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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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und Jareth als ich von der Fähre steige. »Jetzt wäre mir ein See aus Feuer fast lieber. Der wäre wenigstens farbig und interessant.«
    Race nickt. »Fitter hat mir von diesem Ort erzählt. Es ist eine Zwischenstation. Die Seelen treiben sich hier herum, bis sie gerichtet und über ihre Strafe entschieden wurde. Dann verfrachtet man sie in andere Bereiche der Höl e. Schwefelgruben, Schwe-felzel en oder, wenn sie Glück haben, eine Eliteadresse in den elysischen Gefilden.«
    »Früher war es noch viel schlimmer«, ergänzt Charon, während er seinen Kahn wendet, um ans andere Ufer zurückzu-kehren. »Vor ein paar Jahren hat Hades von den anderen Göttern Investitionsgelder bekommen und beschlossen, den ganzen Laden ordentlich herauszuputzen. Er hat Bürogebäude und Lagerhäuser bauen lassen, weil er fand, dass die Leute sich genauso gut ein bisschen nützlich machen können, wenn sie schon monatelang hier herumsitzen.«
    Ich stutze, als eine Seele mit einer Aktentasche unterm Arm vorbeischwebt.
    »Moment mal, wol en Sie damit sagen, dass man auch dann noch arbeiten muss, wenn man gestorben ist?«
    »Ja, ich fürchte, genauso ist es«, antwortet Charon und lässt den Motor an. »Die Immobilieninvestitionen, die der Boss in Florida getätigt hatte, sind während der Wirtschaftskrise komplett baden gegangen.
    Also brauchte er schnel es Geld, um wieder flüssig zu sein. Da war es doch naheliegend, all diese faulen Seelen an den Kosten zu beteiligen!« Er schnaubt sarkastisch. »China hat in den letzten zwei Jahren dreiunddreißig Prozent seiner Produktion in den Hades verlegt. Natürlich steht auf den Etiketten trotzdem >Made in China<. Sonst würden die Konsumenten am Ende noch anfangen, Fragen zu stel en.«
    Ich verziehe das Gesicht. »Höl ischer Ausbeuterbetrieb? Erinnert mich daran, besser nie zu sterben.« Mittlerweile erscheint mir das hundertjährige Herumsitzen am Fluss immer attraktiver.
    »Also wo wohnt denn Hades nun?«, wirft Jareth ein. »Wir müssen um eine Audienz bei ihm bitten.«
    »Tja dann mal viel Glück«, sagt Charon.
    »Am besten versucht ihr es drüben bei der Paradiespforte.«
    Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch.
    Charon zuckt die Achseln. »Hades fand den Namen lustig«, erklärt er. »Er hat einen etwas eigenen Sinn für Humor, das werdet ihr noch merken.« Dann reicht er mir einen Plan. »Nehmt einen der kostenlosen Busse runter zur Demonia Lanc und geht dann nach rechts in die Spirit Avenue, ihr könnt es nicht übersehen - sieht aus wie Graceland.«
    Ich sehe auf die Karte. »Okay, das klingt einfach.«
    Charon legt ab. »Viel Glück«, wiederholt er, während er den Fluss hinunter in die Nacht treibt. »Und gebt auf die Dämonenpatrouil en acht.«
    »Warten Sie, was?«, rufe ich ihm nach und laufe über die Anlegestel e. »Was für Dämonenpatrouil en?« Aber es ist zu spät, er ist bereits verschwunden. Ich beiße mir auf die Unterlippe, blicke die Straße hinunter und halte nach etwas ansatzweise Dämonischem Ausschau.
    »Kommt«, sagt Jareth, der auf einen heranfahrenden Bus deutet. »Legen wir einen Zahn zu.«
    Wir steigen ein und zuckeln durch die trostlosen Straßen, während der Bus stinkenden Qualm aus seinem Auspuff pustet. Ich spähe durch die verschmierten Scheiben, musterte al die Seelen, an denen wir vorbeifahren, und hoffe darauf, Sunny zu sehen. Ich weiß, es ist wie das Suchen nach der Nadel im Heuhaufen, aber man muss es ja wenigstens versuchen!
    Der Bus hält vor einem schmiedeeisernen, mit schwarzen Perlen besetzten Tor. Darüber steht geschrieben: »Die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.« Tja, das ist es dann wohl. Wir steigen aus und sehen gleich rechts vom Tor ein kleines Wachhäuschen.
    Als wir darauf zugehen, schneidet uns plötzlich ein Hund den Weg ab, der direkt aus Harry Potter stammen könnte - mit drei Köpfen, gebleckten Reißzähnen, von denen der Sabber trieft, und einen, stachel-besetzten Schwanz.
    »Zerberus«, flüstere ich Jareth und Race zu, denn ich habe den berüchtigten Wachhund der Höl e gleich erkannt. Sie nicken und wirken beide ziemlich eingeschüchtert.
    »Wer ist hier?«, fragt der linke Kopf des Hundes und schnappt mit den Zähnen. Als wäre er nicht auch ohne diese drohende Maulgymnastik in unsere Richtung schon beängstigend genug.
    »Äh, hal o, Zerberus«, wage ich einen Versuch und wünschte, ich hätte ein paar Hundekuchen mitgenommen. »Ich heiße Rayne. Das hier sind Jareth und Race. Wir sind gekommen, um mit Hades

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