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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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schlecht aus.
    Er zuckt mit den Achseln und sieht mich nicht an. »Ja, klar.«
    Ich mustere sein ausdrucksloses Gesicht.
    »Ich dachte, du bist viel eicht ein bisschen erleichtert, dass wir Sunny gefunden haben«, sage ich vorsichtig. »Ich meine, wir haben es jetzt beinahe geschafft. Wir werden sie gesund und munter zurückbekommen und du brauchst dich nicht länger schuldig fühlen. Macht dich das nicht wenigstens ein klitzekleines| bisschen froh?«
    »Doch, sicher«, sagt er im traurigsten Ton aller Zeiten. »Ich bin überglücklich.«
    »Hm, ja sicher. Nur dass du ein Gesicht ziehst, als hätte jemand dein geliebtes Batman-Shirt verbrannt.«
    Er lehnt sich auf der Schaukel zurück und seufzt gedehnt.
    »Komm schon, Jareth«, dränge ich. »Sag mir, was du auf dem Herzen hast. Du weißt, es bleibt unter uns, egal, was ist. Du kannst mir vertrauen, weißt du noch?«
    Lange gibt er keine Antwort und ich bin schon kurz davor, aufzugeben und ins Haus zurückzugehen. Doch als ich ihn wieder allein lassen will, macht er endlich den Mund auf.
    »Es ist nur . . . euch da drin zu sehen«, sagt er gequält. »Glücklich wiedervereint . . .« Er schüttelt den Kopf. »Du hattest nie irgend-welche Bedenken, stimmt's? Du hattest keine Angst. Du hast gewusst, was zu tun ist, und hast es getan, ohne einen Gedanken an deine eigene Sicherheit zu verschwenden...«
    »Natürlich hatte ich Angst«, widerspreche ich. »Ich war halb verrückt vor Angst! Aber Sunny hat mich gebraucht. Also habe ich das Nötige getan. Genau wie mein Dad damals im Elfenland. Das tun Verwandte nun mal füreinander.« Ich sehe ihn hilflos an. »Ich meine, du hast doch das Gleiche für deine Familie getan, oder? Als Slayer Inc. euch angegriffen hat, hast du getan, was du konntest, um deine Schwester zu retten . . .«
    Jareth schlägt die Hände vors Gesicht und steht dann so schnel auf, dass ich beinahe von der Schaukel fal e. Er marschiert ans andere Ende der Veranda und starrt in die Gegend. Ich stürze hinterher und sehe zu meiner Verblüffung Bluttränen in seinen Augen schimmern.
    »Was ist los, Jareth?«
    Er lässt den Kopf hängen. »Ich habe dich belogen«, flüstert er.
    »Was?!«
    »Ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Was wirklich in der Nacht geschehen ist, in der meine Schwester starb. Al die Jahre habe ich es so dargestellt, als hätte ich nach Kräften al es versucht, was möglich war. Als hätte ich mein Bestes gegeben und sei dabei leider gescheitert.«
    »Was wil st du damit sagen?«
    Wieder schweigt er lange. »Als die ersten Jäger unsere Verteidigungsvorrichtungen durchbrachen, hat mich einer von ihnen erkannt«, antwortet er schließlich. »Er wusste, dass ich zu den Konsortiumsmit-gliedern gehörte, deren Stimme sie an die Macht gebracht hatte. Die ihnen das Recht übertragen hatten, Vampire polizeilich zu überwachen und diejenigen zu töten, die nicht ihren Gesetzen gehorchten. Wie meine Schwester.«
    »Und?«
    »Er sagte, wenn ich mich wehren würde -
    wenn ich auch nur einem einzigen Mitarbeiter von Slayer Inc. schaden würde - , würde er das als Vertragsbruch ansehen.
    Als Angriffshandlung gegenüber einer verbündeten Partei.« Jareth schnaubt frustriert.
    »Er sagte, damit würde ich ihnen das Recht geben, die Übereinkunft ganz zu kündigen und unsere Organisation zu verfolgen. Sie würden dann einen nach dem anderen von uns töten, bis die Vampire ein für al e Mal ausgerottet wären.«
    »Autsch.« Ich schneide eine Grimasse.
    »Ich hätte mich dafür entscheiden können, meine Schwester zu retten«, endet er mit gebrochener Stimme. »Aber nur zum Schaden der gesamten Vampirrasse. Also zögerte ich, überlegte fieberhaft, was ich tun sollte. Ich wäre bereitwillig gestorben, um meine Familie zu retten. Aber ich konnte nicht mein ganzes Volk verraten. Die Vampire vertrauten mir, sie hatten sich meiner Führung unterstel t. Wie konnte ich sie da einfach opfern? Noch dazu, wo sie sich nichts zuschulden kommen lassen hatten?«
    »Ich kann mir nicht mal vorstel en, so eine Entscheidung treffen zu müssen«, sage ich leise. »Und das innerhalb von Sekunden.«
    Tröstend lege ich ihm eine Hand auf den Arm, aber er zieht ihn weg.
    »Oh doch, das kannst du! Das meine ich ja.
    Du hättest nicht einen Augenblick lang ge-zögert. Du bist eine Kämpferin, Rayne. Du hättest dich mitten reingestürzt, deine Familie verteidigt und dann weitergekämpft, bis du auch den letzten Vampir auf Erden gerettet hättest.« Er lässt den

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