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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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signiert.
    Ich musste lächeln, als Bel, kaum im Zimmer, den Fernseher einschaltete. Sie legte sich mit der Fernbedienung aufs Bett und zappte, während sie Gratistrauben aus einer Schüssel zupfte und sich in den Mund steckte.
    »Guck dir das an«, sagte sie.
    Sie hatte die CNN-Nachrichten gefunden. Zwei osteuropäische Nationalstaaten standen kurz vor dem Krieg.
    »Mein Anruf scheint nicht viel genützt zu haben«, sagte ich.
    Ich kehrte die ganze Zeit meine Schokoladenseite hervor. Ich beklagte mich nicht, war fügsam und mit allem, was Bel vorschlug, einverstanden. Ich hab’s schon mal gesagt: Ich beherrsche die Kunst, mich so zu verhalten, als gehörte ich dazu, als wäre ich ein ganz normaler Mensch, was aber nicht stimmt.
    Hoffer ist ebenfalls ein guter Schauspieler. Er glaubt an seine Rolle. Ich habe das Gefühl, dass wir uns irgendwann wieder über den Weg laufen werden, ob uns das passt oder nicht. Wir sind nicht die zwei Seiten einer Medaille - wir sind dieselbe Seite derselben Medaille.
    Bel hat davon natürlich keine Ahnung. Sie glaubt, es sei alles vorbei. Sie glaubt, wir sind zu einem romantischen Wochenende hier, um einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Heute, glaubt sie, beginnen wir neu, lassen wir all das Grauen hinter uns. Während des Mittag- und Abendessens habe ich ihre Hand gehalten und sie unendlich sanft gedrückt. Ihre Augen strahlten. Ich schluckte fortwährend Worte, Bilder, Empfindungen hinunter. In meinen Gedanken blieb ich mir jedoch treu.
    Wir machten eine Runde durch das Dorf. Viel hatte es nicht zu bieten. Schmale Gassen, die zu beiden Seiten der Durchfahrtsstraße den Hang hinaufführten. Ein Bahnhof, Geschäfte, fünf Pubs, das eine Hotel, ein ganz von Rosensträuchern umgebener Friedhof. Arme Leute schien es hier überhaupt keine zu geben. Als wir stehen blieben, um ein bestimmtes Haus zu bewundern, wusste Bel nicht, dass ich noch ein anderes Motiv hatte, es mir anzusehen.
    Es war ein großes frei stehendes Anwesen mit einem niedrigen Mäuerchen zur Straße hin und einem gepflegten Garten. Es gab eine bekieste Auffahrt und einen vor der Tür parkenden Volvo-Kombi.
    Bel drückte meinen Arm. »Ist das die Art Haus, in der du wohnen möchtest?«
    Ich dachte darüber nach. Was ich mir wünschte, war ein Penthouse in Manhattan, so dass ich auf eine ganze Stadt hinunterschauen könnte, als hielte ich sie in der offenen Hand.
    »Vielleicht«, antwortete ich.
    Am Gartentor war ein Namensschild angebracht, aber ich deutete auf irgendwelche Bäume auf der anderen Straßenseite und lenkte dadurch Bels Aufmerksamkeit ab. Vielleicht hätte sie sowieso keinen Argwohn geschöpft - auch wenn Ricks kein so häufiger Name ist.
     
    Hier wohnten Eleanor Ricks’ Eltern.
    Hier war sie vor knapp vierzig Jahren auf die Welt gekommen. Das wusste ich aus der Zeitung. Ihre Eltern hatten sich nach ihrer Ermordung ausgiebig zu Wort gemeldet. Sie seien gegen die Todesstrafe, selbst für Terroristen. Das ehrte sie, wirklich.
    Bel und ich liebten uns diese Nacht unter unserem Betthimmel. Das Zimmer kostete fünfundachtzig Pfund pro Nacht, einschließlich des Frühstücks. Meine Reserven gingen allmählich zur Neige. Bald würde ich mein Schweizer Konto angreifen müssen. Bel hatte die Jobfrage angeschnitten. Sie meinte, sie könnte als Sekretärin oder etwas in der Art arbeiten, und ich... Na, irgendwas würde sich für mich schon finden.
    Vielleicht Hamburger verkaufen oder Supermarktregale auffüllen, wie Hoffer vorgeschlagen hatte.
    Wir liebten uns, wie gesagt, und sie schlief ein. Ich zog mich wieder an und ging nach unten. Die Bar war noch immer samstäglich voll, aber niemand beobachtete mich, als ich in die Nacht hinaustrat.
    Ich schlenderte durch das Dorf. Selbst bei Nacht war es malerisch, ganz Blumenampeln und Ziegeldächer, ferne Hügel und niedrige Steinmäuerchen.
    Die Mauer um den Friedhof war allerdings höher. Im wirklichen England blieb der Tod immer außen vor. Doch ich befand mich hier, um jemandem die letzte Ehre zu erweisen. Das schmiedeeiserne Tor war nicht abgeschlossen, und als ich dagegendrückte, schwang es lautlos auf.
    Ich brauchte nicht lang, um das zu finden, wonach ich suchte. Auf Eleanor Ricks’ Grab lagen noch immer frische Blumen. Ich stand eine Weile da, die Hände in den Taschen vergraben, und scharrte mit den Füßen. Ich dachte eigentlich an nichts. Nach vielleicht fünf Minuten verließ ich den Friedhof wieder.
    Das Haus ihrer Eltern lag genau oben am

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