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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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will. Wenn Macbeth erst einmal aus dem Weg geschafft ist, kann er den Ansturm der Fragen abwettern. Und sich dann frühpensionieren lassen. Sich ein Boot kaufen.

40
    Sami muss eine Geisel auswählen. Er könnte nach einem Freiwilligen fragen, aber das würde bedeuten, sich der Verantwortung zu entziehen. Niemand von den Leuten im Restaurant verdient es, in diesen Schlamassel hineingezogen zu sein, doch Sami kann nicht ändern, was geschehen ist, oder die Uhr zurückdrehen.
    Er geht zum Lagerraum, um nach dem Fahrer zu sehen, der auf Reissäcken sitzt, mit ausgestreckten Beinen, als würde er versuchen zu schlafen.
    »Halten Sie den Kopf still«, sagt Sami, nimmt eine Ecke des Klebebands zwischen Daumen und Zeigefinger und reißt es mit einem Ruck ab.
    Der Fahrer flucht vor Schmerz. Seine Handgelenke sind immer noch zusammengebunden. Währenddessen hockt Sami dicht an der Tür auf seinen Fersen.
    »Was sehen Sie mich so an?«, fragt der Fahrer.
    Sami lächelt entschuldigend. »Waren Sie schon mal im Knast?«
    »Nein.«
    »Jemals was getan, was Sie bereut haben?«
    »Was ist das hier – ein Quiz?«
    »Etwas wirklich Schlimmes.«
    Der Fahrer zuckt die Schultern.
    »Haben Sie Familie?«
    »Meine Mutter und meinen Vater.«
    »Eine Freundin?«
    »Sie sind ein komischer Vogel.«
    Sami ist einen Augenblick lang still. »Diese Dinge, die Sie vorhin zu mir gesagt haben, mein Vater hat immer so mit mir geredet. Hat mich wie Dreck behandelt. Vielleicht fühlte er sich bedroht. Vielleicht war er einfach nur ein Arschloch.«
    »Hören Sie, Mann, es tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe. Familienwerte standen da, wo ich herkomme, auch nicht hoch im Kurs.«
    »Ich bin kein Terrorist.«
    »Auch egal.«
    »Ich will, dass Sie das wissen.«
    »Jetzt weiß ich es.«
    Sami steht aus der Hocke auf und schließt die Tür des Lagerraums. Lucy wartet draußen auf ihn.
    »Gehen Sie da raus?«
    »Ich kann nicht hierbleiben. Ich kann kein chinesisches Essen mehr sehen.«
    »Die werden Sie umbringen.«
    »Ich schaff das schon. Du musst mit mir mitkommen. Wenn ich dich dabeihabe, dann werden die mich nicht erschießen.«
    Lucy sucht in seinen Augen. »Ich will nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Mein Vater und meine Mutter.«
    »Ihnen wird nichts passieren.«
    »Versprechen Sie mir das.«
    »Okay.«
    Sami beginnt damit, Lucys Hände hinter ihrem Rücken zusammenzukleben und Mehlpäckchen um ihre Hüften herum zu befestigen.
    »Das sieht nicht sehr nach einer Bombe aus«, sagt sie.
    »Weißt du, wie eine Bombe aussieht?«
    »Ich habe welche im Fernsehen gesehen.«
    »Ich werde dir diese Kapuze über den Kopf ziehen.«
    »Warum?«
    »Es ist ein Kopfkissenbezug. Er ist sauber. Stammt von deinem Bett.«
    »Sie waren in meinem Zimmer?«
    »Ich habe sonst nichts genommen.«
    »Ich habe Angst. Zwingen Sie mich nicht.«
    »Es wird dir nichts passieren. Es ist bald vorbei.«
    »Wo bringen Sie mich hin?«
    »Ich glaube nicht, dass du irgendwo hingehen musst.«
    Sami reißt das Klebeband von der Rolle.
    »Was machen Sie jetzt?«, fragt sie.
    »Ich klebe den Lauf der Waffe an deinen Kopf. Damit die wissen, dass ich es ernst meine.«
    »Soll das heißen, dass Sie mich erschießen werden?«
    »Wenn überhaupt jemand schießt, dann bin das nicht ich.«
    »Aber wenn Sie …«
    »Ich werde nicht schießen.«
    Sami ruft den Unterhändler an.
    »Meine Uhr ist stehen geblieben, Bob. Die Zeit ist um.«
    »Ich arbeite, so schnell ich kann.«
    »Sie versuchen, mich hinzuhalten. Ich komme in zehn Minuten raus. Und hören Sie mir gut zu, Bob. Ich will keinen Polizeiwagen sehen, keinen Kleinbus, keinen Hubschrauber und kein Motorrad. Und ich will auch keinen von euren Leuten, die mich im Stil von JFK umbringen, mit einer Kugel von einem Grashügel aus. Ein Bulle, und sie stirbt. Ich habe eine Bombe an ihrem Bauch befestigt, die sie in zwei Teile sprengen wird, wenn Sie versuchen, mich umzubringen.«
    »Die brauchen sie nicht.«
    »Aber sicher brauche ich die.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Ich lasse den Rest zurück. Und ich weiß, was Sie denken, Bob. Sie denken, dass ich es nicht riskieren werde, mich selbst in die Luft zu sprengen, weil ich es das erste Mal nicht geschafft habe. Lassen Sie mich Ihnen gratis etwas verraten. Mir ist alles egal. Ich bin kein Terrorist. Nie einer gewesen. Für mich klingt Intifada wie ein mexikanisches Buffet. Das hier hat nichts mit Religion oder Politik zu tun. Ich bin Musiker, verdammt noch mal. Ich spiele Gitarre. Mein Name ist Sami

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