Bis ans Ende der Welt
Stichworttafel sucht.
»Ich erwarte noch anderen Besuch. Aber die Wohnung ist groß genug, kein Problem.«
»Bist du sicher?«
»Ja, natürlich.«
»Und wie steht’s mit unserem Urlaub?«
Wieder suchte David die Wohnzimmereinrichtung ab. Dann sagte er: »Ich fürchte, der fällt ins Wasser. Was ist, habt ihr Hunger? Ich mache Pasta.«
Während des Essens unterhielt sich David fast nur mit Ralf. Er interessierte sich für alles, streute ab und zu sogar deutsche Wörter in die Unterhaltung ein, die er von Miriam gelernt hatte. Nur manchmal warf er einen verstohlenen Blick auf sie, wenn er sicher war, dass sie nicht hersah. Ralf aß mehr als die beiden anderen zusammen, sie schienen keinen Appetit zu haben.
Nach dem Essen wollte Miriam abspülen, aber David bestand darauf, sie solle alles stehen lassen, das mache er später. Er müsse allerdings noch mal weg. Ob sie sich vielleicht inzwischen ausruhen wollten oder ins Kino gehen?
»Waren wir heute schon«, erwiderte Miriam.
»Was habt ihr gesehen?«
» Love and other Catastrophies. «
»Ein netter Film.«
»Ich weiß. Haben wir gemeinsam gesehen, falls du dich erinnern kannst.«
»Oh - ja, richtig. Und, hat er dir auch gefallen, Ralf?«
»Ja«, antwortete Ralf und erinnerte sich gleichzeitig, dass er Miriam gegenüber das Gegenteil behauptet hatte.
Sie schien es aber nicht bemerkt zu haben, sie war aufgestanden und sagte: »Ich glaube, wir packen mal zusammen und machen uns wieder auf den Weg.«
»Wolltet ihr nicht über Nacht bleiben?«
»Nein, wir haben nur unsere Rucksäcke abgestellt. Wir treffen uns noch bei Freunden.«
»Aber es ist wirklich kein Problem.«
»Klar. Ich ruf dich mal an oder wir schicken eine Karte.«
Zum Abschied gab es noch einmal eine Umarmung für Miriam, einen Händedruck für Ralf, ach, der Schlüssel für Mrs Mulgrin, danke, und draußen waren sie.
Auf der Straße fragte Ralf: »Warum hast du das mit den Freunden gesagt? Welche Freunde überhaupt? Wieso haben wir nicht bei David übernachtet?«
Er sah Tränen in ihren Augen. Offenbar war irgendwas schief gelaufen. Ralf legte seinen Arm um sie, sie drückte sich an ihn. Sein Herz begann, schneller zu schlagen.
Pam und Kristine hatten sich im Blue Mountains Backpackers in Katoomba einquartiert und tranken auf ihrem Zimmer eine Flasche »Rhine Riesling« aus Plastikkaffeetassen. Während des Abstiegs vom Echo Point hatten sie einen Vogel gesehen, von dem Kristine überzeugt war, es müsse ein Kookaburra gewesen sein.
Pam machte ein feierliches Gesicht. »Eine der Sagen der Aborigines erzählt, dass die Sonne nur aufgeht, wenn der Kookaburra die Tiere vorher aus dem Schlaf weckt. Sonst bleibt die Erde in Dunkelheit. Die Kookaburras haben diesen Weckdienst unter einer Bedingung übernommen: dass sich niemand über ihren Schrei lustig macht.«
»Ah.«
»Willst du noch mehr Sagen der Aborigines hören?«
Kristine nahm einen tiefen Schluck Wein aus ihrer Tasse und hörte sich zwei weitere Geschichten an, über heilige Berge, Regenmacher und Männer, die in Schwäne verwandelt wurden.
»Liebst du das Meer?«, fragte sie, als Pam einmal kurz Luft holte. »Ich würde nämlich gerne mal auf einer Yacht rausfahren. Zum Hochseeangeln oder Whale Watching oder so was.«
»Da sind wir hier falsch.« Pam kicherte.
»Was du nicht sagst. Aber vielleicht in Brisbane oder Townsville?«
»Ja, das wäre nicht schlecht.«
»Würdest du mitkommen?«
»Ja, sofort. Aber wie kommt man auf so eine Yacht?«
»Ich dachte eigentlich, du könntest mir das sagen. In Neuseeland haben die meisten Menschen ein Boot, dachte ich immer.«
»Falsch gedacht.«
»Na ja, so schwer kann das nicht sein. Hier ist es mir jedenfalls zu kalt, übermorgen fahre ich Richtung Norden weiter. Kommst du mit?«
»Gerne.«
9.
Ralf und Miriam hatten am Strand nach dem nächsten Backpacker gefragt und freuten sich, dass es nicht weit weg war. Der Typ vom Empfang fragte, wie lange sie bleiben wollten, und erklärte, das Wetter werde schöner.
Ralf konnte am Wetter bisher nicht das Geringste aussetzen. »In Australien ist es doch wunderbar.«
»Oh nein«, protestierte der Mann, »nicht in Sydney: Hier können Sie vier Jahreszeiten an einem Tag erleben.« Das hatte Ralf schon in Melbourne gehört, offenbar hatte er bisher Glück gehabt.
Das Zimmer war kahl - besonders hässlich waren die nackte Glühbirne an der Decke und ein Schild, das Besucher verbot. Aber sie wollten ja nur eine Nacht bleiben.
Miriam hatte
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