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Bis dass der Tod euch scheidet

Bis dass der Tod euch scheidet

Titel: Bis dass der Tod euch scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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nicht ertragen, nicht mit anhören.
    Er selbst hatte Sex gehabt, doch wie? Er fühlte sich elend, missbraucht, misshandelt … In dieser Situation hatte ihn seine Hilflosigkeit regelrecht gefangen gehalten. Dabei war er doch zuvor immer so stark gewesen. Sonst war es doch stets seine Person, die einen Streit vom Zaun brach. Und nun hatte er sich benutzen lassen, wie eine schwache Kreatur?
    Der Lärm aus dem Nachbarzimmer hörte nicht auf. Er raubte Dylan fast den Verstand, sodass er sich noch einmal hochquälte, um die Stereoanlage laut aufzudrehen. Wahllos griff er in den Stapel CDs, die er stets in seinem Gepäck mitnahm. Und als hätte es eine innere Macht ihm befohlen, wählte er ein ganz bestimmtes Lied von Soft Cell. Bedrückend und traurig drang es kurz darauf durch den Raum. Besser hätte es Dylans Gemütslage nicht beschreiben können.

Take your hands off me
I don't belong to you
    Take a look at my face
for the last time -
I never knew you - you never knew me
    Say hello
goodbye - say hello
wave goodbye

    Soft Cell „Say hello, wave goodbye“

Eine ganze Weile starrte er jetzt schon an die Decke. Es war längst hell geworden, und das Paar nebenan schien schon wieder eine heiße Nummer zu schieben.
    Er hörte ihr Stöhnen. Wo kam es her? Das Bett knarrte dabei, stieß gegen die Wand, doch Dylan konnte nicht einordnen ob es von oben, unten, links oder rechts kam. Und war es nicht eigentlich völlig egal? Irgendwo vergnügten sich zwei Menschen. War es ihnen nicht zu gönnen?
    Nein, war es nicht. Er dachte an sein eigenes Erlebnis der letzten Nacht. Oh, was war er nur für eine billige Hure gewesen? Unterwürfig und hilflos.
    Und trotzdem war er erregt gewesen … Das war so unglaublich, konnte das angehen?
    „Kann man nicht ein Mal seine Ruhe haben!!!“, brüllte er in Rage, dann sprang er aus dem Bett und suchte Zuflucht im Bad. Dort war es angenehm still, nur die Klimaanlage rauschte ein wenig.
    Ein leichter Schwindel hatte sich eingestellt, doch der war ihm nicht fremd. Als er in den Spiegel sah, musste er sich allerdings eingestehen, dass er längst nicht mehr so frisch aussah, wie zu Beginn der Tour. Dicke Augenränder zierten sein schmales, blasses Gesicht. Seine Schultern schoben sich spitz in die Höhe, ebenso seine Beckenknochen. Mit den abrasierten Kopfseiten glich er optisch fast einem KZ-Häftling, der restliche schwarze Schopf auf seinem Haupt, der immer länger wurde und ihm meist wirr ins Gesicht hing, ließ ihn oftmals aussehen wie ein drogensüchtiger Punk.
    Als er sich unter der Dusche einseifte, hoffte er, damit sein „unreines“ Gefühl zu beseitigen. Doch es kam stets wieder, wenn sein Blick auf das Tattoo fiel, welches noch immer seinen Unterarm zierte. Für einen kurzen Moment dachte Dylan, wahnsinnig zu werden. Das Wasser prasselte heiß auf ihn nieder. Er rieb auf dem tätowierten Schriftbild, als könne er es abwischen, dabei malte er sich aus, wie er dieses Mal aus seiner Haut schneiden könnte. Drehte er nun durch?
    Immer noch benommen stieg er aus der Dusche. Und noch ehe sein Arm getrocknet war, zog er die schwarze Armstulpe darüber, als könne er damit einen ganz bestimmten Menschen aus seinem Gedächtnis löschen. Wenn es doch bloß so einfach wäre …

    Es war eine Prämiere. Er saß noch vor Tony am Frühstückstisch, was auch die anderen der Crew merklich erheiterte.
    „Tony hat doch wohl hoffentlich nicht verpennt?“ Dylan grinste. Er wollte sich seine schlechte Laune nicht anmerken lassen. Und er vermied es schmerzlich, nach der norwegischen Crew Ausschau zu halten. Das Beste wäre sowieso, den weiteren Kontakt mit Thor zu vermeiden.
    „Tony? Ha,ha!“ Angus lachte laut. „Der ist gestern sicher abgestürzt. Der hatte noch weiblichen Besuch.“ Er zwinkerte Dylan zu, doch der wurde nur nachdenklich.
    „Besuch? Ich dachte, ihr wart was trinken?“
    „Ja, aber ohne Tony … Als wir los wollten, sah ich, wie er eine schlanke Brünette in sein Zimmer ließ. Da wollten wir natürlich nicht stören“, erklärte Clifford.
    „Aha.“ Das also auch noch! Dylan seufzte. War er eigentlich der einzige, der von Pech verfolgt wurde? Die Tour sollte doch ein Spaß werden. Das hatte wohl selbst Tony inzwischen erkannt und sich anscheinend am Abend zuvor prächtig amüsiert, genau wie seine Freunde, die das Frühstück zwar zögerlich, dennoch heiter einnahmen, als hätten sie alle noch Restalkohol im Blut. Nur er, Dylan, fühlte sich mal wieder schlecht. Vielleicht konnte

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