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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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durch Einwanderer. Kennst du Captain Cook?«
    »So vom Namen.«
    »Der Name wird dir noch öfter begegnen. Er hat Neuseeland umschifft und ist als Erster die australische Ostküste entlang. Dabei hat er den Hafen von Sydney entdeckt.«

    Ein imponierender Anblick, dieser Hafen, das musste Ralf zugeben. Mit der U-Bahn waren Miriam und er über die Harbour Bridge in den nördlichen Teil der Stadt gefahren und gerade dabei, zu Fuß über die Brücke zurückzulaufen, um die Aussicht zu genießen. Der Genuss wollte sich aber nicht einstellen - Ralf hatte Höhenangst, schon seit er denken konnte: Auf dem Spielplatz gab es eine hohe Rutsche für größere Kinder, vor der hatte er lange Zeit Angst gehabt. Aber das war gar nichts im Vergleich: Die blöde Brücke zitterte, wann immer ein Laster vorbeifuhr, Ralf zitterte mit. Er begann, vorsichtig aufzutreten, immer eine Hand am Geländer. Als er nach unten sah, kamen ihm die Fähren winzig vor und die Segelboote nicht größer als ins Blaue geschüttelte Bettfedern.
    »Sieh nicht nach unten, schau auf weiter entfernte Ziele.« Miriam sah ihn an. »Schau, dahinten, die Mündung zum Meer ist Naturschutzgebiet. Und auf der anderen Seite liegt Darling Harbour. Da unten ist die Oper, siehst du? Ihre Konstruktion erinnert an Muschelschalen.«
    Wie die aufgerissenen Schlünde zweier Haie sah die Oper für Ralf aus. Er wollte nicht weitergehen, lieber wieder zurück.
    »Jetzt komm schon, dir passiert nichts. Wenn du über die Brücke gehst, sparst du dir die Dollars für die Hafenrundfahrt.«
    Das war nicht wirklich überzeugend. Die Hafenrundfahrt konnte man sich auch sparen, ohne über die Brücke zu laufen.
    Miriam nahm seine Hand.
    »Ich bin bei dir, siehst du? Dir kann nichts passieren.«
    Sie lächelte ihn an, drückte seine Finger und Ralf fühlte sich ein bisschen sicherer. Hand in Hand marschierten sie über die Brücke. Die Angst war noch da, aber nicht mehr in ihm drin, nur noch in der Nähe, da war etwas, was sie auf Distanz hielt. Händchenhalten, oh Gott - nur war das irgendwie egal, es war in Ordnung so, es war gut, und auch wenn er nicht wusste, warum.
    Am Ende angekommen, lag die berühmte Oper vor ihnen. Miriam sah Ralf an, nur konnte er beim besten Willen nicht erraten, was sie wollte.
    »Geht’s wieder ohne?«, fragte sie und deutete auf ihre Hand. Ralf hatte gar nicht bemerkt, dass er sie noch hielt. Er ließ los und spürte, wie er rot wurde.

    An den Treppen der Oper fotografierten dutzende Touristen, viele Japaner, auch ein paar Deutsche waren dabei.
    »Sag mal, Miriam, was halten Australier eigentlich so von Deutschen?«
    »Oh, frag nicht, Deutsche gelten in Australien als fleißig, aufrichtig und humorlos. Die Japaner Europas. Intelligent ja, trotzdem trottelig. Als ich mit David zusammen war, hieß es oft, der lüsterne Professor nutzt das naive deutsche Mädel aus. Dabei ging alles von mir aus: Ich hab ihn gefragt, ob er schon mal eine Kneipe von innen gesehen hat.«
    »Und?«
    »Er hat gelacht und gesagt, das sei schon ein paar Monate her. Ich hab dann die Kneipe ausgesucht und auch das Wann und Wo für das erste Mal. Er hat eigentlich nicht viel gemacht - außer sich nicht gewehrt.« Sie kicherte.
    »Wie habt ihr euch kennen gelernt?«
    »Über Carol. Damals hatte sie nichts gesagt, nur hinterher hat sie mir immer erklärt, David sei arrogant, sobald er mich satt habe, werde er mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel und so weiter.«
    »Warum das?«
    »Was weiß ich? Vielleicht weil ich danach weniger Zeit für sie hatte. Wenn ich so darüber nachdenke, ist unsere Freundschaft nie mehr das geworden, was sie mal war, auch nach der Trennung von David nicht. Ich zieh jetzt mehr mit Liz rum.«
    Ralf erschien die Oper aus der Nähe noch immer wie ein Haifischmaul, genauer wie dessen aufklappende Zähne. Muschel war Blödsinn. Als er das Miriam erzählte, schlug sie vor, ins Aquarium zu gehen, um ein paar echte Haie anzuschauen.
    Sie liefen durch die Royal Botanic Gardens und den Hyde Park. Auf einer Bank saß ein Mann, dessen Haut auf jedem sichtbaren Zentimeter tätowiert war. Miriam zog Ralf weiter Richtung Pitt Street Mall.
    Ralf verkündete mit der Karte in den Händen, sie gingen jetzt durch einen Stadtteil mit acht »O« im Namen.
    »Glaub ich nicht.«
    »Wetten? Acht O.«
    »Nie im Leben. Um was wetten wir?«
    »Weiß nicht. Ein Abendessen?«
    »Kannst du sowieso nicht bezahlen, das heißt, ich müsste es auslegen. Wetten wir um was anderes: Wer

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