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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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hier in der Unterwelt so was wie die goldene Eintrittskarte für Wil ie Wonkas Schokoladen-fabrik ist.« Er grinst. »Ich nehme nicht an, dass du etwas Derartiges bei dir hast, oder?
    Vielleicht ein Chia Pet? So eine Terrakotta-figur für Pflanzen? Der Fährmann ist nämlich ganz wild auf Grünzeug.«
    Ich schnaube frustriert. »Natürlich nicht«, sage ich. »Komm schon, es muss doch noch was anderes geben. Etwas, das keine gottähnlichen Kräfte oder ein Gärtnerdiplom erfordert.«
    Torrid überlegt einen Moment. »Ich erinnere mich noch an eine andere Situation«, meint er schließlich. »Als Orpheus in den Hades herunterkam, um seine Frau Eurydike zu retten. Er hatte eine Leier dabei und hat Charon mit seiner Musik so bezaubert, dass er ihm die Überfahrt gewährte. Wie es so schön heißt, Musik zähmt die Bestie.«
    Hm. Ich denke darüber nach. »Also, ein Instrument spiele ich nicht, aber ich schätze, ich könnte singen«, schlage ich vor und stürze mich sogleich in eine leidenschaftliche Interpretation von Welcolme to the Black Parade von My Chemical Romance.
    Torrid und Jareth winden sich und halten sich die Ohren zu. Race hingegen drückt mir die Hand auf den Mund. »Wir wol en ihn bezaubern, Schätzchen, keinen Hörsturz hervorrufen.«
    »Schon gut«, knurre ich, gekränkt von ihrer ganz klar übertriebenen Reaktion auf meine musikalische Darbietung. »Wie wär's denn mit dir, Mr Rockstar? Meinst du, du könntest dich mal nützlich machen und den Fährmann ein bisschen von den Socken hauen?«
    Race grinst. »Jetzt fängst du endlich an, ein bisschen vernünftiger zu reden. Natürlich müsste es a capel a sein. Ich habe leider nicht daran gedacht, meine Gitarre mitzu-nehmen. Und was eine Leier ist, weiß ich auch nicht.«
    »Du sol test viel eicht mit ein paar von den anderen sprechen«, schlägt Torrid vor. »Es gibt eine Menge tote Musiker unter den Leuten hier am Ufer, die mit ihren Instrumenten begraben wurden.« Dann zuckt er die Achseln. »So, wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet, ich muss wieder an mein Spiel. Mir bleiben nur noch drei Wochen, um das nächste Level zu erreichen - bevor man mich zwingen wird, den Fluss zu überqueren und der ewigen Verdammnis ins Auge zu sehen. Ich muss mich beeilen.« Er greift nach der Maus. »Ihr findet sicher selbst hinaus. Viel Glück.«
    Auf diese Weise freundlich hinauskom-plimetiert, verlassen Race, Jareth und ich die Hütte und machen die Tür hinter uns zu.
    Race sieht mich mit vor Aufregung leuchtenden Augen an.
    »Süße, wir gründen eine neue Band!«

20
    Gegen drei Uhr morgens hat Race es geschafft, einen Menschenfresser anzuheuern, der Heavy-Metal-Gitarre spielt.
    Dazu eine Feen-Harfenistin, einen Kobold-Schlagzeuger und einen Elf, der nach seinem Casio-Synthesizer zu urteilen ungefähr 1983 gestorben sein muss. Die neue Band hat sich am Feuer versammelt und streitet gerade darüber, welche Art von Klängen den Fährmann am ehesten verzaubern werden. Anscheinend können sie sich nicht einigen, wie wahrscheinlich es ist, dass er eher auf Gothic Rock steht oder auf Klassik oder auf die Weihnachtslieder der Osborne-Family. Dummerweise versuchen sie al e, ihre bevorzugte Richtung auch gleich zum Besten zu geben.
    Ich halte gebührenden Abstand und setze mich unten ans Wasser, so weit weg wie möglich von dem Gejaule ihrer Instrumente, das sie als »Musik« bezeichnen. Irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, dass sich in Sibirien gerade ein paar fast hundertjährige taube Frauen die Ohren zuhalten und vor Qual stöhnen, und ich mache mir langsam Sorgen, ob unser Plan auch funktionieren wird.
    Ein Schatten fäl t auf mich und gleich darauf setzt sich Jareth neben mich in den Sand.
    »So was Schreckliches habe ich,glaube ich, noch nie gehört!«, murmelt er.
    »Ich auch nicht!«, stimme ich zu. »Dabei habe ich mit Sunny sogar mal ein Konzert von John Mayer ertragen.« Ich nehme eine Handvol dunkelroten Sand und lasse ihn durch meine Finger rieseln. »Ich verstehe das nicht. Race ist ein international bekannter Rockstar und trotzdem genauso schlecht wie al e anderen.«
    »Ja, aber vergiss nicht, dass es hier unten im Hades kein Autotuner-System gibt.«
    »Gutes Argument.« Ich runzele die Stirn.
    »Wenn das so weitergeht, werden sie hundert Jahre brauchen, bis sie gut genug sind, um vor Publikum zu spielen.«
    Jareth sieht mich resigniert an und wir schweigen. Doch irgendwie ist das Schweigen eher tröstlich als unangenehm.
    Und trotz des

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