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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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doch...«
    Nach diesen Worten waren beide still. Sie saßen da und lauschten und schraken dann beide zusammen, weil sie das Geräusch gemeinsam gehört hatten.
    Tatsächlich blubberte es. Und dieser ungewöhnliche Laut war aus dem Brunnen gedrungen...
    ***
    Plötzlich war die gute Stimmung zwischen ihnen weg. Sie schauten sich starr an, und es war Flavio, der den Kopf schüttelte. »Geirrt habe ich mich nicht, und du hast dich auch nicht geirrt. Ich kann mir nur nicht vorstellen, woher das komische Blubbern gekommen ist.«
    »Aus dem Brunnen.«
    »Klar, Mann, aber der ist leer. Oder glaubst du, dass die alten Etrusker noch Wasser hinterlassen haben?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Eben. Das muss etwas anderes gewesen sein. Ob sich da jemand versteckt hat?«
    Flavio wollte lachen, nur blieb diese Reaktion schon im Ansatz stecken. Auch ihm war komisch geworden. Sie saßen sekundenlang still, ohne etwas zu sagen, doch beide bemerkten den kalten Schauer, der über ihre Körper strich. Als hätte ein Windstoß einen Eiskeller verlassen, um sie zu berühren.
    Es war eine ungewöhnliche Kälte, die auf der Haut prickelte. Sie schien aus zahlreichen Eiskörnern zu bestehen, die jemand gegen sie geworfen hatte.
    »Das ist doch nicht normal«, flüsterte Rosanna.
    »Was meinst du?«
    »Die... die... Kälte.«
    Er zuckte die Achseln. »Denk daran, dass wir nicht am Strand sind. In den Bergen weht schon mal ein Wind.«
    Entschieden sprach Rosanna dagegen. »Das war kein Wind aus den Bergen. Den kenne ich. Vergiss nicht, wo ich lebe.«
    »Was war es dann?«
    »Gute Frage.« Sie blickte sich scheu um. »Als wären irgendwelche Geister erschienen, die uns berührt hätten. Man sagt ihnen doch nach, dass sie kalt sind.«
    »Tut mir leid, Rosanna, ich habe noch keinen Geist gesehen.«
    »Aber meine Urgroßmutter, die sehr alt geworden ist und erst vor drei Jahren starb. Sie hat immer ihren verstorbenen Mann gespürt. In der Nacht, um die Tageswende, wenn sie im Bett lag, da ist er dann gekommen und hat sich als kalte Schicht über den Körper der Urgroßmutter gelegt.« Um genau zu sein, zeichnete Rosanna es mit der rechten Hand nach.
    »Und das hast du geglaubt«?
    »Gib mir eine andere Erklärung.«
    »Ich kenne keine. Aber an Geister glaube ich auch nicht. Und nicht an Gespenster.«
    Genau da hörten sie wieder das Gluckern. Diesmal lauter, als würde es von einem Schwall stammen, der aus der Tiefe in die Höhe schoss. Beide wurden blass. Zugleich drückte wieder dieser kalte Wind gegen sie und hinterließ den Schauer auf ihrer Haut.
    Flavio fühlte sich gefordert. Mit einem Ruck stand er auf und hätte dabei fast die Balance verloren. Er fing sich wieder. Seine Freundin blieb sitzen. Sie sprach gegen seinen Rücken. »Wo willst du hin? Was hast du vor?«
    »Nur zum Brunnen.«
    »Aber gib Acht.»
    »Klar.«
    Flavio brauchte nur einen Schritt zu gehen, um den Rand des runden Brunnens zu erreichen. Er legte die Hände darauf, um Halt zu bekommen, als sie sofort wieder in die Höhe zuckten. Der Stein war eiskalt. Wie im Winter, als hätte der Frost eine dünne Schicht darauf hinterlassen. Er sagte nichts von seiner Entdeckung, aber er berührte den Brunnen nicht mehr und neigte sich nur vor, um in die Tiefe schauen zu können.
    Der Brunnen war tief. Und er war dunkel. Noch finsterer als die Nacht. Wie ein Schacht oder eine Höhle.
    Er konnte nicht sehen. Tiefe Schwärze hing zwischen den Innenwänden. Er hätte schon eine Taschenlampe haben müssen, aber die lag in seinem Zimmer im Hochhaus. Er hörte Rosanna’s leise Schritte und spürte die Wärme, als sie neben ihn trat.
    »Und?«, fragte sie.
    »Ich sehe nichts. Ist alles dunkel.«
    »Das habe ich mir gedacht. Aber warum bist du vorhin so plötzlich zurückgezuckt?«
    Stoßweise atmete Flavio aus. Weil... weil... verdammt, weil der Brunnenrand eiskalt gewesen ist.«
    »Echt?«
    »Ja. Du kannst es versuchen.«
    Rosanna zögerte wie jemand, der sich gewisse Dinge erst noch durch den Kopf gehen lassen muss. Dann hatte sie sich überwunden, hob die Arme an und legte ihre Hände auf den Brunnenrand. Sie war jetzt gewarnt, und sie schrak auch nicht mehr zurück, aber sie blieb starr stehen, und auf dem Gesicht malte sich die Gänsehaut ab.
    »Was sagst du?«, hauchte Flavio.
    »Du hast Recht. Das... das... Gestein ist tatsächlich so kalt wie Eis. Wie kommt das?«
    »Woher kam der Wind?«
    »Ja, stimmt. Keine Ahnung.«
    Beide waren sprach- und erklärungslos geworden. Sie schauten über den

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