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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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Einreisevisum nach sich ziehen!
     
    Mitte März war es dann soweit. Wir fuhren nach Salzburg. Im Zug herrschte eisiges Schweigen, von meiner Seite aus. Sharma konnte noch so nett zu mir sein, ich ließ mich nicht erweichen, weil auch ICH Angst hatte, dass wir getrennt werden würden. Ich aß das mitgebrachte Halva eiskalt allein vor seiner Nase auf und überließ ihm nur einen hutzeligen Apfel. Ich würdigte ihn keines Blickes - nur ein bisschen heimlich. Dabei liebte ich ihn wie verrückt! Keiner von uns beiden war in der Lage, dieses Schweigen zu beenden. Zu lange hatten wir in Angst gelebt und jetzt kam uns die bevorstehende Freiheit wie ein Wunder vor, das wir gar nicht richtig annehmen konnten.
    Es war unglaublich, dass die Warterei auf das Visum end lich ein Ende haben sollte.
    Das ist genauso, als ob man ein freiheitsliebendes Tier lange eingesperrt hat und wenn man es dann endlich frei lässt, kann es nicht sofort weglaufen, weil es von seiner Freiheit irritiert ist. Ich sehe mich noch immer, wie ich nach Salzburg zu ihm gefahren bin, ihn mit freudigem Herzen am Bahnhof umarmt und geküsst hatte und eine Woche in Harmonie mit ihm verbracht hatte, um mich dann wieder mit schmerzendem Herzen von ihm loszureißen und nach Hause zu fahren. Niemand kann nachempfinden, was es bedeutet, eine Liebe zu verlieren und nicht zu wissen, ob man jemals wieder zusammenkommen wird. Das ist wie eine große Strafe! Aber warum diese Strafe? Wir haben doch nichts Schlechtes gemacht!
     
    Zwei Jahre zuvor hatten wir uns kennen und lieben gelernt und haben uns nur „kurz“ getrennt, um richtig zusammenleben zu können, als Mann und Frau, und sind auf diesem Weg so stark in die Mühlen der Bürokratie geraten. Niemals hätten wir es für möglich gehalten, solch einen Berg von Schwierigkeiten bewältigen zu müssen! Beinahe wäre unsere Liebe zerbrochen, weil wir keine Kraft mehr hatten. Ich muss lachen, wenn ich darüber nachdenke, wie Sharma zu mir sagte, als ich mich von ihm das erste Mal verabschiedete: „Bis bald, meine Süße, in sechs Wochen bin ich wieder bei dir!“ „Bis bald, Sharma!“ sagte ich fröhlich.
    Aus diesen sechs Wochen wurden fast zwei Jahre! Wenn ich damals gewusst hätte, dass wir für zwei Jahre getrennt sein würden, hätte i ch mich niemals von Sharma trennen können. Nur die Unwissenheit und mein Vertrauen zu ihm gaben mir die Kraft, durchzuhalten. Genauso erging es Sharma. Er litt noch viel mehr als ich, weil er in einer fremden Umgebung leben musste und mich von sich aus nicht besuchen konnte. Er hauste außerdem in einer schrecklichen Kellerwohnung, die ihn noch obendrein depressiv machte, er hatte keine Arbeit, musste extrem sparen und hatte überhaupt keine Freunde. Ich wäre an seiner Stelle verrückt geworden! Vielleicht hatte ihm sein Glaube geholfen, so lange durchzuhalten?
    Mitte März stand ich also mit zitternden Knien vor dem Beamten des Auslände ramtes und beantwortete diese achtundsiebzig Fragen, die uns wegen unserer Familienzusammenführung und dem damit verbundenen Visum gestellt wurden. Genau dieselben Fragen wurden Sharma in Wien in der deutschen Botschaft gestellt. Ich hätte gar nicht zittern brauchen, alle Fragen waren so einfach für mich, dass ich innerlich lachen musste. Sicher musste auch Sharma lachen. Bei der Beantwortung der Augenfarbe meines Mannes musste ich wirklich grinsen.
    „Na, wenn ich das nicht weiß ... ich kann Ihnen nicht nur die Augenfarbe meines Mannes sagen, sondern jeden Zenti meter seiner Haut beschreiben!“, feixte ich.
    Gegen Mittag rief mich Sharma an und teilte mir freudig mit, dass auch bei ihm alles gut gelaufen war und dass er mit dem nächsten Zug von Wien nach Salzburg zurückfahren wollte.
    „Kommst du mit dem Zug nach Salzburg und holst mich ab?“, sagte er überglücklich.
     
    Ich hatte nicht einmal Zeit zum Durchatmen, geschweige denn, Zeit zum Essen, schwang mich sofort auf mein Fahrrad und düste zum Bahnhof, schloss mein Rad ab und fuhr nach Salzburg. Fast zur gleichen Zeit kam Sharma in Salzburg an. Wir schlossen uns glücklich in die Arme und fuhren gegen Abend heim nach Regensburg. Wir waren so aufgekratzt wie noch nie und warteten auf das Ergebnis unserer Befragung. Am nächsten Tag schon rief der Beamte mich zuhause an und teilte mir direkt mit, dass die Befragung fast komplett übereingestimmt hatte und dass er diese Woche die Zustimmung zur Familienzusammenführung nach Wien abschicken werde. Wieder weinte ich vor

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