Bis einer stirbt
wegzugehen. Und seine neuen Kumpels haben sich hier angesiedelt. Mehr oder weniger.«
»Das heiÃt?«
»Das heiÃt, für eine Weile. Ein Vierteljahr, vielleicht auch ein halbes. So genau weià ich das nicht. Dann wollten sie weiterziehen und dafür sollten dann wieder andere herkommen.«
»Was bedeutet, dass sie ihr Spektrum erweitert haben«, dachte ich laut. »Abos verkaufen hat denen nicht mehr gereicht, oder?«
»Stimmt.« Ben schnippte seine Kippe weg. »Die haben geklaut, was das Zeug hielt, irgendwelche Kids erpresst und so weiter. Ich glaub, die haben so ziemlich alles genommen, was sie kriegen konnten.«
»Und Pit hat mitgemacht?« Ich fürchtete mich vor der Antwort.
»Anfangs nicht. Da hat er nur mit denen rumgehangen und sich freihalten lassen. Aber dann ist er irgendwie immer mehr reingerutscht ⦠Viel hab ich nicht mehr mitgekriegt. Ich hab ihn vor die Wahl gestellt: die oder ich.«
»Und er hat sich für die Gang entschieden?«
»Na klar«, meinte Ben frustriert. »Sonst wäre er heute mit Sicherheit hier.«
»Warum hat er dich gestern angerufen?«, fragte ich.
»Er hatte Schiss«, sagte Ben. »Und zwar so richtig.«
»Vor was?«, bohrte ich. »Vor wem?«
»Da gibt es einen Typen, den sie den âºBossâ¹ nennen. Der wohnt hier in der Stadt. Und Pit hat er versprochen, dass er auch bleiben kann, wenn er will. Pit hat ihm geglaubt. Aber dann ist irgendwas in Gang gekommen, das er nicht mehr kontrollieren konnte.«
»Was war das?«, fragte ich. »Was konnte er nicht mehr kontrollieren?«
»Keine Ahnung.« Bens Miene war undurchdringlich. Seine Blicke gingen durch mich hindurch. »Manchmal glaub ich, dass es irgendwas mit den beiden Toten aus der Zeitung zu tun hat.«
»Und wie kommst du darauf?« Ich wollte es wissen, aber irgendwas in mir wollte auch, dass er nicht weiterredete.
»Er hat Andeutungen gemacht«, sagte er unbestimmt.
»Was für Andeutungen?« Meine Geduld war erschöpft. »Nun rück endlich raus mit der Sprache!«
»Er hat gesagt«, Ben blickte mir jetzt direkt in die Augen, »falls es ihn auch erwischt, dann hat er es nicht anders verdient.«
Wir schwiegen mehrere Sekunden lang. Ich spürte kein Leben mehr in mir. Hilflos saÃen wir da und starrten Löcher in den Schulhofschotter. Mechanisch stand ich auf.
»WeiÃt du noch mehr?«, fragte ich leise und eindringlich. »Wir müssen ihn finden, ehe es zu spät ist.«
Ben schüttelte den Kopf. Noch einmal suchte ich seinen Blick. »Bitte ruf mich an, wenn dir noch was einfällt. Mich oder die Polizei. Okay?«
Plötzlich wurde mir klar, dass es ein Riesenfehler gewesen war, Marlena nicht einzuweihen. Es ging nicht mehr darum, Pit vor der Polizei zu schützen, sondern nur noch darum, sein Leben zu retten.
Ben schaute mich nachdenklich an. »Da war so eine Tussi«, sagte er schlieÃlich zögernd.
»In der Gang?«
Er nickte. »Pit fand die irgendwie toll. Ich glaub, am Anfang hat er nur wegen ihr bei denen mitgemacht.«
»Wie hieà sie?« Ich schöpfte etwas Hoffnung.
»Keine Ahnung«, meinte er. »Mit Namen waren die übervorsichtig. Allein das schien schon verdächtig. Wie bei einem Geheimbund oder so was.«
»Nun streng dich an«, sagte ich. »Ihr Name ist ihm bestimmt mal rausgerutscht.«
»Wenn, dann hab ich es vergessen. Aber ⦠ich hab sie mal gesehen.«
»Nun rede schon!«
»Sie hatte Ãhnlichkeit mit dir«, sagte er. »Fand ich jedenfalls. Von Weitem hab ich zuerst gedacht, du wärst es.« Er stand auch auf. Langsam schlenderten wir zurück.
»Das nützt dir nicht viel, oder?«
»Weià ich noch nicht.«
»Ach, und eins noch«, sagte er. »Beim sogenannten âºBossâ¹ hat Pit sich mal verquatscht.« Er grinste ein bisschen verschmitzt. »Er hat es selbst gar nicht gemerkt.«
»Und?« Ich klebte an seinen Lippen.
»Er hieà Ted oder so ähnlich.« Zuverlässig klang das nicht, meine Hoffnung schwand. Ich gab es auf, hier kam ich nicht weiter. Ben begleitete mich bis zum Schultor. DrauÃen wartete Nils. Voller Erwartung blickte er uns entgegen.
»Oder Teddy«, grübelte Ben weiter vor sich hin. »Nein, auch nicht. Paddy?«
Ich hörte ihm kaum noch zu, aber Nils spitzte die Ohren. »Freddy?«, schlug
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