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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Kopf hängen.
    »Ich dagegen habe zu lange gezögert. Ich war wie erstarrt und unfähig zu handeln. Und während ich noch mit der Entscheidung rang, hat derselbe Jäger meiner Schwester seinen Pflock ins Herz gestoßen.« Eine einzelne Träne rol t über seine Wange und tropft auf den weiß gestrichenen Verandaboden. »Nie werde ich den Blick vergessen, mit dem sie mich ansah, bevor sie zu Nichts zerfiel. Sie wusste, dass ich sie im Stich gelassen hatte.«
    Ich packe ihn und drehe ihn unnachgiebig zu mir um. »Jareth, sieh mich an«, sage ich streng. »Du warst in einer ausweglosen Situation. Ich bin sicher, dass deine Schwester dir keinen Vorwurf macht. Sie weiß, dass du das Herz am rechten Fleck hast und dass du nur das Beste für alle wol test.«
    Jareth runzelt die Stirn. »Du hast leicht reden. Aber du kannst es nicht beweisen. Ich werde es nie mit Sicherheit wissen. Und ich werde bis in al e Ewigkeit mit dieser Schuld leben müssen.« Mit diesem Satz stürmt er von der Veranda und hinaus in die Nacht. Ich überlege, ob ich ihn aufhalten und ihm weiter gut zureden soll. Aber im Grunde weiß ich, dass es zwecklos ist. Die einzige Person, der er jemals glauben wird, ist seine Schwester.
    Und die ist zu tot, um . . .
    Moment mal. Plötzlich habe ich eine Idee und ich laufe ins Haus, die Treppe hinauf und ins Wohnzimmer, wo Sunny sich gerade Races Annäherungsversuchen zu entziehen versucht.
    »Ach bitte, komm schon«, bedrängt er sie.
    »Das wird wie eine große Schlummerparty!
    Sich gegenseitig stylen, Kissenschlachten...«
    »Geh ins Bett, Rockstar«, sage ich und schubse ihn beiseite. »Sunny und ich haben Wichtigeres zu besprechen.«
    Er seufzt. »Okay, okay. Irgendwo in den elysischen Gefilden gibt es bestimmt jeman-den, der mein Kuschelbedürfnis zu schätzen weiß.« Er steht auf und verschwindet die Treppe hinunter und zur Haustür raus.
    »Geht es Jareth gut?«, fragt Sunny. »Er scheint irgendwie nicht er selbst zu sein.
    Habt ihr zwei euch gestritten oder was?«
    Ich fasse die Geschehnisse für sie zusammen.
    »Oje, der Arme! Wie muss es sein, ewig diese Schuld mit sich herumzutragen«, kommentiert Sunny mitfühlend. »Kein Wun-der, dass er immer so düster und grüblerisch ist.«
    »Allerdings«, sage ich. »Aber wie wär's, wenn wir seine Schwester für ihn finden würden? Sie war ein Vampir – also muss sie auch irgendwo hier unten sein, oder?«
    Meine Schwester macht große Augen.
    »Natürlich! Ich wette sogar, dass seine ganze Familie hier ist. Du kannst bestimmt herausbekommen, wo sie wohnen, und mal bei ihnen anklopfen. Dann können sie ihm selbst sagen, dass sie ihr nicht den gering-sten Vorwurf machen, und ihn ein für al e Mal von seinen Schuldgefühlen befreien.«
    »Es sei denn, sie machen ihm doch einen Vorwurf...« Ich ziehe einen Flunsch. »Ich meine, wir wissen nicht, wie sie reagieren werden, oder? Viel eicht vertreiben sie sich die Ewigkeit damit, Nadeln in jarethähnliche Voodoopuppen zu stechen.«
    »Na ja, aber sie sind doch seine Familie«, entgegnet Sunny. »lch meine, selbst wenn ich supersauer auf dich bin, hält das keine hundert Jahre an.«
    »Hal o? Du kannst nicht mal fünf Sekunden lang auf mich sauer sein!«
    »Das werden wir ja sehen, wenn du mich das nächste Mal nervst.«
    Ich pruste. »Der springende Punkt ist, dass Jareth's Familie in Nr. 666 Feuersee-Chaussee wohnen, bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sein oder den Tag verfluchen könnte, an dem er geboren wurde. Woher sollen wir das wissen? Ist es das Risiko wert? Wenn er sie nämlich leiden sieht, wird er sich noch hundertmal mehr hassen.«
    Sunny denkt darüber nach. »Wie wäre es mit dieser Hel book-Geschichte?«, fragt sie.
    »Viel eicht könnten wir sie darüber ausfindig machen! Ihre Pinnwände lesen und sehen, wie sie so leben.«
    »Das ist eine tol e Idee!« Ich springe vom Sofa auf und stürze mich auf Dads Com-puter. »Wenn sie einen glücklichen Eindruck machen, riskieren wir es. Wenn nicht, sagen wir ihm nichts davon.«
    »Klingt nach einem guten Plan!«
    Ich sehe sie an, wie sie auf der Couch sitzt und mich anstrahlt. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich sie noch einmal so sehen würde. Meine Schwester, mit mir vereint. Ein wahr gewordener Traum.
    Und jetzt ist Jareth dran, aus seinem Alb-traum aufgeweckt werden.

26
    »Also, ich weiß echt nicht, ob das eine so gute Idee ist«, murrt Jareth, als ich ihn abends zum Bus Nummer 777 zerre, nachdem wir zum ersten

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