Bis das Glück mich findet
interessante Möglichkeiten tun sich da auf. Seine Frau sitzt im Elternbeirat einer Grundschule – also ganz deine Linie. Du musst diese Leute unbedingt kennenlernen, Domino. Sie könnten sehr nützlich für mich sein.«
Aber nicht für mich, dachte Domino, als sie die Nachricht löschte. Nicht nützlich für mich. Nicht mehr.
Es gab drei weitere Nachrichten von ihm, die seine wachsende Verärgerung zeigten. Was denn das Problem sei, wollte er wissen, wieso habe sie ihn einfach in dem Hotel zurückgelassen? Und wie, bitte schön, solle er nun nach Dublin zurückkommen? Sie habe ja einfach den Wagen genommen. Diesen bescheuerten Fiesta.
Sie löschte die Nachrichten, eine nach der anderen, und blieb dann noch eine Weile in dem dunklen Wohnzimmer sitzen.
Sie fragte sich, ob es überhaupt der Wahrheit entsprach, als sie Paddy erklärt hatte, sie liebe Brendan immer noch. Nun, zumindest würde er ihr nie gleichgültig sein. Er war für sie da gewesen, als sie ihn am dringendsten gebraucht hatte, aber sie auch für ihn, als er ihre Unterstützung bitter nötig gehabt hatte. Jetzt waren sie quitt. Und jetzt brauchten sie einander auch nicht mehr. Was sie für Brendan empfand – Zuneigung und Dankbarkeit –, reichte nicht aus, um miteinander verbunden zu bleiben. Vielleicht hat es nie wirklich gereicht, dachte sie. Vielleicht waren sie gar nicht aus Liebe schon so lange miteinander verheiratet, sondern weil die Umstände es mit sich gebracht hatten. Und jetzt, wo ihre Lebenssituation sich geändert hatte, veränderten sich unweigerlich auch ihre Gefühle füreinander.
Sie fragte sich, wie groß seine Liebe zu ihr war. Er hatte seit seiner Rückkehr immer wieder seine Liebe beteuert, dennoch wurde sie den Gedanken nicht los, dass er, wenn er sie ebenso sehr geliebt hätte wie sie ihn, niemals auf die Idee gekommen wäre, einfach fortzugehen, auch wenn seine Situation ihm noch so ausweglos erschienen wäre. Zumindest jedoch hätte er ihr so bald wie möglich ein Lebenszeichen zukommen lassen. Aber das hatte er nicht getan. Und als er dann zurückkam, wollte er einfach wieder da anknüpfen, wo sie aufgehört hatten. Doch dies war nun nicht mehr möglich. Denn sie, Dominique, hatte sich verändert. Wie sehr, das war ihr erst an diesem heutigen Abend bewusst geworden.
Tatsache war, dass sie nicht den Wunsch verspürte, mit Brendan zu schlafen oder ihn zu küssen oder abends den Kopf an seine Schulter zu legen, wie es früher ihre Gewohnheit gewesen war. Sie war nicht auf ihn angewiesen, was ihr Bedürfnis nach einem angenehmen Leben oder Sicherheit betraf. Sie hatte ihm verziehen, aber sie wollte nicht mehr mit ihm zusammen sein. Welchen Zweck hatte es dann, bei ihm zu bleiben? Und so kam sie zu dem Schluss, dass sie Paddy durchaus die Wahrheit gesagt hatte. Sie liebte Brendan, aber nicht mehr genug.
Tief drinnen war ihr diese Tatsache bereits in der Nacht der Scheidungsparty bewusst geworden, als er einfach bei ihr hereingeplatzt war. Aber obwohl sie wütend auf ihn war, war sie gewillt gewesen, ihm beizustehen, so wie er ihr dereinst beigestanden hatte. Sie wollte ihn wissen lassen, dass sie ihn nicht aufgegeben, nicht den Stab über ihn gebrochen hatte wie so viele andere. Sie wollte ihm das Gefühl geben, dass er nicht mutterseelenallein auf der Welt war.
Doch inzwischen ging es ihm ja wieder gut. Er hatte einen Job, hatte einen Teil seines Geldes zurückbekommen und war in Cork, wo er wieder Kontakte knüpfte wie früher. Er würde seinen Weg machen, davon war sie überzeugt. In ein paar Jahren würde es wieder eine Frau an seiner Seite geben, wahrscheinlich eine jüngere, hübschere Ausgabe von ihr, eine neue glamouröse Mrs Delahaye. Es war Dominique egal. Sie lebte jetzt ihr eigenes Leben.
Ihr Handy kündigte an, dass eine SMS eingegangen war. Sie war von Brendan.
Hör auf, dich so kindisch zu benehmen , las sie.
Sie benahm sich nicht kindisch. Sie ließ sich so etwas nicht einreden. Entsprechend lautete ihre Antwort-SMS.
Dann rief sie Paddy O’Brien an.
Er nahm sofort ab, obwohl es schon so spät war.
»Bist du gut nach Hause gekommen?«, fragte er.
»Natürlich.«
»Es war albern, dass ich mir Sorgen gemacht habe«, sagte Paddy.
»Mich hat es gefreut. Es hat mir gutgetan, zu wissen, dass du dich um mich gesorgt hast.«
»Dominique?«
»Ja.«
»Das war ein mutiger Schritt, den du heute gemacht hast.«
»Nicht wirklich. Mutig war ich damals, als ich weitergemacht habe, nachdem er mich im Stich
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