Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
Richard und Paul als Aushilfe dabei. Beim Konzert wurden alte Autos verbrannt und die Bühne verwüstet. In der großen Trommel des Schlagzeugs befanden sich ein paar lebendige Hühner. Till sang immer die Zugaben und spielte dabei sogar Bass.
Richard stieg zusätzlich bei Die Firma ein, der Band, in der Paul neben Feeling B spielte und die zum Anknüpfungspunkt für ein weiteres späteres Rammstein-Mitglied werden sollte: Christoph Schneider. Der zukünftige Rammstein-Drummer gehörte von Anfang an seit 1983 zum treuen Publikum von Feeling B, das die Band über die Jahre hinweg begleitete. Christoph, damals ein junger Lehrling für Nachrichtentechnik, gründete 1984 mit 16 Jahren selbst eine Band mit Namen Sam’s Dice Group, benannt nach einem alten Jimi-Hendrix-Titel. Als ein Gruppenmitglied die DDR verließ und in den Westen abwanderte, fiel die Formation auseinander. Christoph ging danach drei Jahre als einziger der späteren Rammstein-Musiker zur Nationalen Volksarmee. In dieser Zeit wurde bei Christoph die Wut auf das DDR-System immer stärker genährt und es entstand sein Wunsch, dieses Gefühl nach außen zu tragen. Also rief er nach der Militärzeit 1988 die Punkband Keine Ahnung ins Leben und trommelte daneben für die Formation Frechheit. In dieser Phase ging Schneider, wie er oft kurz genannt wird, weiterhin zu den Konzerten von Feeling B und lernte schließlich die Musiker und ihr Umfeld kennen. Das bestand u. a. aus der befreundeten Punkband Die Firma, über die er Paul Landers kennenlernte. Die Formation war Ende der 1980er Jahre auf der Suche nach einem neuen Drummer, und Christoph stieg in die Band ein. Er kannte Paul bereits flüchtig und lernte ihn durch das Spielen in der Gruppe richtig kennen.
Und damit standen fünf der späteren Rammstein-Musiker bereits seit 1987 in Kontakt und spielten zusammen in Bands. Nur der Sechste im Bunde, Oliver Riedel, derebenfalls aus Schwerin stammt und der Jüngste bei Rammstein ist, hatte damals – noch – keinen Zugang zur Musikszene und auch keine Verbindung zu seinen späteren Bandkollegen. Er lernte in der zweiten Hälfte der 1980er als Teenager den Beruf des Stukkateurs, den er nach seiner Ausbildung kurz ausübte, dies aber nur mit Widerwillen, denn die Musik fand er spannender. In den Jahren vor dem Fall der Mauer war Oliver aber noch vollauf mit Fassaden, Wänden und Gips beschäftigt. Zu seinem späteren Instrument, dem E-Bass, griff er erst kurz nach dem Ende der DDR.
Die anderen fünf hatten sich jedoch in ihren Bands eingerichtet und etablierten sich als Musiker. Besonders erfolgreich gelang das Flake und Paul, denn Feeling B war am Ende des Jahrzehnts eine in der ganzen DDR bekannte Band – die sich mit der Anerkennung durch die staatlichen Kulturinstanzen durch das sogenannte „Einstufen“ von ihren subkulturellen Wurzeln immer mehr entfernte. Um überhaupt öffentlich und offiziell Konzerte spielen und Schallplatten veröffentlichen zu können, was den meisten DDR-Untergrundbands nicht vergönnt war, musste sich Feeling B der Prozedur des Einstufens unterwerfen. Dazu stellten die Interpreten oder Bands vor der staatlichen Kulturbehörde ihre Songs vor. Eine Kommission beurteilte die Lieder nach ästhetischen und inhaltlichen Kriterien und entschied über eine Einstufung etwa als „Amateurtanzmusiker“, „Berufsmusiker“ oder „Kapellensänger“. Wurden Gruppen als „Musiktanzkapelle“ deklariert, war sie als Band offiziell anerkannt und genoss neben dem Recht zur öffentlichen Verbreitung der Musik Vergünstigungen, die anderen Musikgruppen verwehrt blieben. Zum Beispiel bekamen eingestufte Formationen problemlos Instrumente.
Genauso erging es Feeling B, die von der Kommission schon 1983 einen Ausweis als „Band der Sonderstufe“ bekamen, beim zweiten Vorspielen in die „Oberstufe“ aufstiegen und 1988 die „Sonderstufe mit Konzertberechtigung“ erreichten. Die Band nutzte ihre Möglichkeiten, tourte durch die sozialistische Republik und nahm 1989 mit „Hea Hoa Hoa Hoa Hea Hoa Hea“ auf dem alles beherrschenden Staats-Platten-label Amiga das erste offizielle Punkalbum der DDR auf.
Damit sammelten Flake und Paul mit Feeling B genauso wie Till, Richard und Christoph mit First Arsch, Das Elegante Chaos und Die Firma nicht nur wertvolle Erfahrungen als Musiker, sondern hatten gleichzeitig die Möglichkeit, die alltäglich erlittenen Frustrationen der DDR-Enge auszugleichen. Allerdings wurden diese Band-Kontexte, so gut sich
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