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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ersehen kann, dass ich in philosophischer Stimmung war.
    Wieder in meinem Zimmer, hängte ich das »Bitte nicht stören«-Schild raus, schloss die Tür ab und klemmte einen Stuhl unter die Klinke. Das Bett war zwar schon gemacht, die Handtücher waren im Bad gewechselt worden, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Manchmal tauchte unversehens ein Zimmermädchen auf. Zwischen Anklopfen und Aufschließen ließen sie nie viel Zeit verstreichen.
    Ich holte den Koffer aus dem Kleiderschrank und legte ihn aufs Bett, überprüfte dann das Streifchen Klebeband, mit dem ich ihn versiegelt hatte. Das Siegel war noch intakt. Ich zerschnitt es mit dem Daumennagel, schloss den Koffer auf, nahm ein paar Hemden und T-Shirts heraus, bis der dunkelblaue Regenmantel zum Vorschein kam. Den hob ich heraus und legte ihn auf das Bett. Bevor ich weitermachte, streifte ich meine Autohandschuhe aus Glacéleder über. Erst jetzt faltete ich den Mantel auseinander. Darin lag, in Plastikfolie eingewickelt, mein Gewehr.
    Man kann nie vorsichtig genug sein, und wie vorsichtig man auch ist, hinterlässt man zwangsläufig Spuren. Ich bemühe mich, mit den Fortschritten der Kriminaltechnik mitzuhalten, und ich weiß, dass wir alle, wo wir auch sind, Spuren hinterlassen: Gewebefasern, Haare, einen Fingerabdruck, Hautfett von einem Finger oder Arm. Heutzutage reicht ein einziges Haar für eine DNA-Abgleichung. Deswegen war das Gewehr in Plastikfolie eingewickelt, die hinterließ weniger Spuren als Stoff.
    Das Gewehr war schön. Ich hatte es in Max’ Werkstatt sorgfältig gereinigt und dann nach Kennzeichnungen und sonstigen charakteristischen Merkmalen untersucht. Beim Entfernen der Seriennummern ist Max immer sehr gewissenhaft, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher. Ich hatte mir für das Gewehr einige Zeit genommen, hatte mich mit ihm, seinem Gewicht und seinen wenigen Eigenheiten vertraut gemacht. Ich hatte mehrere Tage lang damit geübt und dabei sorgsam darauf geachtet, sämtliche verschossenen Projektile und Patronenhülsen zu entsorgen, damit niemand sie zum Gewehr zurückverfolgen konnte. Jede Schusswaffe hinterlässt bestimmte, einzigartige Spuren auf dem Geschoss. Anfangs hatte ich mir das auch nicht vorstellen können, aber offenbar stimmt es.
    Die Munition stellte ein Problem dar. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, daran herumzubasteln. Aber jede Patronenhülse trägt eine gepunzte Markierung, anhand derer sie sich einwandfrei identifizieren lässt. Ich hatte versucht, bei ein paar Patronen die Markierung abzufeilen, was auf meine Trefferquote keine Auswirkungen zu haben schien. Aber am Tag X durfte nichts schiefgehen. Also fragte ich Max, und der erklärte, die Patronen ließen sich zu einer Lieferung zurückverfolgen, die während des Golfkriegs die britischen Einheiten nach Kuwait begleitet hatte. (Ich fragte nicht, wie Max an sie rangekommen war; wahrscheinlich auf die gleiche Weise wie an das Gewehr.) Manche Scharfschützen basteln ihre Munition gern selbst zusammen. So wissen sie, dass sie sich wirklich auf sie verlassen können. Aber dazu fehlt mir das Knowhow, und ich glaube im Übrigen auch nicht, dass das groß was bringt. Max stellte manchmal Munition für mich her, aber in letzter Zeit waren seine Augen nicht mehr so gut.
    Die Munition war.338 Lapua Magnum. Vollmantelgeschoss: Das ist bei Militärmunition praktisch die Regel, da es den Forderungen der Genfer Konvention nach einem möglichst »humanen« Projektil am ehesten entspricht.
    Nun, ich bin kein Tier, hatte also nicht vor, gegen die Genfer Konvention zu verstoßen.
    Max hatte mir sogar eine Auswahl von Waffen vorlegen können. Deswegen kaufe ich bei ihm ein. Er stellt wenige Fragen und ist bestens ausgestattet. Dass er mitten in der Pampa wohnt, ist ein weiterer Pluspunkt, da ich so den ganzen Tag üben kann, ohne jemanden zu stören. Dann ist da noch seine Tochter Belinda, die schon für sich genommen die Anreise wert wäre. Wenn ich irgendwo im Ausland gewesen bin, bringe ich ihr immer ein Geschenk mit. Nicht dass ich mit ihr - Sie wissen schon -, jedenfalls nicht, solange Max da ist. Er zeigt ihr gegenüber starke Beschützerinstinkte, und sie ihm gegenüber ebenso. Bei den beiden muss ich an die Schöne und das Biest denken. Bel hat kurzes blondes Haar, leicht schräg stehende Katzenaugen und eine lange, gerade Nase. Ihr Gesicht sieht wie poliert aus. Max dagegen kämpft schon seit Jahren mit dem Krebs. Er hat vermutlich ein ganzes Viertel seines Gesichts

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