Fremde antwortet nicht. Stattdessen mustern seine blassblauen Augen Emiko. Sie hat das unangenehme Gefühl, in ihre Einzelteile zerlegt zu werden, Zelle für Zelle. Nicht etwa, dass er sie mit Blicken auszieht — diese Erfahrung gehört zu ihrem Alltag: das Gefühl, wie die Augen der Männer über ihre Haut gleiten, sich an ihren Körper klammern, sie gleichzeitig begehren und verachten. Dieser Mann wirkt eher unvoreingenommen, kühl analysierend. Wenn er sie denn begehrt, weiß er das gut zu verbergen.
    »Ist sie diejenige?«, fragt er.
    Raleigh nickt. »Emiko, erzähle dem Herrn von unserem Freund gestern Abend.«
    Emiko wirft Raleigh einen verwunderten Blick zu. Sie ist sich ziemlich sicher, dass sie den blassen, blonden Gaijin noch nie zuvor im Club gesehen hat – jedenfalls hat er noch nie an einer der besonderen Vorstellungen teilgenommen. Sie hat ihm noch nie ein Whiskyeis serviert. Sie kramt in ihrem Gedächtnis. Nein, daran würde sie sich erinnern. Er hat einen Sonnenbrand, was sogar im Flackern der Kerzen und der Opiumlampe zu erkennen ist. Und seine Augen sind zu blass – unangenehm blass. An ihn würde sie sich erinnern.
    »Na los«, drängt Raleigh. »Erzähl ihm, was du mir erzählt hast. Über das Weißhemd. Den Jungen, mit dem du mitgegangen bist.«
    Normalerweise ist Raleigh geradezu besessen davon, die Privatsphäre seiner Gäste zu wahren. Er hat sogar darüber geredet, für sie eine separate Treppe zu bauen, damit niemand sehen kann, wie sie das Ploenchit-Hochhaus betreten oder verlassen, einen Zugang, der es ihnen ermöglichen würde, einen Block entfernt in einen Tunnel hinabzusteigen, der unter der Straße hindurch in den Club führt. Und trotzdem möchte er jetzt, dass sie so viel preisgibt.
    »Der Junge?«, fragt sie und versucht Raleigh hinzuhalten,
verwirrt darüber, dass er so leichtfertig einen Gast bloßstellen will, und dann auch noch ein Weißhemd. Noch einmal wirft sie einen flüchtigen Blick auf den Fremden, fragt sich, wer er ist und wie es kommt, dass er solche Macht über ihren Papa-san hat.
    »Na los!« Raleigh macht eine ungeduldige Handbewegung, die Opiumpfeife zwischen den Zähnen. Er beugt sich über die Opiumlampe und atmet tief ein.
    »Er gehörte zu den Weißhemden«, beginnt Emiko. »Er ist mit einer ganzen Gruppe von Offizieren gekommen …«
    Ein Neuer. Den seine Freunde mitschleppten. Die allesamt lachten und ihn anstachelten. Die alle umsonst tranken, denn Raleigh hütete sich, ihnen etwas zu berechnen – ihr Wohlwollen ist weit mehr wert als der Schnaps. Der junge Mann betrank sich. Lachte und riss an der Bar Witze über sie. Und kehrte dann später heimlich zurück, fern von den neugierigen Augen seiner Kameraden.
    Der blasse Mann verzieht das Gesicht. »Die lassen sich mit dir ein? Mit deinesgleichen?«
    »Hai.« Emiko nickt und zeigt ihm nicht, was sie von seiner Verachtung hält. »Weißhemden und Grahamiten.«
    Raleigh lacht leise. »Sex und Heuchelei. Das passt zusammen wie Kaffee und Sahne.«
    Der Fremde wirft ihm einen schneidenden Blick zu, und Emiko fragt sich, ob der Alte den Ekel in den blassblauen Augen sehen kann oder ob er so breit ist, dass es ihn nicht kümmert. Der blasse Mann beugt sich vor und schließt Raleigh damit aus dem Gespräch aus. »Und was hat dieses Weißhemd dir erzählt?«
    Liegt da eine Spur von Faszination in seinem Blick? Hat sie seine Neugierde geweckt? Oder interessiert er sich einfach nur für ihre Geschichte?
    Emiko spürt, wie sich wider Willen ihr genetisch verankerter
Trieb regt, ihm zu gefallen — ein Gefühl, das sie seit ihrer Abtretung nicht mehr empfunden hat. Etwas an diesem Mann erinnert sie an Gendo-sama. Auch wenn seine blauen Gaijin -Augen aussehen wie ein chemisches Säurebad und sein Gesicht so blass ist wie ein Kabuki, hat er Ausstrahlung. Er ist es offensichtlich gewohnt, Autorität auszuüben, was sie seltsam tröstlich findet.
    Sind Sie ein Grahamite?, fragt sie sich. Würden Sie mich benutzen und dann kompostieren? Aber kümmert sie das wirklich? Er sieht nicht besonders gut aus. Er ist kein Japaner. Er ist ein Nichts. Und trotzdem haben seine entsetzlichen Augen dieselbe Macht über sie wie die, die Gendo-sama auszuüben pflegte.
    »Was möchten Sie wissen?, flüstert sie.
    »Dein Weißhemd hat etwas von Genfledderei erzählt«, sagt der Gaijin. »Erinnerst du dich?«
    »Hai. Ja. Ich glaube, dass er sehr stolz war. Er hatte einen Beutel neu

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