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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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auf«, sagt sie mit strengem Tonfall, der keinen Widerspruch duldet.
    Jareth beißt sich auf die Unterlippe und überlegt kurz.
    »Okay«, sagt er dann und bückt sich, um in die kleine Kammer zu steigen. »Aber ich bleibe nicht da drin, wenn es gefährlich für euch wird.« Er nickt mir zu. »Komm, Rayne.«
    Ich brauche keine zweite Einladung. Sobald ich hinter den Büchern bin, stel t Jareths Vater den Band zurück und das Regal gleitet zurück an seinen Platz. Mit angehaltenem Atem warten wir im Dunkeln, während eine laute, hässliche Stimme durch die Burg hal t.
    »Wir wissen, dass ihr da drin seid, also macht auf«, verlangt der Dämonenhaupt-mann. »Sonst wird man euch der Beihilfe und Begünstigung Lebender nach Paragraph 432543-2 anklagen. Ihr werdet die Seelen sofort ausliefern oder die Folgen eures Ungehorsams tragen.«
    Ich sehe Jareth besorgt an. Selbst in der Dunkelheit kann ich seine Verzweiflung erkennen. »Was machen wir jetzt bloß?«, flüstere ich.

27
    Es wird ans Tor gehämmert, dass die ganze Burg wackelt. »Aufmachen!«, verlangt die Dämonenwache. »Sonst brechen wir die Tür auf!«
    »Nicht nötig. Ich hole nur meinen Schlüssel«, ruft Jareths Vater hastig. Wir hören ein Klicken im Schloss und ein Knarren, als die schwere Holztür aufgezogen wird. Jareth zuckt zusammen, denn gleich darauf trampeln unzählige Fußpaare über die schönen Teppiche seiner Familie.
    »Wo sind sie?«, verlangt der Dämon zu wissen. »Ein Nachbar hat beobachtet, wie sie vor nicht mal zehn Minuten dieses Haus betreten haben.«
    Puh, von den Nachbarn verraten. Das ist wirklich das Letzte.
    »Entschuldigen Sie«, sagt Jareths Schwester. »Wen meinen Sie? Wir wissen nicht, wovon Sie reden.«
    »Viel eicht hilft das eurem Gedächtnis auf die Sprünge.«
    Es folgen ein Schlag, ein Schmerzensschrei und ein dumpfer Aufpral auf dem Boden.
    Jareth fährt auf und kann sich nur mit Mühe beherrschen.
    »Moment, Moment«, beschwichtigt Jareths Vater. »Es besteht kein Anlass, Gewalt anzuwenden. Wir sind anständige, angesehene Bürger der Unterwelt und helfen Ihnen gern bei Ihrer Suche. Aber wir brauchen mehr Informationen. Nach wem suchen Sie denn genau ? Und warum denken Sie, die betreffenden Personen könnten hier sein?«
    »Stel dich nicht blöd, Vampir. Ihr steckt schon bis zum Hals in Schwierigkeiten.
    Wenn ich rauskriege, dass ihr den gesuchten Flüchtigen Beihilfe leistet, wird man euch wegen Hadesverrats anklagen. Dann fliegt ihr aus eurer kleinen Burg hier und schmachtet für die nächsten tausend Jahre im Feuerseegefängnis.«
    Jareth starrt mich an. Auch im Dunkeln erkenne ich, dass sein Gesicht aschfahl geworden ist. »Ich kann nicht zulassen, dass sie das für mich tun«, flüstert er. »Sie sind doch schon meinetwegen gestorben. Ich kann nicht hier stehen und zusehen, wie sie schon wieder an meiner Stel e bestraft werden.« Er streichelt mir sanft über die Wange und sieht mich ängstlich forschend an. »Du verstehst das doch, oder? Ich meine, du würdest für deine Familie doch das Gleiche tun, nicht wahr?«
    Ich nicke und schlucke meine Tränen herunter. Ich wil nicht, dass er dort rausgeht und sich den Dämonen stel t, aber ich weiß, dass er keine Wahl hat. Für ihn scheint es die letzte Chance auf Wiedergutmachung zu sein. Ich darf mich ihm nicht in den Weg stel en.
    »Ich liebe dich«, flüstert er und küsst mich.
    »Ich liebe dich sehr. Und mir tut das al es furchtbar leid.«
    Mir zieht es das Herz zusammen. »Ich liebe dich auch, Jareth«, sage ich und bedecke sein Gesicht mit Küssen. »Und ich bin sehr stolz auf dich. Ich kann dir gar nicht sagen, wiesehr.«
    Er lächelt mich traurig, aber auch ein bisschen erfreut an und drückt dann gegen die Rückseite des Bücherregals, schiebt es halb auf und schlüpft durch den Spalt, bevor er es schnell wieder hinter sich schließt. Und mich al ein in der Dunkelheit zurücklässt, wo ich vor Angst fast ohnmächtig werde.
    »Lassen Sie sie in Ruhe«, höre ich ihn laut sagen. »Ich bin es, den Sie suchen. Wenn Sie mir versichern, meine Familie zu verschonen, werde ich kampflos mit Ihnen gehen.«
    Bei dem Stolz in seiner Stimme überläuft mich ein Schauer, obwohl ich zugleich wei-nen muss. Während ein Teil von mir aus dem Versteck stürmen und verlangen wil , dass sie mich ebenfalls mitnehmen, damit ich wenigstens noch ein paar Minuten mit dem Vampir, den ich liebe, verbringen kann, weiß ich doch, dass ich damit sein Opfer zunichtemachen würde. Er tut es

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