Bis dass ein Mord uns scheidet
ihm den Käfig ab und hielt ihn mir hin.
»Hier, halten Sie sie. Adam hat eine Allergie. Außerdem ist es das, was er Ihnen zeigen wollte. Das war sein Geschenk für Faye.«
»Eine Allergie gegen was?« Könnte dieser Tag noch seltsamer werden? Ich hob die Box hoch und sah durch die Gittertür. Ein winziger grauer Fellball mit stahlblauen Augen sah mich an.
»Ein Kätzchen? Wieso beweist ein Kätzchen, dass Sie Faye nicht getötet haben?«
Adam machte seinen Mund auf, um zu antworten, dann kniff er seine Augen hinter der Brille zusammen und nieste mehrmals hintereinander.
Mindy antwortete: »Er hat das Kätzchen für Faye gekauft. Sie wollte immer eine Katze haben, aber Adam ist allergisch auf Katzenhaare. Er würde doch nicht erst ein Kätzchen für sie kaufen und sie dann umbringen.« Sie sagte das, als würde es alles erklären.
Ich sah wieder auf die Box, entdeckte den Haken und öffnete ihn. Ich griff hinein, und im selben Moment wurde das Geräusch des Fernsehers und des hechelnden Hundes lauter.
»O nein!« Mindy versuchte, die Tür zuzumachen, aber ein kleiner schwarzer Pudel schoss hindurch, hechelnd und knurrend.
»Autsch!« Ich zog meine Hand aus der Box, und dabei kam auch das Kätzchen mit heraus, denn seine scharfen kleinen Krallen steckten in meiner Hand.
Eine Stimme schrie: »Baby! Baby! Baby!«
Ich ließ die Box fallen. »Autsch, holen Sie sie da weg!«
Ich versuchte, das Kätzchen zu packen, aber der Hund sprang an meinen Beinen hoch wie ein verrückter Springteufel. Panisch kletterte die Katze meinen Arm hinauf und wickelte sich um meinen Nacken. Es fühlte sich an, als durchbohrten tausend Nadeln meine Haut. Verzweifelt hüpfte ich im Kreis herum und versuchte, die Katze zu erwischen, während der verdammte Hund auf und ab sprang und bellte. Irgendjemand rief die ganze Zeit: »Baby! Baby! Baby!«
Adams heftiges Niesen verstärkte den Lärm noch.
»Mom! Geh ins Haus zurück!«, brüllte Mindy.
»Sie stiehlt mein Baby! Sie ist ein Babydieb! Ich halte sie auf!«
Die Katze machte einen Buckel und fauchte in meine Haare, als ich verzweifelt versuchte, das Tier aus meinem Nacken zu entfernen.
In dem Moment sah ich, wie die grauhaarige alte Frau sich den Besen schnappte, ihn hoch über ihrem Kopf schwang und auf mich zukam.
»Mom, nicht!«, rief Mindy.
Ich machte einen Satz nach hinten. Zu spät erinnerte ich mich an die Betonstufe. Ich ruderte verzweifelt mit den Armen und sah noch drei schockierte Gesichter, die mich anstarrten, bevor ich flach auf dem Rücken im Dreck landete.
Irgendwie hatte die Katze es geschafft, nach vorn zu klettern, und hing jetzt im Ausschnitt meiner Bluse. Sie stand auf ihren spindeldürren Beinchen und starrte mich mit ihren blauen Augen an.
Dann pinkelte sie.
3
Endlich zu Hause angekommen, griff ich nach meiner Tasche und starrte die kleine graue Katze an, die sich auf einem Handtuch zu einem Ball zusammengerollt hatte. Ich hatte die Transportbox kaputtgemacht, als die Katze ihre Krallen in meine Hand geschlagen und ich die Box auf den Beton fallen gelassen hatte. Die Katze hatte sich weiterhin in meine Hand gekrallt, und ich fragte mich, ob ich ein Schild auf dem Rücken hatte, auf dem »Idiot« stand. Ich hob Handtuch und Katze hoch, dabei erinnerte ich mich nicht daran, dass ich zugestimmt hatte, die Katze mitzunehmen. Irgendwie war das für mich entschieden worden, da Adam allergisch war und Baby – ich schüttelte mich beim Gedanken an diesen Pudel – Katzen hasste. Niemand hatte etwas über Mindys Mutter gesagt oder über die Tatsache, dass sie offensichtlich verwirrt war.
Ich erinnerte mich jedoch daran, dass ich zugestimmt hatte, Adam zu helfen. Die Polizei und die ganze Stadt würden wahrscheinlich den vorschnellen Schluss ziehen, dass Adam Miller seine Frau umgebracht hatte.
Früher mal hatte die Stadt auch schon vorschnelle Schlüsse über mich gezogen. Zuerst hatten sie mich als Hausmütterchen abgestempelt, dem es egal war, dass ihr Mann auf die Jagd nach Slips ging. Dann, nach Trents Tod und nachdem ich meinen Busen hatte vergrößern lassen, ein paar Pfund und noch einige Meter Stoff an meinen Röcken losgeworden war, wollte die Stadt mich wieder abstempeln. Allerdings war ich noch in der Entwicklung und weigerte mich, abgestempelt zu werden. Jetzt musste Adam sich wegen des Mordes an Faye derselben Kleinstadtprüfung unterziehen. Ich fühlte mich ihm verbunden.
Und nachdem ich eine Weile mit Adam verbracht hatte, hatte ich sein
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