Bis das der Biss uns scheidet
für seine Familie, aber er tut es auch für mich. Damit ich in Sicherheit bin und meine Schwester retten kann. Und auch wenn es mich fast umbringt, muss ich ihn gewähren lassen.
Trotzdem halte ich es bei dem darauffolgen-den Handgemenge kaum noch aus. Immer wieder höre ich, wie mein Liebster vor Schmerzen unterdrückt stöhnt . . . Ich bohre die Fingernägel in meine Handflächen, so fest, dass Blut hervorquil t, und hasse es, einfach nur hier rumzustehen, anstatt raus-zurennen und die Heldin zu spielen.
»Wohin bringen Sie ihn?«, höre ich Jareths Vater fragen. »Als Einwohner der elysischen Gefilde haben wir das Recht, es zu erfahren.«
»Und machen Sie bloß keine Dummheiten«, fügt seine Mutter hinzu. »Wir sind Zeugen dieser Verhaftung. Wenn er nicht nach Recht und Gesetz behandelt wird, werden wir Ihre Patrouil e an oberster Stel e anzeigen.«
»Macht euch bloß nicht ins Hemd«, höhnt der Oberdämon. »Wir bringen ihn ins Feuerseegefängnis, hübsch legal und vor-schriftsmäßig. Ihr könnt einen Besuchsantrag stel en, sobald er offiziel eingewiesen wurde.«
»Das werden wir tun. Und wehe, es wurde ihm auch nur ein Haar gekrümmt.«
Ich muss lächeln, als ich die tapfere Stimme von Jareths Mutter höre. Schleimigen Dämonen die Meinung zu sagen, dazu gehört schon eine Menge Mut. Aber sie liebt ihren Sohn, das ist nicht zu überhören. Sie würde wahrscheinlich sogar Hades persönlich anbrül en, um ihn zu beschützen.
Bald darauf schlägt die massive Tür hinter den Dämonen zu und ihre polternden Stim-men entfernen sich. Das Bücherregal gleitet auf und vor mir erscheinen die ängstlichen Gesichter von Jareths Familie. »Rayne?«, ruft Sarah. »Ist al es in Ordnung mit dir?«
Was sol ich darauf antworten? Ich tauche aus meinem Versteck auf, am ganzen Körper zitternd. Jareths Mutter zieht mich in eine zärtliche Umarmung und streichelt mir übers Haar. »Es tut mir leid«, flüstert sie. »Ich wünschte, er hätte das nicht getan. Das war nicht nötig.«
»Doch, ich denke schon«, entgegne ich.
»Aber keine Sorge. Ich werde nicht aufge-ben, bis ich ihn da rausgeholt habe.«
»Oh Gott, Rayne, das tut mir ja so leid!«, ruft Sunny, als ich ihr und Race später am Abend im Haus meines Vaters alles erzähle. »Du musst verrückt sein vor Angst um ihn.«
Ich werfe mich auf die Couch und starre zur Decke. »Verrückt ist gar kein Ausdruck. Ich kann nicht glauben, dass ich nur dagestan-den und zugelassen habe, dass sie ihn abführten. Kampflos, einfach so. Was ist los mit mir?«
»Was hätte es gebracht, wenn sie euch beide ins Gefängnis geworfen hätten?«, wendet Race ein. »Auf diese Art hast du zumindest die Möglichkeit, ihn zu retten.«
»Aber wie?«, stöhne ich. »Ich meine, ich kann nicht einfach ein Hadesgefängnis stürmen und ihn befreien. Selbst mithilfe von Herkules wäre das unmöglich.«
»Viel eicht kannst du, wenn du mit Hades über mich sprichst, ihn gleichzeitig bitten, Jareth freizulassen?«, schlägt Sunny hoffnungsvol vor.
»Aber was wird dann aus dir? Meinst du etwa, er wird euch beide gehen lassen?« Ich runzele finster die Stirn, als mir klar wird, in was für einer Lage ich mich befinde. Werde ich mich am Ende zwischen meiner Schwester und meinem Freund entscheiden müssen? Wie sol das gehen, wenn ich nur einen von beiden retten kann?
»Es muss eine andere Möglichkeit geben«, überlegt Race. »Wenn wir nur Kontakt zu Herkules aufnehmen könnten. Viel eicht würde er uns helfen. Ich meine, ich weiß schon, dass diese Nummer von wegen Gefängnis stürmen nicht funktioniert. Aber der Typ ist ziemlich clever. Viel eicht hat er noch eine Idee auf Lager. Schließlich treibt er's seit Hunderten von Jahren mit der Frau vom Chef und ist immer noch quickleben-dig.« Der Ton unseres Rockstars ist vol er Bewunderung.
Mit offenem Mund starre ich ihn an. »Das ist es!«, rufe ich und springe vom Sofa auf.
»Genau das ist es!«
Race und Sunny sehen mich verdutzt an.
»Was ist was?«, fragt meine Schwester.
»Die Geliebte von Herkules. Die Frau von Hades. Persephone! Ich wette, sie hat die Macht, jemanden aus dem Gefängnis zu holen. Und ganz bestimmt ist sie auf Hel book.«
»Aber warum sol te Mrs Hades uns helfen?«, fragt Race. »Ich meine, fal s Herkules ihr nicht zufäl ig was von uns erzählt hat, sind wir doch bloß ein Niemand für sie. Warum sollte sie sich wegen irgendwelcher dahergelaufener Lebenden aus dem Fenster lehnen?«
»Weil«, sage ich, sprühend vor
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