Bis dass der Tod euch scheidet
er sich ja an diesen Zustand irgendwann gewöhnen …
Unwillkürlich sah er zur Seite – auf Thor Fahlstrøm, der gerade den Raum betrat. Ihre Blicke trafen sich, und Dylan verspürte augenblicklich ein schmerzendes Gefühl in der Magengegend. Schnell sah er zurück, auf seine Schale mit Müsli, als er dann endlich Tony neben sich bemerkte.
„Na? Heiße Nacht gehabt?“ Angus griente verboten.
„Hör bloß auf …“ Gegen alle Erwartungen war Tony nicht bestens gelaunt. Mit verbissener Miene schenkte er Kaffee ein und war an keinem Small Talk interessiert.
Weitere Mitglieder der norwegischen Crew kamen in den Essraum, darunter auch Erik. Er lächelte Dylan zu, der lächelte zurück. Nicht alle Norweger schienen so bekloppt zu sein, wie Thor Fahlstrøm. Dylan biss sich auf die Unterlippe. Konnte er nicht bitte an etwas anderes denken? Nur einen kurzen Augenblick.
Doch als er sich seinem Müsli zuwandte, legte sich ein Schatten über ihn. Seine Freunde sahen sofort alle auf, und bevor Dylan sich drehen konnte, um zu sehen, was die Aufmerksamkeit der anderen derart erregte, bemerkte er eine Hand neben sich. Thors Hand! Er erkannte sie an den auffälligen Tätowierungen.
Und diese geballte Hand schob sich an Dylan vorbei. Über seiner Müslischüssel öffnete sie sich und jeder an dem Tisch wurde Zeuge davon, wie ein dunkler Gegenstand aus Thors Hand direkt in den Müsli fiel.
„Hier, dein Knopf, du hattest ihn doch gesucht.“
Dylan schloss die Augen, atmete tief durch. Nicht ausflippen , ermahnte er sich. Bloß nicht ausflippen! Als er die Lider wieder öffnete, sah er Thor, wie er, gefolgt von Erik, an den gegenüberliegenden Nachbartisch wanderte und ihn keines weiteren Blickes mehr würdigte. Im Gegensatz zu seinen Freunden.
„Ist der nicht ganz dicht?“, zischte Tony zuerst. „Was hat das zu bedeuten?“
„Ach!“ Dylan winkte ab, als wäre die ganze Angelegenheit völlig unwichtig. Mit spitzen Fingern angelte er sich seinen Hosenknopf aus dem Müsli. „Ist nur ein Knopf, den ich verloren hatte … Nichts weiter.“
„Was?“ Tony traute seinen Ohren nicht. Die anderen lachten noch immer, und Julia machte sich Notizen. Hoffentlich schrieb sie nicht darüber.
„Ja, alles okay“, beteuerte Dylan, in der Hoffnung, niemand würde weiter nach den Hintergründen fragen. „Nichts worüber man sich aufregen sollte.“
Oh, er konnte nicht fassen, was er von sich gab. Hatte er Fahlstrøm tatsächlich in Schutz genommen? Nachdenklich legte er den Knopf auf die Serviette. Nein, eigentlich wollte er nur wieder einen Streit verhindern, mehr nicht, oder?
Sein Löffel begann, vorsichtig in seinem mittlerweile aufgeweichten Müsli herumzustochern. Er musste ihn essen, ansonsten hätte Thor sich darüber vielleicht amüsiert. Ob er ihn beobachtete? Dylan sah nicht nach vorne, aber es schien ihm, als würde er prüfende Blicke auf sich spüren.
Er musste sich ablenken, irgendwie.
„Und es war gut, gestern?“, begann er deswegen den Dialog mit Tony. Der hob allerdings nur müde die Schultern etwas an.
„Ging so …“
Eine Antwort, mit der sich Dylan nicht zufrieden gab. Immerhin hatten seine Freunde etwas ganz anderes berichtet.
„Aber, ich dachte, du hattest eine heiße Nacht mit einer Brünetten?“
Tony sah erstaunt von seinem noch immer leeren Teller auf.
„Wer sagt, dass es eine Frau war, mit der ich die Nacht verbracht habe?“ Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck starrte er wieder nach vorne.
„Na ja“, erwiderte Dylan schulterzuckend. „Die anderen meinten, sie haben eine schlanke Dunkelhaarige in dein Zimmer gehen sehen … sie haben angenommen, dass …“
Er stoppte, und augenblicklich wurden ihm Tonys Worte vollständig bewusst.
„Es war keine Frau?“, fragte er leise.
Aber Tony antwortete nicht, sondern blickte einfach nur geradeaus, zu dem Tisch, an der die Crew von Wooden Dark saß. Dylan folgte diesem Blick und plötzlich war alles so klar.
Schlank und dunkelhaarig. Das war der Mann, der neben Thor Fahlstrøm saß und an diesem Morgen auffällig oft zu ihnen herüber sah.
Es kam wie ein kleiner Schock über Dylan.
„Oh Shit, es war Erik? Erik Baardson von Wooden Dark ?“, fragte er völlig erstaunt, allerdings so leise, dass nur Tony es hören konnte. Und der erwiderte nichts mehr, sondern stand einfach auf und verließ den Speiseraum.
Sofort sah Erik neugierig auf, verfolgte mit bestürzter Miene, wie der Manager von RACE den Raum verließ und schließlich auch
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