Bis das der Biss uns scheidet
hast.«
»Aber wie . . .«
»HADES-TV«, erklärt seine Schwester und zeigt auf einen schicken Sechzig-Zol -Flach-bildschirm, der über dem Kamm hängt. »Wir haben den Sender vor ein paar Jahren abonniert. Er bietet Fernsehüberwachungs-anlagen, mit denen man das Leben seiner Verwandten auf der Erde verfolgen kann.«
Sie wirft Jareth einen verschmitzten Blick zu.
»Wir wissen immer, was du gerade so machst, Tag und Nacht.«
Jareth starrt zuerst den Fernseher an, dann seine stolze Familie. »Ihr habt mich beobachtet?«
»Natürlich!«, ruft Sarah. »Du bist schließlich immer noch mein Bruder, weißt du. Ich muss doch ein Auge auf dich haben und mich vergewissern, dass es dir gut geht.«
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich wir waren, als du Rayne begegnet bist«, fügt seine Mutter hinzu. »Nach so vielen Jahren des Al einseins hattest du endlich jemanden der sich um dich kümmert.« Sie sieht mich liebevol an. Oh ich mag diese Frau!
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, Rayne«, sagt Sara. »Aber ich habe mir immer eine Schwester gewünscht.«
Ich lächele sie an. »Es macht mir überhaupt nichts aus. Ich finde es tol .«
Jareth sinkt auf ein Sofa mit rotem Schonbe-zug und streicht sich mit beiden Händen die Haare aus der Stirn. »Ich kann es nicht fassen«, sagt er, halb in die Runde, halb zu sich selbst. »Entschuldigt bitte. Ich . . . ich muss das erst mal verdauen.«
»Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Wir haben al e Ewigkeit.« Seine Mutter küsst ihn auf die Stirn und bei dieser Geste überläuft mich ein kleiner Glücksschauer. Seit ich Jareth kenne, ist er immer der totale Einzel-gänger gewesen. Immer ist es ihm schwer-gefal en, Kontakt zu anderen aufzubauen, und nie hat er es geschafft, sich so weit zu öffnen, dass er anderen seine Geschichte mitteilen konnte. Außer mir viel eicht, aber auch das nur gelegentlich. Ihn jetzt in dieser familiären Umgebung zu sehen, umringt von Leuten, die ihn genauso lieben, wie meine Familie mich liebt - das ist schon beinahe surreal.
Egal, was jetzt noch passiert, ich bin auf jeden Fal unglaublich froh, dass wir das gemacht haben. Jetzt kann al es nur besser werden.
»Ich kümmere mich mal weiter ums Abendessen«, verkündet Jareths Mom und geht zum Frühstückstrescn. »Schatz, würdest du nach den Steaks sehen?«
»Unbedingt, Liebling«, antwortet Jareths Vater und geht zu einer gläsernen Schiebetür am anderen Ende des Burgsaals. Der köstliche Geruch von Gegril tem weht herein.
Ich lasse mich neben Jareth aufs Sofa fal en und versuche, seinen Blick einzufangen.
»Das ist deine Chance«, zische ich ihm zu.
»Du hast so lange darauf gewartet, mit deiner Schwester sprechen zu können. Jetzt ist sie hier. Vermassele es nicht. So eine Gelegenheit kommt nie wieder, da bin ich mir ziemlich sicher.«
Jareth schweigt einen Moment, dann nickt er langsam. »Sarah?«, ruft er. »Kann ich mal mit dir reden?«
»Natürlich!« Sarah hüpft auf den Sessel ihm gegenüber. »Was liegt an?«
Als Jareth sich vorbeugt, um ihre Hände zu nehmen, rutsche ich stil und leise vom Sofa, um die beiden al ein zu lassen. Aber ich kann nicht anders, als in der Nähe zu bleiben und ihr Gespräch zu belauschen.
»Ich wol te . . . ich wol te dich um Verzeihung bitten«, stammelt Jareth. »Es tut mir sehr leid, was ich dir damals in unserer Burg angetan habe, in der Nacht, als Slayer Inc.
die Wäl e gestürmt hat.«
Sarah blinzelt ihn verwirrt an. »Warte, was hast du mir denn angetan?«
Jareth fährt sich nervös mit der Hand durch die Haare und macht ein unglückliches Gesicht. »Ich habe dich im Stich gelassen.
Ich habe dich einfach sterben lassen, ohne zu zögern, und das, als du mich am dringendsten gebraucht hast. Und dann hat dir dieser Jäger seinen Pflock ins Herz gestoßen.« Er lässt den Kopf hängen. »Es ist meine Schuld, dass du hier bist. Dass du dein Leben nicht zu Ende leben konntest.«
Mit angehaltenem Atem warte ich auf Sarahs Antwort. Wird sie ihm verzeihen? Oder ihm sagen, dass es zu spät ist für eine Entschuldigung?
Zu meiner Überraschung tut sie weder das eine noch das andere. Sie lacht.
»Was ist?«, fragt Jareth verärgert. »Was zum Hades ist daran so komisch?«
»Tut mir leid, tut mir leid!«, ruft sie glucksend.
»Es ist nur . . . ist das der Grund, warum du all die Jahre immer so ein Emo warst? Weil du dachtest, du wärst für meinen Tod verant-wortlich?« Sie schüttelte den Kopf und sieht ihn mit ihren klaren blauen
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