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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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selbst wenn ich es schaffen würde, bis zum Tisch zu kommen und mich mit einer zerbrochenen Schnapsflasche zu bewaffnen, was ich bezweifelte, würde ich mit einer kaputten Flasche wohl nicht sonderlich viel ausrichten können.
    Ich brauchte etwas anderes.
    Ich brauchte eine Waffe.
    Ich zog meine Schuhe aus und begann, im Keller umherzulaufen, auf der Suche nach einer der langen Holzkisten mit russischer Aufschrift, wie ich sie im Trailer gesehen hatte. Ich war ziemlich sicher, dass auch in der Höhle am andern Ende des Tunnels welche gewesen waren, aber ich wollte nicht den ganzen Weg wieder zurückgehen, wenn es nicht unbedingt nötig war. Doch nachdem ich mich fünf Minuten im Keller umgeschaut hatte, wusste ich, dass mir keine andere Wahl blieb. Hier gab es nichts außer Obst und Gemüse – keine Drogen, keine Schmuggelware, keine Waffen.
    »Scheiße«, flüsterte ich vor mich hin und zog die Schuhe wieder an.
    Ich ging hinüber und schaute erneut durch das Loch in der Tür. Alle waren noch da, standen rum, tranken Schnaps, rauchten, redeten …
    Auf Zehenspitzen ging ich die Holzstufen hinunter und zurück zu der schweren Holztür, die in den Tunnel führte. Ich war ganz in Gedanken, als ich sie aufstieß, dachte an die Schachteln und das Zeug in der Höhle, versuchte mich zu erinnern, wo ich die langen Holzkisten gesehen hatte – ich hatte es so eilig, dass ich die Gestalt, die plötzlich vor mir stand, gar nicht wahrnahm.
    »Aha, da steckst du«, sagte sie fröhlich.
    Ich erstarrte, als ich aufblickte und in Garrows grinsendes Gesicht sah.
    Ich weiß nicht, wo er mich traf oder wie, ich erinnere mich nur noch, wie seine Faust auf meinen Kopf zuschoss. Dann das Aufblitzen eines blendend weißen Schmerzes und danach nichts mehr.

29
    Ich habe eine sehr vage Erinnerung – vielleicht ist es auch nur Einbildung –, wie ich für kurze Zeit wach wurde und über mir Lichter vorbeiglitten, dann merkte ich wohl, dass es nicht die Lichter waren, die sich bewegten, sondern ich selbst … aus einem unerfindlichen Grund schien ich auf dem Rücken zu liegen. Und es ist möglich, dass ich dachte, ich läge auf einer Art Wagen und würde durch einen Flur geschoben, vielleicht einen Krankenhausflur, es kann auch sein, dass mir das Ganze erst später in den Sinn kam.
    Ich weiß noch, wie ich den Kopf zu bewegen versuchte und merkte, dass ich gar nicht wusste, wie ich das eigentlich anstellen sollte. Und mir ist so, als ob ich vielleicht auch stöhnte … und dann kam aus dem Nichts eine schmutzig weiße Wolke herab und legte sich auf mein Gesicht, ich atmete beißend süßen Chemikaliengeruch ein und danach sank ich wieder ins Dunkel zurück.
    Als ich das nächste Mal zu mir kam, spürte ich wieder das Gefühl von Bewegung, doch diesmal fühlte es sich anders an. Die Bewegung schien weiter von mir entfernt zu sein, war nicht direkt mit mir verbunden … als ob ich mehr in als auf dem Teil wäre, das sich bewegte. Ich lag ganz still, hielt die Augen geschlossen und horchte.
    Irgendwo tuckerte ein Motor vor sich hin … es war ein stetiges Stampfen. Holzdielen ächzten und knarrten … ichhörte das leise Klatschen von Wellen. Ich roch Diesel, Maschinenöl … das Meer. Ich lag auf einem Holzboden und mein Kopf ruhte auf etwas, das leicht nach Teer roch.
    Der Kopf tat mir höllisch weh, Mund und Kehle waren unglaublich trocken und mir war so schlecht wie schon lange nicht mehr. Ich zweifelte nicht wirklich daran, im Laderaum des Fischkutters zu sein, doch ich hatte in letzter Zeit so viele Fehler begangen, dass es mich nicht überrascht hätte, schon wieder einen zu machen, egal wie sicher ich mir war. Deshalb rührte ich mich nicht, sondern blieb einfach liegen und öffnete vorsichtig die Augen.
    Dunkelheit … absolute Dunkelheit.
    Ich horchte.
    Nichts … der tuckernde Motor, die knarrenden Holzdielen, das klatschende Meer …
    Ich horchte weiter.
    Nach einer Weile hörte ich eine leichte Bewegung in der Nähe – ein leises Scheuern. Dann wieder eine kurze Zeit Ruhe, eine erneute leichte Scheuerbewegung … und plötzlich schniefte jemand – es war ein feuchtes, verrotztes, tränenreiches Schniefen – gefolgt von einem langen erschöpften Seufzen. Und wieder ein kurzes Schniefen, dann hörte ich das Murmeln einer vertrauten Stimme.
    »Scheiße … so eine verdammte Sauerei …«
    »Robyn?«, fragte ich leise.
    Auf einmal leuchtete der blasse Schein einer Taschenlampe auf, keine zwei Meter von mir entfernt, und erhellte

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