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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Gesetzesverstöße der Kurzsichtigen und Habgierigen zu verfolgen – derjenigen, die auf raschen Profit hoffen, auch auf Kosten des Lebens anderer.
    Das Symbol des Umweltministeriums ist das Auge einer Schildkröte. Sie steht für Weitblick – für das Bewusstsein, dass überall verdeckte Kosten lauern, auch wenn die Dinge scheinbar billig und leicht verfügbar sind. Und wenn die
anderen jetzt vom Schildkrötenministerium reden und die Chaozhou-Chinesen die Weißhemden als Schildkröteneier beschimpfen, weil sie nicht mehr so viele Spannfederroller herstellen dürfen, wie sie gerne möchten, dann sei es drum. Das Umweltministerium hat sichergestellt, dass das Königreich überlebt, und wenn Jaidee daran zurückdenkt, was in diesen Mauern geleistet wurde, ist er von Ehrfurcht erfüllt.
    Und trotzdem, als er vor den Toren des Ministeriums vom Fahrrad steigt, wirft ein Mann ihm einen zornigen Blick zu, und eine Frau schaut demonstrativ weg. Sogar unmittelbar vor dem Gebäude selbst – oder vielleicht vor allem dort –, wenden sich die Menschen, die er beschützt, von ihm ab.
    Jade verzieht das Gesicht und schiebt sein Rad an den Wachen vorbei.
    Hier herrscht noch immer große Hektik, und doch ist vieles anders geworden, seit er sich hat anwerben lassen. An den Wänden breitet sich Schimmel aus, und die Mauern haben unter dem Ansturm der Schlingpflanzen Risse bekommen. An einer Ecke lehnt ein alter Bobaum und fault vor sich hin – ein stummer Zeuge ihres Scheiterns. Seit zehn Jahren steht er nun schon so da. So viele Dinge sind gestorben, dass ihm niemand mehr Beachtung schenkt. Das ganze Gebäude wirkt heruntergekommen, als würde der Dschungel versuchen, das zurückzuerobern, was ihm entrissen worden ist. Würde niemand die Ranken auf den Wegen entfernen, hätten sie das Ministerium längst unter sich begraben.
    Als die Mitarbeiter des Ministeriums noch als Volkshelden galten, wäre dergleichen unmöglich gewesen. Damals beugten die Menschen die Knie vor den Beamten, als wären die Soldaten Mönche, und ihre weißen Uniformen erweckten Respekt und Verehrung. Jetzt sieht Jaidee die Zivilisten zusammenzucken, wenn er vorbeischlendert. Und die Flucht ergreifen.
    Ich bin ein Schläger, denkt er missmutig. Nichts weiter als
ein Schläger, der unter Wasserbüffeln einhergeht, und obwohl er versucht, gütlich über sie zu wachen, ertappt er sich wieder und wieder dabei, wie er die Peitsche schwingt, um ihnen Angst einzujagen. Das ganze Ministerium handelt nach dieser Maxime — zumindest diejenigen, die sich noch der Gefahren bewusst sind, denen sie gegenüberstehen, die noch immer an eine klare Linie glauben, die zum Schutze aller nicht überschritten werden darf.
    Ich bin ein Schläger.
    Er seufzt und stellt das Rad vor der Verwaltung ab; hier müssten die Mauern dringend einmal wieder getüncht werden, doch auch dafür reicht das schwindende Budget nicht. Jaidee betrachtet das Gebäude und fragt sich, ob das Ministerium deshalb kurz vor einer Katastrophe steht, weil es sich übernommen hat oder weil es zu erfolgreich ist. Die Menschen haben die Angst vor der Außenwelt verloren. Das Budget des Umweltministeriums wird kleiner, während das des Handelsministeriums wächst.
    Jaidee sucht sich einen Sitzplatz vor dem Büro des Generals. Offiziere in weißer Uniform schreiten an ihm vorbei, sorgsam darauf bedacht, ihn zu ignorieren. Dass er vor Prachas Büro wartet, sollte ihn mit Genugtuung erfüllen. Er wird nicht oft vor einen hochrangigen Offizier zitiert. Dieses eine Mal hat er etwas richtig gemacht. Ein junger Mann nähert sich ihm zögerlich. Verbeugt sich.
    »Khun Jaidee?«
    Als Jaidee nickt, grinst der junge Mann breit. Seine Haare sind kurzgeschnitten, und seine Augenbrauen sind nur schmale Schatten; er ist gerade erst aus dem Kloster gekommen.
    »Khun, ich hatte gehofft, dass Sie es sind.« Er zögert und streckt Jaidee dann eine kleine Karte entgegen. Sie ist im altehrwürdigen Sukhothai-Stil bemalt und zeigt einen jungen
Mann mit blutigem Gesicht, der im Ring einen Gegner vor sich hertreibt. Seine Gesichtszüge sind nur angedeutet, aber Jaidee muss unwillkürlich lächeln, als er sie sieht.
    »Woher haben Sie das?«
    »Ich hab bei dem Kampf zugeschaut, Khun. Damals, in dem Dorf. »Ich war erst so groß …« Er hält seine Hand auf Hüfthöhe. »Na ja, so ungefähr. Vielleicht auch kleiner.« Er lacht befangen. »Als ich Sie gesehen habe, wollte ich selbst Boxer werden. Als Dithakar Sie umgenietet hat und Ihr

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