Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
»Die haben uns alles weggenommen – Zigaretten, Feuerzeug, Handys …«
Ich durchwühlte meine Taschen in der Hoffnung, sie hätten vielleicht etwas übersehen, aber Robyn hatte recht. Sie hatten uns wirklich alles weggenommen.
»Okay, hört zu«, sagte ich. »Uns bleibt nicht viel Zeit …«
Ich erzählte schnell, was Mott und Lloyd vorhatten. Während des Redens stand ich auf und sah mich im Laderaum um. Er war ziemlich beengt, gerade hoch genug, dass man nicht gebückt laufen musste, und ich brauchte nicht lange, bis ich begriff, dass es hier unten nicht viel zu finden gab. Ein Haufen Abdeckplanen, ein paar leere Säcke, eine Kiste mit alten Maschinenteilen, eine Rolle verstaubtes Nylonseil, das von einem Nagel an der Wand baumelte … und das war es auch schon so ziemlich.
Nachdem ich Linda und Robyn unsere Situation dargelegt hatte, sagte für eine Weile keine von beiden etwas, sie saßen nur im Halbdunkel und verdauten schweigend, was ich ihnen erzählt hatte. Während ich darauf wartete, dass sie irgendeine Reaktion zeigten, ging ich zum anderen Endedes Laderaums und schaute hinauf zu einer hölzernen Luke in der Decke. Mir war klar, dass sie von außen verschlossen sein würde, trotzdem fasste ich nach oben und drückte dagegen.
Sie war verschlossen.
»Wo ist das Kokain?«, fragte Robyn.
»Was?«
»Du hast doch gesagt, sie würden ein Kilo Koks im Laderaum deponieren, damit es überzeugender aussieht.« Robyn schaute sich um. »Da ist aber kein Koks.«
»Verdammt, Robyn«, sagte Linda. »Ist das wirklich deine einzige Sorge?«
»So habe ich das nicht gemeint«, wehrte sich Robyn. »Ich hab mich nur gefragt, ob das was zu bedeuten hat. Du weißt schon … ob es vielleicht heißt, sie haben ihren Plan geändert.«
»Ach so«, murmelte Linda. »Okay, tut mir leid … ich bin nur …« Sie schüttelte den Kopf, sauer auf sich selbst, und sah mich an. »Was meinst du, John? Denkst du, das Kokain war ein wesentlicher Bestandteil des Plans?«
»Nicht wirklich«, antwortete ich und setzte mich neben Robyn. »Es klang eher so, als würde Tait laut denken. Wahrscheinlich hat er einfach beschlossen, dass wir’s nicht wert sind, ein Kilo Koks zu opfern.« Ich zuckte die Schultern und sah Robyn an. »Ich glaub nicht, dass es was zu bedeuten hat.«
»Tja«, sagte Robyn, »vielleicht hast du recht.«
»Aber sie müssen trotzdem ihren Plan ändern, oder?«, sagte Linda plötzlich und schaute mich an. »Du solltest ja eigentlich gar nicht dabei sein. Tait dachte doch, du wärst tot.«
»Und?«
»Na ja, er hat alles so inszeniert, dass es aussieht, als ob irgendwas zwischen Garrow, Robyn und mir gelaufen wäre. So war es gedacht … aber jetzt müssen sie dich noch irgendwie mit einbeziehen.«
»Verstehe …«, sagte ich zweifelnd. »Und welchen Unterschied macht das?«
»Welchen Unterschied?«
»Ja … soweit ich sehe, bedeutet das doch nur, dass Garrow mich zusätzlich zu Robyn und dir umbringen muss. Was uns auch nicht richtig weiterhilft.«
»Aber ihre Geschichte ergibt so keinen Sinn mehr, oder? Nicht, wenn du mit auf dem Schiff bist. Wie sollen sie das erklären?«
»Ihnen fällt schon was ein.«
Robyn sagte: »Ist doch egal, was die sich ausdenken. Tot sind wir in jedem Fall.«
Ich schwieg einen Augenblick und horchte auf den Schiffsmotor. Ich glaubte, eine Veränderung zu hören, als ob das Geräusch etwas tiefer klänge, der Kutter langsamer würde … doch nachdem ich eine Weile genau hingehört hatte, war ich mir sicher, dass er ganz stetig vor sich hin tuckerte. Anscheinend hatte ich mich getäuscht.
»Weißt du, wer genau auf dem Schiff ist?«, fragte ich Linda. »Sind es nur die drei?«
»Wirklich gesehen hab ich nur Lloyd und Garrow«, antwortete sie, »aber oben aus der Kajüte konnte ich Mott hören und ich glaube, er hat mit dem Kahlkopf geredet, der mit Boon zusammen war.«
»Ja«, stimmte Robyn zu. »Der ist auf jeden Fall da oben. Ich hab ihn gesehen, als sie uns hier runtergebracht haben.«
»Du meinst diesen Trumm?«
»Ja.«
»Okay, das heißt, sie sind zu viert und mindestens einer von ihnen hat eine Schusswaffe.«
Linda sagte: »Ich gehe davon aus, dass Garrow keinen Verdacht hat.«
Ich dachte eine Weile drüber nach, dann schüttelte ich den Kopf. »Ich sehe nicht, wie er wissen könnte, was sie vorhaben. Er kann das Gespräch nicht gehört haben, nichtvon dort, wo er stand, und selbst wenn er in den Keller gekommen ist, als ich noch an der Tür gelauscht habe – und
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