Bis dass der Tod euch scheidet
Schnappschuss ihr da entgangen war.
Er zögerte. Was hatte das zu bedeuten?
„Du erzählst es also nicht weiter?“, hakte Dylan vorsichtig nach. „Du schreibst nichts über Thor?“
Julia atmete tief durch und zog ihre Hand zurück. Man konnte ihr ansehen, dass sie mit ihrer Entscheidung nicht zufrieden war. „Du kennst mich“, sagte sie dennoch. „Ich schreibe nur über Dinge, die ich belegen kann. Und diesmal sind nur meine Augen die einzigen Zeugen. – Aber was mein Geist sich dazu ausmalt, das ist aufregend und informativ und wird sicher auch andere Menschen interessieren.“
Sie lächelte kess, dann drehte sie sich um und verschwand in Richtung der Bar.
Allmählich setzte die Müdigkeit ein, doch Dylan war fest entschlossen, diese Angelegenheit schnellstmöglich zu klären.
Er fuhr mit dem Fahrstuhl zurück in die zweite Etage, dorthin, wo er Thor zurückgelassen hatte, und wo jener noch immer vor dem Lift stand und sich in der Zwischenzeit offensichtlich keinen Zentimeter fortbewegt hatte. Dylan lief ihm regelrecht in die Arme, als er den Fahrstuhl zügig verließ.
„Und?“, fragte Thor sofort, es klang allerdings nicht aufgeregt, sondern todernst.
Dylan ließ die Schultern etwas hängen. Er bemerkte, wie seine Lider schwer wurden, und wie das grelle Flurlicht des Hotels in seinen Augen brannte.
„Ich denke, sie wird irgendwelche Vermutungen anstellen – vielleicht auch veröffentlichen, aber nichts Konkretes. Ihr fehlen die Beweise.“
Thor antwortete nicht, sondern verfiel wieder in eine nachdenkliche Starre. Schließlich drehte er sich um.
„Wo willst du hin?“, fragte Dylan erstaunt.
„In mein Zimmer …“
„Hey, warte!“ Dylan folgte schnellen Schrittes, hörbar erbost, dass Thor ihn offensichtlich einfach stehen lassen wollte.
„Jetzt lauf mir bloß nicht hinterher wie ein dämliches Schaf, Perk!“, schrie Thor plötzlich ungehalten. Er drehte sich, seine blauen Augen glänzten bedrohlich, voller Zorn, und seine donnernde Stimme unterstützte dies in beängstigender Weise. „Nicht wie ein Schaf, kapiert?“
Dylan blieb sofort stehen und trat einen Schritt zurück, doch er ließ sich nicht einschüchtern, diesmal nicht, oder?
„Ich werde mich hüten, dir hinterher zu laufen!“ Er schüttelte den Kopf. „Das wäre wirklich das allerletzte, was ich tun würde!“
Sein Brustkorb hob und senkte sich. Seine innere Stimme befahl ihm, zu gehen. Niemand hatte das Recht ihm Vorschriften zu machen, niemand hatte die Erlaubnis ihn zurechtzuweisen. Nicht einmal ein Thor Fahlstrøm.
Doch Dylans Körper blieb stehen. Er konnte nicht gehen. Regungslos verharrte er im Hotelflur, als würde er auf weitere Worte von Thor warten. Und jene folgten auch kurz darauf.
„Rein ins Zimmer, bevor uns noch jemand zusammen sieht!“
Fahlstrøms Stimme klang befehlend, trotzdem setzte sich Dylan sofort in Bewegung. Schnell verschwand er im Hotelzimmer, Thor folgte und schloss die Tür hinter ihnen.
Es war dunkel. Kein Licht brannte.
„Hast du ein Gummi?“
„Natürlich.“ Dylan drehte sich. Er spürte Thor dicht neben sich, doch im finsteren Raum konnte er gerade mal seine Konturen erkennen. „In der Hosentasche. Ich hab doch immer welche dabei …“
Thors Hände griffen nach ihm, durchsuchten die Seitentaschen seiner Bondagehose. Als er fündig geworden war, schob er Dylan vor sich her, nicht grob, aber auch nicht liebevoll.
„Hey!“
Dylan protestierte. Im Dunklen stolperte er voran, von Thor gedrängelt. „Warum so hastig?“
Eine Antwort blieb aus. Dylan spürte das Sofa vor sich, die feste Lehne, gegen die er gedrückt wurde.
Thor machte sich an seiner Hose zu schaffen, riss sie von seinen Hüften, sodass der oberste Knopf absprang. Ein Verhalten, das Dylan nicht einschätzen konnte. Was war das wieder für eine blöde Masche von Thor? Was hatte das zu bedeuten?
Dylan fand so schnell keine Erklärung. Als er spürte, wie Thors Hände ihn nur mit einem Ziel vor Augen bearbeiteten, wurde ihm bewusst, dass hier gar nichts nach Plan lief.
Das Zusammentreffen mit Julia hatte Thor offensichtlich stark verärgert. Und Dylan war derjenige, der nun den ganzen Zorn verspürte, der zur Zielscheibe des ganzen Missgeschicks wurde.
Unsanft nahm Fahlstrøm von ihm besitz, er drückte ihn dabei mit ganzer Kraft gegen die Sofalehne. Dylans Oberkörper war vornüber gebeugt. Er spürte die feste Rückwand des Sofas an seinen Hüftknochen. Die Polster drückten in seinen Magen. Eine
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