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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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meine Schwester finden und meinen Kram in Ordnung bringen.«
    Murphy klatscht Butter auf ein Brötchen.
    »Sie arbeiten allein, das verstehe ich, aber ich könnte Ihnen vollkommen neue Perspektiven eröffnen.«
    »Das ist es nicht«, sagt Sami. »Ich möchte mich auf meine Musik konzentrieren.«
    »Wie bitte?«
    »Ich spiele Gitarre. Ich bin Musiker.«
    Murphy hat aufgehört zu kauen. »Verscheißern Sie mich?«
    Sami bemerkt seinen Fehler. »Nein, nein, ich denke nur, es wäre am besten, die Laufbahn zu wechseln. Ich dachte, ich sollte mich auf meine Musik konzentrieren, wissen Sie.«
    Murphy zeigt mit dem Finger auf ihn. »Sie planen etwas, richtig? Was ganz Großes.«
    »Nein, Sir.«
    »Niemand zieht sich einfach zurück, verdammt, außer er plant einen Überraschungscoup.«
    »Es geht mir nicht ums Geld.«
    »Es geht immer um das verdammte Geld. Und wenn man sich schon unbedingt zurückziehen will, dann auf die eigene Yacht oder in eine Villa in Spanien, wo man den ganzen Tag Sangria trinken kann.«
    »Ich plane nichts«, sagt Sami.
    »Wie alt sind Sie?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Wie viel haben Sie im Portemonnaie?«
    Sami zuckt mit den Schultern.
    »Sie sind pleite, stimmt’s?« Murphy schiebt seinen Stuhl zurück. »Armut bedeutet nicht Freiheit. Sehen Sie sich nur die armen Schlucker da drüben an.« Er zeigt auf eine Schlange vor einem Bus auf der anderen Straßenseite. Die Leute zittern im Regen. »Die meisten von denen können sich kaum über Wasser halten. Sie sind verstört, todmüde, haben keine Lust mehr, Woche für Woche zu schuften, Jahr für Jahr, damit’s bis zum nächsten Zahltag reicht, leben von Überziehungskrediten und auf Pump. Und in der Zwischenzeit erzählen ihnen die Politiker, dass es ihnen noch nie so gut gegangen ist wie heute, und sie sind einfach zu blöd, um zu merken, dass sie belogen werden. Das Einzige, was jemals vom Tisch fällt, ist Abfall. Toastkrümel und Wurstpelle. Also wenn man hört, wie ein Politiker anfängt, über den Trickle-Down-Effekt zu reden und darüber, wie jedermann von den guten Zeiten profitiert, dann bedeutet das nur, dass die aus großer Höhe auf einen runterpissen.«
    Dessie kichert.
    »Denken Sie manchmal über die Zukunft nach, Sami?«, fragt Murphy.
    Andauernd, denkt Sami.
    »Was haben Sie vor?«
    »Eine Band gründen. Auftritte bekommen. Auf Nadia aufpassen.«
    »Arbeiten Sie mit mir zusammen. Und ich werde dafür sorgen, dass Sie einen netten kleinen Batzen zusammenhaben, bevor Sie aufhören. Ich schmeiße sogar noch eine Abschiedsparty für Sie.«
    »Was ist mit Nadia?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann, um sie zu finden. Ich habe Verbindungen. Ich werde Toby Streak ein bisschen Druck machen. Die wahre Geschichte herausfinden.«
    Das ist doch verrückt, denkt Sami. Er ist seit zwei Tagen aus dem Bau – unschuldig wie am Tag seiner Geburt –, und Tony Murphy will, dass er bei ihm einsteigt. Seine Eingeweide revoltieren.
    »Ich will nur Nadia finden«, sagt er.
    »Wie schon gesagt, ich helfe Ihnen dabei.«
    »Wissen Sie, wo sie sein könnte?«
    »Nicht, ohne nachzufragen.«
    Sami guckt scharf in Murphys Gesicht, sucht nach einem Zeichen dafür, dass sein Gegenüber mehr weiß. Aus den Augenwinkeln sieht er, wie Dessies Augenbrauen einen halben Zentimeter hochgehen. Er versteht nicht, was das bedeutet, aber er weiß genug, um Ärger zu wittern.
    »Nehmen Sie es nicht persönlich, Tony. Aber ich habe kein Interesse.«
    In diesem Moment, einen Herzschlag lang, ist Murphys Gesicht zu Stein geworden. »Nenn mich nicht Tony, du kleines Arschloch.«
    »Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht beleidigen, Mr Murphy.«
    »Hör mal zu, du kleine anspruchsvolle Schwuchtel, du kommst hier rein, störst mich beim Essen, gibst verrückte Beschuldigungen von dir und scheißt dann auf mein Angebot, dir zu helfen, als wäre ich ein aufgeblasener Angestellter von der Wohlfahrt.«
    »Nein, Sir.«
    »Denk nach über das, was ich dir gesagt habe, mein Junge. Und denk nicht zu lange nach.«
    Irgendwie schafft es Sami zu gehen, durch das Restaurant, die Treppe hinunter, nach draußen. Er geht am Fluss entlang, vorbei an einer Gruppe japanischer Touristen, die einem gelben Regenschirm folgen, als wäre er eine Reliquie.

10
    Tony Murphy rülpst leise und nimmt noch einen Bissen von dem in Rotwein gedünsteten Hasen, der mit Kartoffelpüree und Trüffelöl serviert wurde. Seine Gicht macht sich bemerkbar – sein rechter Zeh ist geschwollen –, aber der Schmerz

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