Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Gesichtern, läuft ihnen in schimmernden Rinnsalen den Rücken hinunter. Sie verbrennen Kalorien so schnell, wie sie sie zu sich nehmen, und trotzdem erfüllt die Erinnerung an die Nachmittagssonne den Club noch immer mit ihrer Hitze.
Emiko steht neben einem Ventilator, um sich abzukühlen, so gut es eben geht. Ihre Arbeit kann sie nur kurz unterbrechen – sie bringt den Gästen Drinks und hofft, Kannikas Blicken zu entgehen.
Immer wenn Kannika ihrer habhaft wird, schleift sie sie dorthin, wo die Männer sie begutachten können. Zwingt sie, mit der traditionellen Gangart japanischer Aufziehmädchen auf und ab zu schreiten und ihre stilisierten Bewegungen noch zu betonen. Emiko muss sich hin und her drehen, und die Männer reißen lauthals ihre Witze, wobei sie im Stillen darüber nachdenken, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, sobald ihre Freunde fortgegangen sind.
In der Mitte des Hauptraumes fordern Männer die jungen Mädchen in ihren Pha sins und kurzen Jäckchen zum Tanzen auf und drehen sich langsam auf dem Parkett, während die
Band Musik aus der Zeit der Großen Kontraktion spielt — Songs, die Raleigh aus seinem Gedächtnis ausgegraben und für traditionelle thailändische Instrumente umgearbeitet hat, sonderbar melancholische Verschmelzungen aus der Vergangenheit, so exotisch wie seine Kinder mit ihrem kurkumagelben Haar und ihren großen, runden Augen.
»Emiko!«
Sie zuckt zusammen. Es ist Raleigh, der sie in sein Büro winkt. Als sie an der Bar vorbeiläuft, folgen die Blicke der Männer ihren abgehackten Bewegungen. Kannika schaut kurz auf — sie hält die Hände eines Mannes fest umfasst und schmiegt sich an ihn — und schenkt ihr ein Lächeln. Als Emiko das erste Mal in dieses Land kam, erzählte ihr jemand, die Thai würden auf dreizehn verschiedene Arten lächeln. Sie vermutet, dass Kannikas Lächeln ihr nichts Gutes verheißt.
»Komm schon«, sagt Raleigh ungeduldig. Er führt sie durch einen Vorhang und einen Korridor entlang, an Zimmern vorbei, in denen sich die Mädchen umziehen, und dann durch eine weitere Tür.
Die Erinnerungsstücke dreier Leben bedecken die Wände des Büros – von vergilbten Fotografien eines Bangkoks, dessen Skyline vollständig von Elektrizität erhellt wird, bis hin zu dem Bild eines Raleigh, der die traditionelle Kleidung eines wilden Bergstammes aus dem Norden trägt. Raleigh bedeutet Emiko, sich auf einem Kissen auf der erhöhten Plattform niederzulassen, auf der er seine Geschäfte tätigt. Dort räkelt sich bereits ein anderer Mann, ein blasses, hochgewachsenes Geschöpf mit blauen Augen, blonden Haaren und einer bösen Narbe am Hals.
Der Mann erschrickt, als sie den Raum betritt. »Jesus und Noah, Sie haben nichts davon gesagt, dass sie ein Aufziehmädchen ist«, erklärt er.
Raleigh grinst und macht es sich auf einem der Kissen gemütlich. »Ich wusste gar nicht, dass Sie Grahamite sind.«
Fast lächelt der Mann über die spöttische Bemerkung. »Etwas so Riskantes bei sich zu haben … Sie spielen mit der Rostwelke, Raleigh. Die Weißhemden könnten Sie jederzeit an der Gurgel haben.«
»Das Ministerium schert sich einen Dreck darum, solange ich nur pünktlich zahle. Die Kerle, die hier in der Gegend Streife gehen, sind nicht gerade die Tiger von Bangkok. Die lassen mich schön in Ruhe, solange sie nur ein paar Scheine verdienen. « Er lacht. »Es ist viel teurer, das Eis für sie zu kaufen, als das Umweltministerium fürs Wegschauen zu bezahlen.«
»Eis?«
»Falsche Porenstruktur. Sie überhitzt.« Er runzelt die Stirn. »Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich sie nicht gekauft. «
Das Zimmer riecht nach Opium, und Raleigh macht sich erneut daran, die Pfeife zu füllen. Er behauptet, er sei dank des Opiums jung geblieben und voller Lebensfreude, aber Emiko vermutet, dass er nach Tokio segelt und die gleichen Behandlungen in Anspruch nimmt wie Gendo-sama. Raleigh hält das Opium über die Lampe. Es knistert in der Hitze, und er dreht den Ball auf den Nadeln, bearbeitet den Teer, bis er zähflüssig ist, rollt ihn dann rasch wieder zu einer Kugel zusammen und stopft ihn in die Pfeife. Dann hält er die Pfeife noch einmal über die Lampe und atmet tief ein, als der Teer sich in Rauch verwandelt. Er schließt die Augen. Reicht die Pfeife blind an den blassen Mann weiter.
»Nein, danke.«
Raleigh öffnet die Augen. Lacht. »Sie sollten es mal probieren. Das Einzige, was die Seuche übrig gelassen hat. Ein Glück für mich. In meinem Alter
Weitere Kostenlose Bücher