Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
sarkastisch. »Das war bloß ein Unfall, ja? Er hat nur aus Versehen den Kopf mit der Kettensäge abgetrennt, was?«
»Nein … ich meine nur, er hat nicht von Anfang an vorgehabt, ihn umzubringen, er wollte ihn bloß zum Reden bringen … aber dann … keine Ahnung … ich glaub, er ist einfach ausgerastet.« Lloyd zuckte wieder mit den Schultern. »Das mit dem Kopf … Garrow hat erst später daran gedacht. Er fand einfach, es wär eine gute Idee, weißt du …«
»Eine gute Idee?«
»Eine gute Möglichkeit, Craine durcheinanderzubringen.«
»Und dabei hast du mitgemacht?«
»Nein … ja, gut, aber nur – «
»Ich will’s gar nicht wissen«, sagte Tait und hob die Hände. »Ehrlich, ich kann diese Scheiße nicht mehr mit anhören. Das Ganze ist so erbärmlich.« Er starrte Lloyd und Mott an. »Ihr hättet es beide besser wissen müssen. Ihr hättet sofort zu mir kommen sollen.«
»Wir wollten dich nicht stören«, fing Mott an.
»Wo ist Garrow jetzt?«, fragte Tait.
»Keine Ahnung. Ich hab ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen.«
Tait schaute zu Lloyd.
Der schüttelte den Kopf. »Ich bin vor ein paar Stunden auf seinem Hausboot gewesen, aber da war er nicht.«
»Funktionieren die Handys immer noch nicht?«, fragte Tait und goss sich das Schnapsglas wieder voll.
Lloyd zog ein Handy aus der Tasche und schaute aufs Display. »Nein, immer noch kein Empfang.«
»Wie spät ist es?«
»Viertel nach eins.«
Tait sah Mott an. »Ab wann geht die Flut zurück?«
Mott zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen bei diesem Wetter … die Ebbe müsste schon eingesetzt haben, aber bis das Wasser zurückgeht, dauert’s bestimmt noch ’ne Stunde.«
»Kannst du trotzdem mit dem Kutter raus?«
»Wie, jetzt?«
»In ein paar Stunden.«
Mott überlegte. »Na ja, ich denke …«
»Du sollst nicht denken «, blaffte Tait, »sondern mir sagen , ob du in ein paar Stunden mit dem Kutter rausfahren kannst.«
»Ja«, antwortete Mott. »Ja, klar.«
»Gut.« Tait zündete eine Zigarre an. »Okay, hör zu …«
Ich hatte mich ganz aufs Lauschen konzentriert – hatte versucht zu verstehen, was das alles bedeutete, und die ganze Zeit über gehofft, es würde mal einer was über Robyn sagen, damit ich wusste, wo sie steckte und ob sie noch lebte – und keinen Gedanken an irgendwas anderes verschwendet. Deshalb erinnerte ich mich erst jetzt, dass mein Handy eine Aufzeichnungsfunktion hatte. Als ich es nun aus der Tasche fummelte und im Menü herumsuchte, fluchte ich innerlich vor mich hin, was für ein Idiot ich doch war. Wie oft hatte ich mich in den letzten Tagen geärgert, keine Beweise zu haben? Und jetzt, wo ich endlich in der Lage bin, alle Beweise zu kriegen, die ich brauche, versäume ich, sie zu speichern?
Du nennst dich Privatdetektiv?
Du bist echt scheiße in deinem Job.
Ich fand die Aufnahmefunktion, stellte sie an und hielt das Handy so dicht an das Loch in der Tür, wie ich konnte. Ich hatte die Funktion vorher noch nie benutzt – beim Arbeiten verwende ich normalerweise einen speziellen Digitalrekorder –, deshalb wusste ich nicht, ob die Stimmen laut genug für eine Aufzeichnung waren und wie viel Speicherzeit zur Verfügung stand, außerdem war ja klar, dass ich dasWichtigste sowieso schon verpasst hatte, trotzdem war es den Versuch wert.
Tait sprach jetzt wieder mit Lloyd.
»… und während Mott den Kutter rausfährt, treibst du Garrow auf, kapiert? Ist mir egal, wie du das schaffst, wie viele Leute du brauchst … finde ihn einfach. Und lass ihn nicht spüren, dass irgendetwas nicht stimmt, klar? Sag ihm nur, dass ich ihn sprechen muss, dass es sehr wichtig ist … oder so. Hast du verstanden?«
»Ja.«
»Wenn er dich fragt, was los ist, wieso ich ihn unbedingt sehen will, stell dich dumm. Du weißt nichts. Ich hab dich angerufen und gesagt, ich muss ihn sprechen und es ist dringend, weiter nichts. Mehr weißt du nicht.«
»Okay.«
»Am besten, du nimmst einen von den Range Rovern.«
»Klar.«
Tait sah auf seine Uhr. »Und mach dir keine Sorgen, wenn du unterwegs Boons Land Rover siehst. Ich erwarte ihn.«
»Boon?«
»Er bringt Linda Ransom hier raus.«
»Wozu?«
Tait lächelte. »Sie hat zu lange ein Doppelleben geführt … Sie war einsam, verwirrt, sie hat sich zu sehr mit den Leuten eingelassen, die sie überwachen sollte, und am Ende hat sie sich nicht nur mit dem Anführer der Drogenschmuggler, sondern auch mit seiner rechten Hand eingelassen – sie war also auch mit Stevie
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