Bis bald, Sharma!
schlage ich vor, aktive Mitarbeit am Verfahren zu nehmen!“
Weiter wies er in einem Brief an meinen Mann hin:
„Zur weiteren Bearbeitung Ihres Visumantrages ist es erforderlich, Ihre Personenstandsurkunden aus Indien zu überprüfen. Ich bitte Sie, Ihr Scheidungsurteil (Divorce Decree, nicht das Divorce Judgement) sowie Ihre Geburtsurkunde im Original vorzulegen, eventuell vorhandene weitere Urkunden aus Indien zu Ihrem Personenstand im Original vorzulegen und weiter den Betrag für die Überprüfung in Höhe von Euro 350 in bar einzuzahlen. Die Unterlagen werden durch die Deutsche Botschaft in Neu Delhi überprüft werden, mit der ich bereits Kontakt aufgenommen habe.“
So - da hatten wir es! Sie ließen nicht locker. Mein Mann sollte also nach Wien reisen und die Urkunden zur Botschaft bringen und auch noch gleich - quasi als Strafe - 350 Euro bezahlen. Die Botschaft und auch die Ausländerbehörde waren der Meinung, dass man indischen und pakistanischen Urkunden nicht vertrauen könnte, da sie zu neunundneunzig Prozent gefälscht seien.
Wir hatten keine andere Chance und entschlossen uns, sämtliche Papiere von Sharma beim Ausländeramt einzurei chen, damit diese die Prüfung einleiten konnten. Ich rief den Chef der Botschaft persönlich in Wien an und fragte ihn, ob ich das erforderliche Geld auch überweisen könne - und Gott sei Dank, er war tatsächlich einverstanden. Sharma blieb die gefährliche Fahrt nach Wien erspart. Unsere Nerven lagen blank. Wir hatten Angst, dass die indischen Vertrauensanwälte nicht ordentlich arbeiteten, weil sie angeblich bestechlich seien. Sharma versicherte mir immer und immer wieder, dass er wirklich geschieden war und hatte in dieser Richtung keinerlei Angst.
Mitte November gab ich sämtliche Papiere ab und Ende November forderte mich die Behörde auf, die erforderli chen Prüfungsgebühren von 350 Euro zu überweisen.
Jetzt hieß es warten, warten, warten und nochmals warten. Wie lange, das wussten wir nicht. Es wurde langsam Winter und unsere Herzen froren. Ein kleiner Lichtblick war der Besuch von Sharmas allerliebster Mutter‚ die aus Indien angeflogen kam. Sie war schon weit über achtzig Jahre und schaute mich und Sharma überglücklich an. Sie sagte immer soni, soni, bohut soni… sehr schöne und liebe Frau. Sie war genauso liebevoll wie Sharma, eine unkomplizierte Frau mit pfiffigen, lachenden Augen, die einen schelmisch anblickten. Sharma erzählte ihr unsere ganze Leidensgeschichte. Sie konnte es nicht fassen.
„Aber ihr seid doch schon verheiratet, warum dü rft ihr nicht zusammenleben?“, fragte sie Sharma verwundert auf Punjabi. Ja, wir waren schon so lange verheiratet und die Behörden ließen uns nicht zusammenkommen. Und wir wussten wirklich nicht, wie lange es noch dauerte.
Damit wir von der Warterei nicht verrückt wurden, fingen wir an, im Dezember Weihnachtsplätzchen zu backen. Sharma ist ein wahrer Zauberer! Er schaffte es, neun ver schiedene Plätzchensorten zu backen. Ich bewunderte ihn. Mittlerweile war es richtig Winter geworden und der Schnee fiel in großen Flocken vom Himmel und deckte unseren Garten zu. Wir kuschelten uns zusammen und wärmten uns gegenseitig. Wie wunderbar, dass Sharma bei mir geblieben war. Ohne ihn hätte ich diesen Winter nicht überlebt!
Weihnachten feierten wir im Kreise meiner Familie mit meinen drei Söhnen und Silvester schlichen wir uns im Dunkel der Nacht zur Steinernen Brücke, sahen dem Feuerwerk zu und begrüßten das Neue Jahr. Wir waren glücklich, dass wir uns beide hatten.
Zwei Monate hatten wir seit der Dokumentenkontrolle nichts mehr gehört, es war Ende Januar geworden, als wir von seinem Bruder aus Indien einen Anruf bekamen, der uns mitteilte, dass zwei Vertrauensanwälte im Dorf waren und überall herumgefragt haben. Sein Bruder hat uns also am Telefon erzählt, dass diese indischen Vertrauensanwälte - übrigens echte Sikhs mit Turban und langem Säbel - im Dorf waren und jede Menge wildfremder Leute gefragt haben und dabei ganz schön „auf den Busch geklopft“ haben. Sie sagten, wir wissen, dass Herr Sharma eine Frau hier hat. Wo sei diese versteckt? Sein Bruder in Indien musste fast lachen. „Sie ist seit sieben Jahren im Dorf ihrer eigenen Eltern - mein Bruder ist schon lange geschieden!“, sagte er. Die Sikhs suchten weiter. Sie suchten an zwei verschiedenen Tagen sechs Stunden nach irgendwelchen Spuren, die auf eine vorhandene Frau hinweisen könnte. Einmal kamen sie
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