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Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Titel: Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heel Verlag GmbH , Thorsten Schatz
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„Rammsteiner“ also tief im Inneren Romantiker? „Wir freuen uns natürlich“, sinnierte Flake bereits in einem Interview mit
Zillo
, Ausgabe 9/1997, „wenn Menschen in unseren Liedern einen Sinn für Romantik entdecken. Aber wir wollen niemandem vorgeben, wie er unsere Songs zu verstehen hat. Kunst ist nur dann frei, wenn sie nicht interpretiert wird und damit für jegliche Interpretation offensteht.“ Beispiel Albumtitel „Sehnsucht“, der nach erstem Hören romantisch klingt … „Muss nicht sein“, widersprach Flake ebenfalls in der Septemberausgabe der Zeitschrift Zillo aus dem Jahr 1997: „Wir haben den Titel vor allem deshalb gewählt, weil sich das Thema ‚Sucht‘ – das im Wort ‚Sehnsucht‘ drinsteckt – in den verschiedensten Formen wie ein inhaltlicher roter Faden durch unsere Lieder zieht. Also, da geht’s um Eifer-Sucht, Sex-Sucht, Kokain-Sucht, Todes-Sucht und so weiter. Nicht eindeutig romantisch, wie man sieht, oder täusche ich mich?“
    Vielleicht ist exakt durch solche Statements bereits einiges gesagt über den Anspruch dieser Band und die mit ihr in der Öffentlichkeit seit 1995 verbundenen Missverständnisse. Denn Rammstein haben stets behauptet – und behaupten das bis heute –, dass sie sich nicht erklären wollen, so die Band in dem Magazin
Musikexpress/Sounds
, Ausgabe 05/1997: „Wenn sich Leute durch unsere Arbeit provoziert fühlen, bitteschön, sollen sie eben. Wenn sie uns als Romantiker betrachten, ist uns das natürlich auch recht. Und wenn sie uns einfach nur als Komödianten belächeln, geht das gleichfalls völlig in Ordnung. Wir würden uns wohl am ehesten als ‚moderne Entertainer‘ bezeichnen.“
    Rammstein also, die Entertainer von heute und vielleicht auch von morgen: Sie sind skandalös, radikal, schockierend und manches Mal nichts weiter als bösartig. Aber, wenn man das so sehen will, steht ihre Arbeit in der Tradition der Schauergeschichte,der Nachtmahr, der klassischen schwarzen Romantik. Obsession, Gewalt, Leidenschaft, Paranoia, Perversion: All das wird in Rammsteins Liedern geboten – und doch schreit diese Musik geradezu nach der ewigen Sucht auf Erlösung.
    Wenn man Rammstein-Stücke unter diesem Aspekt sieht, anstatt sie vorschnell als dümmliches Fascho-Gesinge abzutun, bekommen sie mit einem Mal eine geradezu apokalyptische Dimension, fernab von jeglicher schnöder politischer Ausrichtung. „Politik“, hat die Band im Interview mit dem Magazin
Soundcheck
, Ausgabe 6/2001 festgestellt, „interessiert uns einen Dreck. Doch wenn man uns schon politisch einordnen will, dann um Himmels Willen nicht rechts. Natürlich wollen wir mit unserer Arbeit provozieren. Doch ich denke, aufgrund der verqueren Umstände in unserer Zeit ist das nichts weniger als okay. Diese Ära ist so undurchschaubar, dass man nur mit Provokation darauf reagieren kann.“

2. Im Untergrund: Die Vorgeschichte in der DDR
    Der Punk in der Deutschen Demokratischen Republik war noch weitaus mehr als im Westen eine zornige, rebellische Antwort auf den Staat. Richteten sich die West-Punks vor allem gegen die überkommene Hippie-Mentalität und gegen das gemütliche wie bewusstlose bundesdeutsche Spießertum, ging es den Ost-Punks in erster Linie um den lauten Widerspruch gegen Enge und Repression im sozialistischen Zwangssystem, kurz gesagt: um den Ruf nach Freiheit. Und den schrieen sie unverdrossen seit 1979 zehn Jahre lang bis zum Mauerfall 1989 hinaus.
    Das DDR-Regime reagierte prompt und eisern, und es hagelte Auftrittsverbote für Punkbands. Dazu kam die Unterwanderung der Szene durch die Staatssicherheit, kurz Stasi genannt. Ihr gelang es, einige Spitzel aus den Reihen der Punk- und Rock-bands zu rekrutieren und eigene Schnüffler in die Szene zu schleusen. Aber der Staat griff ebenfalls offiziell ein – mit brutalen Methoden: Punks wurden aus fadenscheinigen Gründen ins Gefängnis gesperrt. Bei Konzerten errichteten Polizisten Straßensperren und rückten mit gezückten Schlagstöcken an, um das Publikum daran zu hindern, zur Bühne zu gelangen. Sie hielten die Punks fest, kontrollierten willkürlich ihre Ausweise und waren schnell dabei, sie nicht nur zu verhaften, sondern auch zuzuschlagen. Doch die Punks wehrten sich. Sie rissen sich los und liefen weg oder überrannten einfach die Barrieren. Das allerdings sah die Polizei als willkommenen Anlass, noch mehr drauflos zu prügeln.
    Dennoch ging die Punkszene nicht unter. Im Gegenteil: Sie hatte im DDR-System Bestand

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