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Birnbaeume bluehen weiß

Birnbaeume bluehen weiß

Titel: Birnbaeume bluehen weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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und vertraut. Mit einem Geruch, den wir aus tausenden erkennen würden. Ein Haus aus einem Märchen, in dem der Duft von frisch gebackenen Plätzchen immer durch alle Zimmer zog, mit einem Kamin, in dem sogar im August an manchen Abenden ein Feuer brannte, mit ein wenig säuerlich riechenden Zitronenpflanzen auf den Fensterbänken vor kleinen, viereckigen Fenstern, mit großen, abgenutzten Sesseln, auf denen Zeitungen, Bücher oder ein Wollknäuel und ein angefangener Schal auf zwei Stricknadeln lagen. So war es, als wir geboren wurden, so war es, als Gerson sieben war und wir zehn, und so war es, als wir am neunten Tag des Monats August dort ankamen. Ein Haus, in das man immer wieder zurückkehren möchte, und – wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht geht – ein Haus, an das man sich immer erinnern wird. Sicher in unserem Fall.

    Anna und Jan sind unsere Großeltern väterlicherseits. Den Vater und die Mutter unserer Mutter haben wir nicht mehr gesehen, seit sie weggegangen ist. Wir verloren mit einem Schlag nicht einen, sondern dreiMenschen. Soweit wir wissen, bekamen Oma und Opa Streit mit Gerard. Sie gaben Gerard die Schuld daran, dass unsere Mutter weggegangen ist. Was natürlich großer Unsinn ist, aber es hatte wohl zur Folge, dass sie aus unserem Leben verschwanden. Dabei hatten sie Streit mit Gerard und nicht mit uns. Wir konnten doch nichts dafür. Gerson hatte ihnen noch mal eine Karte geschickt, Jahre später, als er elf war. Weil er »es überhaupt nicht verstand« und »sehr seltsam fand«, dass sie uns nicht mehr besuchten und wir nicht mehr zu ihnen durften. Das schrieb er ihnen. Er bekam nie eine Karte zurück. Das hatte aber auch einen Vorteil: Wir brauchten uns nie mehr zu entscheiden, wir fuhren immer zu Anna und Jan. »Ihr verpasst gar nix«, sagte Jan ab und zu. »Sie wohnen in der Großstadt, und in der Stadt gibt’s nichts zu erleben. Glückspilze.«

    Am Abend des 9. August war es wirklich sehr englisch auf der Terrasse im Garten von Anna und Jan. Dicke Hummeln brummten zwischen den Blumen hin und her, auf der Weide, über der ein wenig Bodennebel hing, grasten ein paar schwarze Schafe, und in der Ferne, hinter der Weide, stand die mächtige Trauerweide bewegungslos am Ufer des Sees. An einem dicken Ast der Trauerweide hing ein Tau. Das Tau hat da immer gehangen. Es war unser Plumpstau. Früher war es das Plumpstau von Gerard und seinen Freunden aus dem Dorf gewesen. Es ging so: Man nahm Anlauf auf dem hölzernen Steg, griff nach einem Knoten im Tau, schwang sich so weit wie möglich über das Wasser und ließ dann los. Wenn man gut Schwung hatte und das Tau so lange wie möglich festhielt, fiel manmanchmal aus drei Meter Höhe ins Wasser. Am besten war es, wenn man während des Falls einen Salto machte. Dann war der Plumps gelungen.
    Gerson schien sich Sorgen über das Plumpstau zu machen. Oder besser gesagt, über sich selbst an dem Plumpstau. »Ich greife natürlich immer daneben«, sagte er.
    »Vielleicht schwimmst du besser einfach?«, sagte Anna vorsichtig.
    »Nein, natürlich nicht, es geht doch um das Plumpsen.«
    »Ist dein Arm eigentlich stark genug?«
    »Stark genug? Ich habe schon drei Kneifbälle kaputtgekniffen.«
    »Ich kann das Tau ja festhalten«, sagte Klaas.
    »Und dann?«
    »Dann stecke ich es zwischen deine Hände, wenn du am Tau angekommen bist.«
    »Wir können eine Art Läufer über den Steg legen«, sagte Kees, »dann weißt du wenigstens, wo du rennen musst.«
    »Und woraus willst du den machen?«, fragte Jan. »Schraubst du all unsere Teppichstangen von der Treppe ab?«
    »War ja nur eine Idee«, sagte Kees bedrückt.
    »Vergiss es«, sagte Jan. »Gerson muss etwas anderes finden, um seinen Spaß zu haben.«
    »Lass uns erst mal abwarten, was für Wetter wir morgen haben«, sagte Anna. In ihren Augen lasen wir, dass sie auf Kälte, Regen und Gewitter hoffte.
    »Gerard hat gesagt, dass ich viel schwimmen soll«, sagte Gerson.
    »Ja, genau, schwimmen«, sagte Anna. »Nicht plumpsen.«
    »Wir lassen uns morgen schon was einfallen«, sagte Klaas.
    Der Bodennebel auf der Weide stieg langsam hoch. Daan lag auf der Terrasse und schnarchte. Sein Rücken berührte ein Bein von Gersons Stuhl. »Ich fühle, dass er schnarcht«, sagte Gerson. »Ich will auch ins Bett.«

    Wir schliefen zu dritt im Gästezimmer. Wir zusammen in einem Doppelbett und Gerson in einem Einzelbett. Das Fenster war auf. In der Ferne hörten wir zwei Eulen, die einander riefen, und am See

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