Bis ans Ende der Welt
verliert, muss sich tätowieren lassen.«
Ralf lachte. »Du spinnst.«
»Schiss?«
Ralf zählte die Os nach: Es waren acht. »Gut, wenn du willst, einverstanden.« Miriam gab ihm die Hand drauf - Ralf legte ein breites Grinsen auf: »Da, schau: Woolloomooloo, acht O.«
»Kenn ich, aber wir sind nicht links, sondern rechts abgebogen. Wir sind also da.«
Sie zeigte es ihm auf dem Stadtplan.
Oh Scheiße, sie hatte Recht: Woolloomooloo lag auf der anderen Seite. Wie konnte er nur so doof sein?
Miriam begann zu kichern: »Keine Angst, ich such dir was Schönes aus: ein Herz, in dem ›Mutti‹ steht, oder wie wär’s mit einem großen ›links‹ auf der linken Hand und einem ›rechts‹ auf der rechten?«
Ralf schämte sich metertief in den Boden. Und was schlimmer war: Er wollte keine Tätowierung. Das war völlig out, alle würden denken, er käme frisch aus dem Knast oder so was.
»Äh, Miriam, du bestehst doch nicht darauf, oder?«
»Doch. Aber wenn du ganz lieb darum bittest, können wir darüber reden, die Wettschuld umzuwandeln.«
»In was?«
»In ›Diener für einen Tag‹ und einen Wunsch frei.«
»Wie bitte?«
»Überleg’s dir. Bei David um die Ecke ist ein Tattoo-Studio.«
»Was muss ich da machen, bei ›Diener für einen Tag‹?«
»Es gibt drei Einschränkungen: nichts Strafbares, nichts Gefährliches, nichts, was Geld kostet. Ansonsten alles.«
»Und was ist dieses alles?«
»Was mir so einfällt, Frühstück zum Beispiel, abspülen, Cocktails mixen, meinen Rucksack tragen, alles, was ich will. Keine Angst, ich bin nicht pervers oder so was.«
»Und der Wunsch?«
»Das könnte noch mal ›Diener für einen Tag‹ sein. Wenn’s mir beim ersten Mal gefallen hat. Oder was anderes.«
»Da lasse ich mich lieber tätowieren. An den Fußsohlen, da sieht’s keiner.«
»Hast du genug Geld?«
»Hör mal, wie wär’s mit nur ›Diener für einen Tag‹?«
»Hm, weiß nicht so recht. Bist du ein guter Diener?«
»Ja, sicher.«
»Die Arbeit darf nicht schlampig, sondern muss mit Hingabe ausgeführt werden.«
»Selbstverständlich.«
»Gut, einverstanden.«
Sie reichte ihm wieder die Hand, er schlug ein. So, wie sie grinste, hatte Ralf das Gefühl, einen Riesenfehler gemacht zu haben.
Kristine und Pam hatten den Echo Point beinahe im Spurt erklommen und machten Rast mit gutem Blick auf die Gipfel »Three Sisters«. Während sie ihre Sandwiches aßen, wollte Kristine wissen: »Hast du John schon mal betrogen?«
»Nein, nie. Und du, wie ist es mit deinem Freund?« Kristine lachte. »Ralf kenn ich noch nicht so lange. Trotzdem hätte schon was passieren können.«
Sie erzählte die Geschichte mit Robert im Hotel. Pam fieberte mit und fragte am Schluss, warum sich Kristine überhaupt so weit darauf eingelassen habe.
»Es war einfach spannend: Ich wollte wissen, ob er es probieren würde.«
»Aber ist das nicht unfair gegenüber deinem Freund?«
»Ich mag ihn deswegen ja nicht weniger. Glaubst du, dein Freund ist dir vollkommen treu, während du weg bist?«
Pam sah auf das weite Tal voller Eukalyptusbäume. »Da bin ich sicher. Außerdem würde er beichten, wenn es nicht so wäre, weil ich es ja doch rauskriegen würde.«
»Ist John dein erster Freund?«
Pam nickte.
»Hast du nie Lust auf Abwechslung gehabt?«
»Manchmal doch, aber das wäre nicht fair gewesen. Und das kommt immer raus.«
Kristine grinste. »Im Urlaub nicht.«
Pam musste ebenfalls grinsen. »Da kannst du Recht haben.«
Im Aquarium gab’s eine Vielfalt an giftigem Getier zu sehen: »Bull rout«, ein kleiner Feuerfisch, der in Flüssen lebt und schmerzhafte Wunden hinterlässt, oder den Steinfisch »Synanceja horrida« mit tödlichen Stacheln, die sogar die Sohlen von Sandalen durchbohren. Auf einer Tafel waren weitere giftige Meeresbewohner aufgeführt, allen voran Quallen, aber auch Tintenfische oder die »Gelbbäuchige Seeschlange«. Dann waren da noch 25 Zentimeter breite Schlammkrabben, die an der ganzen Ostküste darauf warteten, mit ihren gewaltigen Scheren in Ralfs Zehen zu zwicken. Schließlich fragte er, ob es auch was Harmloses gebe.
»Ja, zum Beispiel die: Das sind Brassen, die werden normalerweise als Weibchen geboren, können aber noch Männchen werden.«
»Die stärksten, schönsten und intelligentesten wahrscheinlich.«
»Natürlich. Siehst du den Zwergbarsch da? Der heißt Ralf.«
»Was, Ralf?«
»Ein kleiner Fisch mit großem Maul.«
»Ha-ha.«
Nach dem Aquarium stand der
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