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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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aufgerissen wie ein Kind, das die Fassung verloren hat. Schließlich räuspert er sich.
    »Deine Haut brennt wie Feuer«, sagt er.
    »Hai. Wie Sie gesagt haben – ich bin nicht für dieses Klima konstruiert worden.
    Jetzt inspiziert er sie von Kopf bis Fuß. Sein hungriger Blick gleitet über sie hinweg, als könne er sich nicht an ihr sattsehen. Raleigh würde zufrieden sein. »Das leuchtet ein«, sagt er. »Dein Modell verkauft sich bestimmt nur an die Eliten … und die leben in voll klimatisierten Räumen.« Er nickt vor sich hin und studiert sie weiter. »Das wäre der Kompromiss ihnen wert.«
    Er blickt zu ihr auf. »Mishimoto? Stammst du von Mishimoto? Aber ein Diplomatenmodell bist du auf keinen Fall. Die Regierung würde nie einen Aufziehmenschen ins Land bringen, nicht bei der religiösen Grundhaltung des Palasts
…« Er blickt ihr in die Augen. »Mishimoto wollte dich loswerden, habe ich Recht?«
    Emiko kämpft gegen das plötzliche Schamgefühl an. Sie kommt sich vor, als würde er sie aufschlitzen und in ihren Eingeweiden wühlen, so distanziert und sachlich, dass es schon wieder beleidigend ist, wie ein Medizintechniker, der wegen Verdacht auf Cibiskose eine Autopsie durchführt. Sie stellt das Glas vorsichtig auf den Tisch zurück. »Sind Sie ein Genfledderer? «, fragt sie. »Wissen Sie deshalb so viel über mich?«
    Sein Gesichtsausdruck verändert sich augenblicklich — von naiver Faszination zu einem wissenden Grinsen. »Ich betreibe das eher als Hobby«, sagt er. »Als Genspäher, sozusagen.«
    »Wirklich?« Sie zeigt ihm einen Teil der Verachtung, die sie für ihn empfindet. »Sie stammen nicht zufällig aus dem, sagen wir, Midwest Compact? Für einen der großen Konzerne?« Sie beugt sich vor. »Sind Sie womöglich ein Kalorienfänger?«
    Die letzten Worte flüstert sie, aber ihre Wirkung ist nicht zu übersehen. Der Fremde zuckt zurück. Sein Lächeln erstarrt, doch seine Augen mustern sie, als wäre er ein Mungo, der eine Kobra beobachtet. »Was für eine interessante Idee«, sagt er.
    Nachdem sie sich eben noch so sehr schämte, tut es ihr gut, ihn in die Enge getrieben zu haben. Wenn sie Glück hat, wird der Gaijin sie auf der Stelle töten. Dann hätte sie wenigstens ihren Frieden.
    Sie wartet darauf, dass er sie schlägt. Niemand duldet es, von einem Neuen Menschen beleidigt zu werden. Mizumi-sensei hat jede Andeutung von Ungehorsam schon im Keim erstickt. Sie lehrte Emiko zu gehorchen, sich zu verneigen, sich den Wünschen der Mächtigeren zu beugen und dabei stolz auf ihre Rolle zu sein. Auch wenn sich Emiko schämt, wie der Gaijin in ihrer Vergangenheit herumschnüffelt, und dass sie die Beherrschung verloren hat, nach Mizumi-senseis Lehren wäre das dennoch kein Grund, den Fremden zu provozieren.
Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Was getan ist, ist getan, und Emiko hat mit ihrem Leben abgeschlossen — sie wird freudig jeden Preis zahlen, den der Fremde von ihr fordert.
    Stattdessen sagt der Mann mit der Narbe: »Erzähl mir noch einmal, was in der Nacht mit dem Jungen vorgefallen ist.« Der Zorn ist aus seinem Blick gewichen, und seine Miene verrät, dass er keinen Widerspruch dulden wird. Wieder muss sie an Gendo-sama denken. »Sag mir alles«, flüstert er. »Jetzt.« Seine Stimme trifft sie wie ein Peitschenschlag.
    Sie gibt sich alle Mühe, ihm standzuhalten, doch der allen Neuen Menschen einprogrammierte Zwang zu gehorchen ist zu stark, das Gefühl von Scham angesichts ihres Ungehorsams zu überwältigend. Er ist nicht dein Patron, ermahnt sie sich, und trotzdem möchte sie ihm mit einer solchen Unbedingtheit gehorchen, dass sie sich dabei fast in die Hose macht.
    »Er ist letzte Woche gekommen …« Noch einmal schildert sie die Einzelheiten jener Nacht mit dem Weißhemd. Dabei schmückt sie die Geschichte aus, um dem Gaijin eine Freude zu machen, ganz so, wie sie früher für Gendo-sama Shamisen gespielt hat – eine Hündin, die ihrem Herrn alles recht machen möchte. Könnte sie ihm nur sagen, er solle Rostwelke fressen und sterben! Doch das liegt nicht in ihrer Natur, und so erzählt sie stattdessen, und der Gaijin hört ihr zu.
    Er lässt sie vieles wiederholen, stellt weitere Fragen. Kehrt zu Nebensächlichkeiten zurück, von denen sie glaubte, er hätte sie vergessen. Er ist unbarmherzig, nimmt ihre Geschichte Stück für Stück auseinander, fordert Erklärungen. Er weiß, wie man Fragen formuliert. Gendo-sama hat seine Untergebenen auf diese Art und Weise

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