Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
entwickelter Früchte dabei. Geschenke für die Mädchen.«
Das Interesse des Gaijin wächst. Sie verspürt ein Gefühl von Wärme in sich aufsteigen. »Und wie sahen die Früchte aus?«, fragt er.
»Sie waren rot, glaube ich. Mit … Fäden. Langen Fäden.«
»Grüne Borsten? Etwa so lang?« Er hält Daumen und Zeigefinger einen Zentimeter auseinander. »Und dick.«
Sie nickt. »Ja. Das stimmt. Er hat sie ›Ngaw‹ genannt. Und seine Tante hatte sie gemacht. Sie soll vom Beschützer der Kindskönigin geehrt werden, vom Somdet Chaopraya, für ihre Dienste für das Königreich. Er war sehr stolz auf seine Tante.«
»Und er ist mit dir gegangen«, hakt der Fremde nach.
»Ja. Aber erst später. Nachdem seine Freunde fort waren.«
Der blasse Mann schüttelt ungeduldig den Kopf. Für die Einzelheiten ihres Stelldicheins interessiert er sich nicht: die nervösen Augen des Jungen, wie er sich der Mama-san näherte,
wie Emiko nach oben geschickt wurde, bis ein ausreichender Zeitraum verstrichen war und er ihr folgen konnte, ohne dass jemand einen Zusammenhang herstellte. »Was hat er noch von seiner Tante erzählt?«, fragt er.
»Nur dass sie für das Ministerium arbeitet.«
»Sonst nichts? Auch nicht, wo sie ihre Fledderei betreibt? Wo die Versuchsfelder sind? Nichts dergleichen?«
»Nein.«
»Das ist alles?« Der Gaijin wirft Raleigh einen verärgerten Blick zu. »Und deshalb habe ich den weiten Weg hier raus auf mich genommen?«
Raleigh schüttelt seine Betäubung ab. »Der Farang, souffliert er. »Erzähl ihm von dem Farang.«
Emiko kann ihre Bestürzung nicht verbergen. »Verzeihung? « Sie weiß noch gut, wie der Junge mit seiner Tante angegeben hat. Dass seine Tante für ihre Arbeit mit der Ngaw einen Preis bekommen und befördert werden sollte … aber von einem Farang … »Ich verstehe nicht.«
Raleigh lässt seine Pfeife sinken und mustert sie mit finsterem Blick. »Du hast mir gesagt, er hätte dir etwas von Farang -Genfledderern erzählt.«
»Nein.« Sie schüttelt den Kopf. »Von Ausländern hat er nichts gesagt. Es tut mir leid.«
Der Gaijin mit der Narbe verliert allmählich die Geduld. »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas haben, worauf ich nicht meine Zeit verschwende, Raleigh!« Er greift nach seinem Hut und macht Anstalten aufzustehen.
Raleigh starrt sie wütend an. »Du hast gesagt, da wäre von einem Farang -Genfledderer die Rede gewesen!«
»Nein …« Emiko schüttelt den Kopf. »Warten Sie!« Sie streckt eine Hand aus, um den Gaijin am Gehen zu hindern. »Warten Sie. Khun, bitte warten Sie. Ich weiß jetzt, von was Raleigh-san spricht.« Ihre Finger streifen ihn am Arm. Der
Gaijin zuckt zurück und bleibt mit angeekelter Miene außer Reichweite stehen.
»Bitte«, fleht sie ihn an. »Ich habe es nicht gleich begriffen. Der Junge hat nichts von einem Farang erzählt. Aber er hat einen Namen genannt … der vielleicht einem Farang gehört. « Sie schaut hilfesuchend zu Raleigh hinüber. »Haben Sie das gemeint? Diesen seltsamen Namen? Gut möglich, dass damit ein Ausländer gemeint war. Kein Thai. Und auch kein Chinese oder Hoklo …«
Raleigh unterbricht sie. »Sag ihm, was du mir gesagt hast, Emiko. Mehr will ich nicht. Sag ihm alles. Jede Einzelheit. Als würdest du nach einem Rendezvous mit mir reden.«
Und sie gehorcht. Der Gaijin setzt sich wieder hin und hört ihr misstrauisch zu. Sie erzählt ihm alles — wie nervös der Junge war, dass er sie erst nicht anschauen wollte und dass er dann gar nicht mehr den Blick abwenden konnte. Wie er immer weiterredete, weil er keine Erektion bekam. Wie er zuschaute, als sie sich auszog. Wie er von seiner Tante erzählte. Um sich gegenüber einer Hure — und einem Neuen Menschen dazu — wichtigzumachen! Wie sonderbar und albern ihr das vorkam, und wie sie vor ihm verbarg, was sie dachte. Und dann sagt sie schließlich etwas, bei dem Raleigh lächelt und der blasse Mann mit der Narbe die Augen aufreißt.
»Der Junge hat erzählt, dass ein Mann namens Gi Bu Sen ihnen Baupläne gibt. Aber er hintergeht sie mehr, als dass er ihnen hilft. Doch seine Tante hat einen Trick entdeckt. Und dann haben sie die Ngaw erfolgreich gehackt. Bei der Ngaw hat ihnen Gi Bu Sen fast gar nicht geholfen. Letztlich hat seine Tante die ganze Arbeit gemacht.« Emiko nickt. »Das hat er mir erzählt. Dieser Gi Bu Sen versucht sie hereinzulegen. Aber seine Tante ist zu schlau, um darauf hereinzufallen.«
Der Mann mit der Narbe mustert sie eingehend.
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