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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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Führerschein, aber der wurde in Deutschland nicht anerkannt. In Öster reich aber konnte er ihn mit ein paar Fahrstunden in einen internationalen eintauschen. Ich saß mit im Auto, als er seine ersten Fahrstunden absolvierte. In Indien ist Linksverkehr und hier musste er also alles umgekehrt lernen. Cool und gelassen tuckerte mein indischer Prinz mit einem roten BMW durch Salzburgs Straßen. Ich sah ihm an, dass er Angst hatte, denn er war ungefähr sieben Jahre nicht mehr in einem Fahrzeug gesessen, deshalb bewunderte ich seine Fahrkünste umso mehr. Sensibel und feinfühlig lenkte er den Wagen durch die unübersichtlichen Straßen. Das hätte ich ihm nie zugetraut! Als die zwei Fahrstunden vorbei waren, sagte ihm der Fahrlehrer, dass er nun nächste Woche die Prüfung antreten könne, wenn er wolle. Zur Sicherheit wollte Sharma kurz bevor die Prüfung begann, noch eine Fahrstunde nehmen. Eine weise Entscheidung!
    Als wir abends im Zug zurück nach Regensburg saßen, kamen zwei sehr ernste Polizeibeamten auf uns zu und sag ten:
    „Passkontrolle! “
    Nichts leichter als das! Sharma kramte seinen nagelneuen, mit einem ordentlichen Visum versehenen Pass aus seiner Tasche und händigte ihn dem Beamten aus. Der andere Polizist wollte meinen Ausweis sehen. Auch ich hatte mei nen dabei. Die Beamten schauten sich Sharmas Pass von allen Seiten an und blätterten neugierig darin.
    „Ist etwas nicht in Ordnung mit unseren Ausweisen?“, beschwerte ich mich.
    „Nein, alles in Ordnung!“, sagte einer mit strenger Miene.
    „Warum kontrollieren Sie denn unsere Pässe?“
    „Stichproben für Ausweiskontrollen hier in diesem Zug“, sagte der andere trocken.
    Als die Polizisten unsere Ausweise genug gedreht und ge wendet hatten, gaben sie sie uns fast enttäuscht zurück. Doch keinen großen Fisch an die Angel bekommen! Da hätten sie uns einmal vor einem halben Jahr kontrollieren sollen, da hätte es anders ausgesehen! Eineinhalb Jahre lang war mein lieber Mann immer lustig zwischen Deutschland und Österreich ohne Visum hin und her gefahren und niemals sind wir jemals kontrolliert worden. Hatte Sharma einen Schutzengel, weil er so viel zu seinem Gott betete? Wir hatten immer Angst, jedoch das Glück war uns hold. Bei der letzten illegalen Reise guckten vier Polizisten in das Abteil, in dem wir saßen und trotteten gelangweilt weiter. Warum hatten sie uns da nicht kontrolliert?
    Diese Stichproben-Ausweiskontrolle aber war nur für uns bestimmt, wie ich leicht erkennen konnte, denn ich sah, dass diese beiden Polizisten keinen weiteren Fahrgast mehr kontrollierten. Stichprobe nur für Dunkelhäutige und ihre verrückten Frauen? Natürlich vermuteten diese Polizisten, dass mein Mann illegal aus Österreich nach Deutschland reisen wollte und die Enttäuschung bei der Einsicht in den Pass stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
    Wir lachten und feixten noch lange über diesen außer gewöhnlichen Vorfall und unser ungeheuerliches Glück.
     
    Anfang Mai veranstalteten wir eine große Hochzeitsfeier in unserem herrlichen Garten und viele liebe Gäste kamen. Sogar unsere sympathische Zahnärztin, Ingrid Alvarenga, luden wir ein. Der Anblick der vielen verschiedenen indischen und deutschen Speisen war ein richtiger Augenschmaus. Überall hatten wir Kerzen und Lampions aufgehängt und zwischen den Apfelbäumen leuchtete eine bunte Lichterkette. Es war herrlich warmes Wetter. Ich fühlte mich wie frisch verheiratet und war unheimlich stolz auf meinen schönen indischen Traumprinzen. Sharma zupfte ständig an meinem Sari herum, wenn ich an ihm vorbeiflitzte. Ich wiederum steckte ihm ständig irgendeine kleine, gepflückte Blume in seinen sonnengelben Turban, den er sich zur Feier des Tages um seinen Kopf gebunden hatte. Wir feierten bis in die Nacht hinein. Als alle Gäste gegangen waren, schleppten wir uns zwei Schlafsäcke in den Garten und übernachteten eng umschlungen darin. Es war eine sternenklare Nacht und mein Märchenprinz erzählte mir eine Geschichte aus Indien:
    „Ein Mann stand vor dem Tor eines Tempels und befragte die Vorbeieilenden über das Geheimnis und den Sinn der Liebe. Vor seinen Augen ging ein alter Mann vorbei, sein Ge sicht war ausgezehrt und voller Melancholie. Er seufzte vor sich hin und sagte:
    „Die Liebe ist eine Schwäche der Natur, die seit Adam und Eva von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben wurde.“
    Ein kräftiger Jüngling erwiderte:
    „Die Liebe verbindet die Gegenwart mit der Vergangen

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