Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
und blühte trotz und wegen der Unterdrückung durch die Staatsmacht. Sie diente durch ihre Entwicklungsfähigkeit und Widerstandskraft vor allem Musikern, die ein besonderes künstlerisches Potenzial besaßen sowie die Energie und den kraftvollen Drang, die eigenen Ideen in Liedform nach außen zu tragen, als Plattform und künstlerischer Ausgangspunkt. Deshalb ist es kein Wunder, dass in dieser Underground-Kultur sechs Musiker ihre Karriere starteten und ihre ersten Banderfahrungen sammelten, die ihre musikalischen Vorstellungen verwirklichen wollten und später als Rammstein international populär wurden.
Dazu gehört Christian Lorenz – Spitzname: Flake –, für den als 16-jähriger Werkzeugmacherlehrling in Ostberlin 1983 der Einstieg in den Rockzirkus begann. Auf einem Schulkonzert hatte er Alexander Kriening kennengelernt, der Schlagzeug in einer Band namens Feeling Berlin spielte und der ihn dem charismatischen 35-jährigen Sänger und Lebenskünstler Alexander „Aljoscha“ Rompe vorstellte, dem Kopf der Gruppe. Flake, der schon Erfahrungen in Rhythm & Blues-Kombos gesammelt hatte, wollte endlich mal musikalisch etwas anderes probieren und stieg als Keyboarder ein. Er lernte bei einer Probe den 18-jährigen Paul Hirsche kennen, der sich später Paul Landers nannte und damals eine Lehre als Fernmeldemechaniker absolvierte. Paul spielte bereits als Gitarrist in der Punk-Kombo Die Firma, ließ sich aber ebenfalls von Alexander Kriening zum Einstieg bei Feeling Berlin überreden und bediente beide Formationen parallel.
Beim ersten Zusammentreffen war Flake von Paul, der einen imposanten Schnurrbart im Gesicht trug, ziemlich beeindruckt. Paul wiederum fand Flake merkwürdig. Er sah für ihn mit seiner Brille und seinem Halstuch sehr intellektuell und studentisch aus. Dennoch freundeten sie sich nach den ersten gemeinsamen Proben an und stiegen beide in die Band ein. Beim Namen Feeling Berlin wollten sie allerdings nicht bleiben, denn eine uralte verstaubte Tanzkapelle nannte sich ebenfalls so. Also wurde der Gruppenname zu Feeling B verkürzt.
Die musikalische Richtung war ihnen völlig unklar, sie wussten nur, dass es schnell, intensiv und rockig klingen sollte. Sie spielten einfach drauflos und wollten sehen, was daraus wurde. Flake ersetzte mit einer elektronischen Orgel der Marke „Weltmeister“ den fehlenden Bassisten und spielte selbst erfundene Melodien zu den Songs, die durch den steinzeitlichen Heim-Keyboard-Sound immer ein wenig wie Kinderlieder klangen. Aljoscha schrie dazu ins Mikrofon, Paul bearbeitete seine Gitarre, so laut es ging, und Alexander drosch auf das Drum-Set ein.
Die Musik der Gruppe war zunächst wie bei vielen Punkbands dilettantisch, schräg, aber immer lustig und vor allem laut. Dabei kristallisierte sich allmählich eine Art Fun-Punk heraus, der Feeling B schnell in die einschlägigen Punk-Kneipen und -Clubs trug. Die Band organisierte ihre Gigs in Eigenregie und erspielte sich an den Wochenenden manchmal 200 Mark, ihr Geld für den Alltag. Regelmäßig versetzten sie auf ihren Konzerten den Saal in hektische gute Laune, bis die Auftritte im Chaos versanken. Daran war auch der Alkohol nicht unschuldig, den das Publikum wie die Bandmitglieder selbst trinkfreudig und manchmal exzessiv konsumierten. „Mix mir einen Drink“ und „Wir wollen immer artig sein“, frühe Mitgröl-Songs der Band, wurden mit steigender Popularität zu Szene-Klassikern.
Die Stücke fielen langsam strukturierter aus, und die Band erspielte sich immer größere Bekanntheitsgrade, auch über den Untergrund hinaus. So waren sie dabei, als sich die Kulturoberen dem Treiben der Punkbands nicht mehr verschlossen, es aber kontrollieren wollten und deshalb einen Dokumentarfilm mit dem Titel „flüstern & SCHREIEN“ über Rockbands drehen ließen, der unter anderem Punk vorstellen sollte, allerdings als zwar wilde, aber harmlose Musikkultur. In dieser Dokumentation, die 1988 in den DDR-Kinos lief, tauchten neben Feeling B die Bands Silly, Chicoree, Sandow und kurz This Pop Generation und Die Firma auf. Gezeigt wurden natürlich nicht die unangepassten und unschönen Seiten des Punk-Rock, die zornigen Texte, die betrunkenen Musiker, das entfesselte Publikum. Solche Szenen wurden im Schneideraum sorgfältig entfernt, und über die Leinwand flimmerten dann nur noch brave Interviews und Konzertausschnitte. Damit zeigt der Film eine hochoffizielle verkürzte und verfälschte Ansicht des DDR-Rock in dieser
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